Frizz Das Magazin Leipzig

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„Es wird - wie immer - ä viehsches Programm in feinstem Sächsch geben.“„MischnImPossible – zwei Deppen im Duo“ heißt ein...
01/07/2024

„Es wird - wie immer - ä viehsches Programm in feinstem Sächsch geben.“

„MischnImPossible – zwei Deppen im Duo“ heißt eine Veranstaltung am 15. Juli in der „naTo“, die Johannes Kürschner und Franz Müller einschenken werden. Ein Erlebnisbericht, es ging mit einem Krankenfahrstuhl auf Weltreise! Grund genug, bei den gebürtigen Dresdnern nachzufragen:

Schon das Lesen der Veranstaltungsankündigung lässt mich vor Lachen vom Stuhl fallen. Da stehen solche Sätze: „Sommer 2020. Corona. Lockdown. Tristesse. – Zwei Ossis, eine fixe Idee, ein Krankenfahrstuhl und 7000 km bis zur letzten Bratwurst vor Amerika.“ Bitte was? Könnte ich um ein paar Erläuterung bitten?

Kürschner: Naja, ist eigentlich für uns ganz logisch. Um aus der Corona-Depression zu entfliehen, sucht das kreative Hirn gern nach Wegen ins Glück. Es war also klar, dass ein zweitaktmotivierter Ausbruchsversuch Richtung Süden geplant werden musste. Also wurde kurzer Hand ein Krause Duo Dreirad gekauft, aufgemotzt und dann ging es zu zweit los - Richtung Südwest Portugal zur letzten Bratwurstbude vor Amerika und zurück.

Ähm, ja, verstehe. Super! Und was haben Sie so erlebt? Welche Erfahrungen, ob schlecht oder gut oder mittelmäßig, haben Sie denn mit nach Hause gebracht? Besonders skurrile oder bewusstseinserweiternde Geschichten nehme ich gern!

Müller: Wir hatten ja nur einen Monat Zeit für die ganze Aktion, da mein Sohn uns zu seinem ersten Geburtstag eingeladen hatte. Und ich glaube, selten so einen ereignisreichen Monat gehabt zu haben. Zwei Begegnungen mit der Autobahnpolizei, die zum Glück glimpflich ausgingen, gehören da ebenso dazu wie der Kontakt zu Einheimischen - ohne die Sprache zu beherrschen. Und auch bei solchen Zusammentreffen kann man eben echt verrückte Typen und KFZ-Begeisterte treffen und mit Hand und Fuß lebhaft über die Zweitakttechnik philosophieren. Aber wirklich bewusstseinserweiternd war nur die Erkenntnis, dass man es mit so einem Schaukelstuhl fast 7800 Kilometer weit bringen kann. Das haben vorher nur wenige unsere Bekannten für möglich gehalten und vor allem nicht in dieser kurzen Zeit.

Wunderbar!

Kürschner: Für mich war das Feeling, einmal mit dieser Krücke auf die portugiesische Kartbahn fahren zu dürfen, fast das Größte. Natürlich war auch das ganze Gefühl der Freiheit mega, denn wir haben immer unter freiem Himmel gepennt, genau an dem Ort, wo die Fahrt für diesen Tag zu Ende war. Getrübt wurde diese Freiheit leider nur durch die Corona-Einschränkungen, die unsere Reisefreiheit in Europa mehr als nur einmal einschränkten, aber natürlich wiederum für lustige Lösungen und Wege sorgten.

Was passiert denn, wenn ich 15. Juli in die naTo komme?

Kürschner: Es wird - wie immer - ä viehsches Programm in feinstem Sächsch geben. Wir sind live vor Ort und plaudern zur Entstehungsgeschichte der Tour und deren Seitentrieben. Rausgekommen ist ein 94-minütiger Reise-Comedy-Zweitaktabend-Teuerfilm, der glaube ich noch kein Zwerchfell unstrapaziert hinterließ. Dazu gibt’s noch ein Musikvideo zu einem Song der Kapelle „Hartmut und Freunde“, der extra für den Film geschrieben wurde. Und wir machen freilig Spiel, Spaß und Spannung mit einem kleinen Bilderrätsel, bei dem man sogar noch was gewinnen kann.

