25/03/2024
Lieber Jethro
Ich hoffe, die Zustellung dieses Abschiedsbriefs aus dem Diesseits funktioniert gemäß den Vorstellungen und Erwartungen der gläubigen Menschen – und ebensolcher Katzen. Ich rechne dementsprechend damit, dass Du Briefe, Telegramme und Blogbeiträge wenigstens einmal pro Woche von Cato, dem diensthabenden himmlischen Postboten ausgehändigt bekommst. Ich vermute, Du hast auch einen hübschen Briefkasten vor Deiner Wolke, so einen im Challet-Stil mit aufgemalten Geranien an der Fassade und hübschem Vöglein-Dekor.
Ich sende Dir meine herzlichsten Abschiedsgrüße mit einem gewissen Bedauern, dass wir zu Deinen Lebzeiten nur wenig Gelegenheit hatten, miteinander zu interagieren. Nur zu gerne hätte ich Dich gestreichelt, Deine Haupthaare verwuschelt und Dich mit einer dicken Wurstscheibe verwöhnt (ich weiß, ich weiß … Deine hinterbliebene Mama ist Vegetarierin, aber ich nehme an, Sie hat Dir ihre Ernährungsgewohnheiten nicht aufzwingen wollen).
Ich wünsche Dir einen angenehmen Aufenthalt auf Deiner Katzenhimmel-Wolke für die bevorstehenden neun Ewigkeiten. Ich habe gehört, dass man dort oben den ganzen Tag auf den bequemstem Wolkenpolster der Polsterwolken ausruhen, himmlischer Katzenmusik hören kann, und dass am Wochenende viele Wollknäuel zum Spielen aus der Höhe herabregnen. Und das Beste kommt noch: Angeblich sind im Katzenhimmel ganze Heerscharen von Mäusen auf Rollschuhen unterwegs. Was kann man sich da besseres wünschen als »Essen auf Rädern«, von dem man sich bei Belieben bedienen kann.
Ich glaube, lieber Jethro, Du hast es wirklich gut getroffen: Zuerst sechzehn angenehme Jahre im Verlagshaus bei Katarina, wo Du Zuwendung, Liebe, erlesene Köstlichkeiten bekommen, und gewiss auch viele literarisch inspirierende Eindrücke erfahren konntest. Damit wurdest Du zu einer der belesensten Katzen, von denen ich je gehört habe. Immerhin hattest Du im Diesseits sogar einen eigenen Blog betrieben. Ich hoffe innigst, dass Du das dank der neuen Kommunikationsmöglichkeiten auch weiterhin tun kannst.
Jetzt, mein lieber Jethro … jetzt weilst Du im Katzenhimmel unter paradiesischen Zuständen und schaust herab, wie wir, ohne Deinen Beistand uns gegen die Banalitäten des Alltags stemmen müssen. Du hingegen sollst Deine neun Ewigkeiten in Ruhe und in Seligkeit genießen. Das wünsche ich Dir nicht nur in meinem Namen, sondern auch im denjenigen von Ivan, Katarina, Ruben und allen anderen, die Dich gekannt haben und nun untröstlich vermissen.
Mach’s gut lieber Jethro, ruhe sanft!
Dein Freund, Peter