Spulen wir mal kurz zurück: Wer sind Sie eigentlich? Was ist „makiVISUAL“, was „Günther & Hindrich“?

Müller: Alles fing an in Mittweida. Wir studierten Medientechnik und durch einen äußert dummen Zufall saßen wir eines Tages zusammen im Auto eines gemeinsamen Freundes und waren auf dem Weg zum Klettern. Schnell haben wir mitbekommen, dass wir vor allem beim Biergenuss und Dumm-Quatschen gut harmonieren. Und so dauerte es auch nicht lange und wir begannen, zusammen zu filmen. Zuerst ein Ski-Film und dann kam dieses hochschulinterne 48 Stunden-Kurzfilmfestival mit dem Thema „Banal Fatal“. Da entstanden die Charaktere „Günther & Hindrich“. „Pech im Glück … Spiel im Leben“ hieß der erste Streifen. Es war natürlich klar, dass wir gewinnen mussten und damit war das Kurzfilmduo geboren.

Kürschner: Unter dem Label „makiVISUAL“ produzierten wir dann vier weitere Kurzfilme, die auf Festivals etliche Preise gewannen und auch Olaf Schubert bekam im Film „Simply the Worst“ eine vortreffliche Nebenrolle als tschechischer Polizist. Naja, und mit „MischnImPossible“ wollten wir uns einen lang „gehögten“ Traum des Langfilms erfüllen. Zwar in Zivil, aber man muss ehrlich sagen, dass „Günther & Hindrich“ nicht sehr weit von uns selbst weg sind. Wir haben ja auch kein Schauspiel studiert, sondern Technik. Mit „Günther & Hindrich“ soll es trotzdem weitergehen. Diesen Sommer kommt ein frischer Kurzfilm auf die Leinwand, 2025 werden wir bei der Humor-Zone in Dresden mit einem eigenen Bühnenprogramm durchstarten. Also, mal sehen, ob wir damit die Republik erobern können.

Ich bin zuversichtlich. Wie würden Sie Ihren Humor beschreiben?

Kürschner: Unser Humor ist dialekt und ostzonal geprägt. Wir feiern die Unkompliziertheit, den Erfindungsreichtum der ehemaligen Ostbürger, also auch vor allem unserer Eltern. Und gerade beim Reisen ist Lachen für uns wichtig, da es schon viel zu viele Reise-Dokus gibt - ohne ein Quäntchen Humor. Wir machen gern dramatische und eher trocken wirkende Sachen lustig.

Müller: Auch wenn manche Gags vorne herum einfach wirken, haben sie meistens einen tieferen Bezug, eine zweite Ebene. Gerade mit unseren Untertiteln in den Filmen, die meist in einem gekünsteltem Hochdeutsch und in Slang-Englisch gehalten sind und manchmal augenscheinlich nicht ansatzweise zum Gesagten passen, machen wir meist noch eine dritte Ebene auf.

MischnImPossible – zwei Deppen im Duo, 15. Juli, naTo, 20 Uhr; Günther & Hindrich, alle Infos unter www.shopsimply.de die naTo Simply Günther und Hindrich

Text: Mathias Schulze Bild: makiVISUAL GbR, Fotograf: Siegfried Michael Wagner
BU: Bis zur letzten Bratwurstbude vor Amerika: Johannes Kürschner und Franz Müller haben was erlebt!

Ein Sommer ohne Ausgehen? Nicht mit uns! Hier kommen die Verlosungen für den Juli. Machen, tun, drücken, liken, Kennwort...
23/06/2024

Ein Sommer ohne Ausgehen? Nicht mit uns! Hier kommen die Verlosungen für den Juli. Machen, tun, drücken, liken, Kennwort schreiben! Viel Glück!

Zwei Mörder und kein Todesfall, Theater
26. Juni bis 19. August, Anker Leipzig, 1x2 Tickets
Kennwort: Anker

Charly Hübner & Caren Miosga, Lesung
6. Juli, Steintor-Varieté Halle, 20 Uhr, 1x2 Tickets
Kennwort: Jahrestage

Die Legende von Paul und Paula, Film und Gespräch
12. Juli, Gütchenpark Halle, 21 Uhr, 1x2 Tickets
Kennwort: Paul und Paula

Brokof, Konzert
12. Juli, Objekt 5 in Halle, 20 Uhr, 1x2 Tickets
Kennwort: Brokof

Sing dela Sing, Konzert
16. Juli, Leipziger Werk 2, 20 Uhr, 1x2 Tickets
Kennwort: Sing dela Sing

Deadpoo & Wolverine, Film
ab 24. Juli, Prisma Cinema Halle, 1x2 Tickets
Kennwort: Deadpool

Fabian oder Der Gang vor die Hunde, Film und Gespräch
28. Juli, Leipziger Passage Kinos, 18.30 Uhr, 1x2 Tickets
Kennwort: Fabian

Anna Ternheim, Konzert
2. August, Parkbühne Leipziger Geyserhaus, 20 Uhr, 1x2 Tickets
Kennwort: Ternheim

Nicht nur TraurigesRituale, Gerätschaften und Musiken: Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig zeigt die Schau „R.I.P. – ...
17/06/2024

Nicht nur Trauriges

Rituale, Gerätschaften und Musiken: Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig zeigt die Schau „R.I.P. – Die letzte Adresse. Tod und Bestattungskultur in Leipzig“.

Weithin gilt der Tod als größtes Tabuthema des modernen Menschen. Er wird eher als Zumutung empfunden, über die man nicht nachdenken möchte. Über Jahrtausende hinweg aber galt das Sterben als selbstverständlicher Teil des Lebens. Man bereitete sich darauf vor, umgab sich mit Ritualen, Gerätschaften und Musiken, nahm Abschied von Sterbenden, begleitete ihr Hinscheiden und hielt auch nach dem Tode ein unsichtbares Band der Zusammengehörigkeit aufrecht. Wie generell im christlichen Europa spielten die Kirchen in Leipzig über Jahrhunderte die wichtigste Rolle bei der Bestattung. Später entwickelten sich Vereine und Institutionen, die sich diesem Aspekt des Lebens verschrieben. Wo in der Stadt und vor allem wie fanden die vorangegangenen Generationen ihre letzte Ruhe? Wie sah es in der Vergangenheit für Angehörige anderer Religionen aus? Und wie ist das heute? Der große Bogen der Schau spannt sich von frühgeschichtlichen Bestattungen über mittelalterliche und frühneuzeitliche Beisetzungen in den Kirchen bis zur staatlichen Aufsicht über die Totenfürsorge, von dem Aufkommen säkularen Brauchtums bis hin zu zeitgenössischen Formen des letzten Weges eines Menschen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei immer die Leipziger Ausprägung von meist in ganz Mitteleuropa verbreiteten Praktiken. Ein Kapitel der Ausstellung stellt den für Leipzig so wichtigen „Alten Johannisfriedhof“ und seine Entwicklung bis zur Aufhebung in den Mittelpunkt, ein anderes die Versuche der DDR, auch für die Bestattungskultur neue sozialistische Rituale zu entwickeln. Zu sehen sind beispielsweise spätmittelalterliche Gedenktafeln aus Leipziger Kirchen, ein Leipziger Pestkarren des 17. Jahrhunderts, Totenmasken Leipziger Bürger oder Grabbeigaben des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung fragt nach heutigen Entwicklungen, nach modernen Bestattungsformen und einer sich wandelnden Erinnerungskultur. Interviews mit Menschen, die sich aus professionellen Gründen intensiver dem Thema widmen - unter anderem Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Religionen - geben weiterführende Impulse. Die Ausstellung ist eine Entdeckungsreise, die Erstaunliches, Überraschendes und nicht nur Todtrauriges präsentiert. Eine Begleitpublikation und ein umfangreiches Begleitprogramm runden eine sehenswerte Schau ab.

„R.I.P. – Die letzte Adresse. Tod und Bestattungskultur in Leipzig“, bis 1. September, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Haus Böttchergäßchen 3, Di.–So. und Feiertage von 10 bis 18 Uhr, www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Das letzte Wort im Juni hat die Leipziger Sängerin Franziska Hiller, die mit ihrer Band Die Damen und Herren Daffke / „D...
11/06/2024

Das letzte Wort im Juni hat die Leipziger Sängerin Franziska Hiller, die mit ihrer Band Die Damen und Herren Daffke / „Die Daffkes“ - das Wort stammt aus dem Jiddischen und bedeutet, etwas aus Trotz, zum Spaß oder aus Eigensinn zu tun – ab August den ländlichen Raum in Thüringen und Sachsen bereisen wird. Auf einem umgebauten Barkas werden dann Konzerte gespielt. Ein solches „Barkas-Konzert“ findet auch am 8. Juli um 19 Uhr vor der Thomaskirche Leipzig statt, Eintritt ist frei.

Wenn Sie in diesen Tagen an Leipzig denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen?

Jeder Stadtteil ist ein eigener Kosmos, es lohnt sich, diesen Stück für Stück abzuspazieren. Ich bin immer überrascht, was ich dabei entdecke: einen schönen Hinterhof, einen kleinen Laden, ein Stück Stadtgeschichte. Wissen Sie, was sich hinter dem Straßennamen „Czermaks Garten“ verbirgt? Oder wo sich das ehemalige Palast-Theater befindet?

Welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?

Die Kulturszene in Leipzig ist üppig. Ich bin als selbstständige Musikerin Teil der freien Szene, arbeite häufig im interdisziplinären Kontexten. Kreative Ideen brauchen Platz. Leider ist es schwierig, in Leipzig erschwingliche Probenräume für freie Projekte zu finden. Oder ich kenne einfach noch nicht die richtigen Orte. Ein Gebäude wie das „Theaterhaus Mitte“ in Berlin mit kurzzeitig mietbaren Proben- und Produktionsräumen würde ich mir für die freie Szene Leipzig auch wünschen.

Kriege, Klima, Inflation - überall Krisen. Wie gelingt es Ihnen optimistisch zu bleiben?

Mal besser, mal schlechter. Manchmal möchte ich mir auch die Decke über den Kopf ziehen. Garantierte Stimmungsaufheller sind für mich: Verabredung zum Kaffee mit einer Freundin und dabei freudvoll schweigen. Oder ein langes Telefonat mit einem Freund und dabei durch die Stadt spazieren. Oder zum See fahren, Musik hören und ein bisschen tagträumen. Oder einen albernen Tanz mit dem liebsten Menschen in der Küche.

Welchen Kulturtipp in oder aus Leipzig würden Sie unbedingt empfehlen?

Ich empfehle ein ausführliches Eintauchen in die freie Szene Leipzigs. Es gibt viele wunderbare kreative Menschen in Leipzig! Nach der Museumsnacht im Mai ist mir bewusst geworden, wie viele eigensinnige Museen es in Leipzig gibt. Ganz oben auf meiner Liste steht gerade das „Schrebergarten Museum“. Mich interessiert, wie sich Menschen in Gemeinschaften organisieren. Der Schrebergarten wirkt auf mich wie ein Mikrokosmos. Eine Stadt in der Stadt. Ansonsten kann ich die Plagwitzer Markthalle an einem Samstag empfehlen. Schlendert man von Stand zu Stand, fühlt man sich wie in einer Markthalle in Frankreich.

So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?

Einfach mal was „aus Daffke“ machen. Soll wahre Wunder wirken.

Crowdfunding-Aktion „Barkas-Konzerte“: www.startnext.com/klappstuhl-konzerte
Die Damen und Herren Daffke
Bild: Antje Kröger

Die etwas andere NetzwerkpartyAm 7. August findet auf dem Festplatz am Cottaweg wieder der Leipziger Firmenlauf statt. B...
09/06/2024

Die etwas andere Netzwerkparty

Am 7. August findet auf dem Festplatz am Cottaweg wieder der Leipziger Firmenlauf statt. Bis zum 17. Juli ist eine Teilnahme als Normalbucher möglich, über die Spätbucher-Funktion kann man sich sogar bis 6. August anmelden. Organisiert wird das Ganze von der Veranstaltungsagentur „Die Sportmacher“. Grund genug, bei Gründer und Geschäftsführer Conrad Kebelmann, der in Chemnitz Sport und Wirtschaft studiert hat, nachzufragen

Als Sie 2006 zusammen mit Michael Rieß „Die Sportmacher“ gründeten, waren Firmenläufe noch nicht so beliebt wie heute, oder? Woher kam die Idee, solche Läufe zu organisieren?

In Frankfurt am Main gab und gibt es seit 1993 einen großen Firmenlauf, der sich wiederum von dem Erfolg eines New Yorker Firmenlaufes inspirieren ließ. Mittlerweile organisieren wir, also „Die Sportmacher“, die Firmenläufe in Potsdam, Leipzig, Braunschweig und Chemnitz. Übrigens werden wir auch den Kulturhauptstadtmarathon 2025 in Chemnitz veranstalten.

Wie erklären Sie sich die Erfolgsgeschichte der Firmenläufe?

Neben und auch alternativ zu den üblichen Betriebsfesten entwickelt sich über den Sport, der ja auch noch gesund ist, ein positiver Teamspirit, der mal nichts mit der Arbeit zu tun hat. Durch den gemeinsamen Sport werden Hierarchien abgebaut, die sonst während der alltäglichen Arbeit einem Wir-Gefühl auch im Wege stehen können. Egal, ob Pförtner oder Chef: Alle tragen Sportklamotten. Und teamintern spielen auch mal ganz andere Themen, also die Erlebnisse während des Laufes, eine Rolle. Übrigens gibt es diesen Abbau von Barrieren nicht nur innerhalb einer Firmen, sondern auch zwischen den Firmen selbst. Der Firmenlauf ist eben die etwas andere Netzwerkparty. Es geht ums Sehen und ums Gesehen-Werden. Und vor allem geht es nicht primär darum, wer der oder die Schnellste ist, sondern es geht um Beteiligung, Teamgeist und Wir-Gefühl. Wer langsamer läuft, kann sogar länger für sich werben.

Und „Die Sportmacher“ …

… unterstützen. Wir richten die Meetingpoints ein, sorgen uns ums Catering-Zelt, kümmern uns um all die kleinen Puzzle-Teile. Um beispielsweise in Ruhe laufen zu können, haben wir in Leipzig ab 18 Uhr sechs Startwellen mit einem Abstand von 20 Minuten eingerichtet. So entzerrt sich auch das Catering.

In Leipzig gibt es sogar einen Kreativ-Wettbewerb.

Es geht um die kreativsten Outfits. Wir hatten schon die „Familie Feuerstein“, Ufos oder die berühmte Zeitmaschine aus „Zurück in die Zukunft“ am Start. Wir prämieren dann die drei kreativsten Firmen mit Spendenchecks in Höhe von 1.000, 600 und 400 Euro. Das Geld können die Unternehmen für Charity-Projekte ihrer Wahl bereitstellen.

Leipziger Firmenlauf, 7. August, Festplatz am Cottaweg, ab 16 Uhr, Anmeldungen unter www.leipzig-firmenlauf.de https://www.facebook.com/FLLeipzig facebook.com/FLLeipzig

Bild: Florian Manhardt/Die Sportmacher
BU: v.l.n.r: Moderator Roman Knoblauch, Hauptsponsor Marco Erbe und Conrad Kebelmann beim Leipziger Firmenlauf.

„Es ist tröstlich, aber auch verrückt, dass alle unsere großen heutigen Themen bereits vor hundert Jahren in Gedichten f...
07/06/2024

„Es ist tröstlich, aber auch verrückt, dass alle unsere großen heutigen Themen bereits vor hundert Jahren in Gedichten formuliert wurden.“ / Axel Holst im Interview

Der Bühnen- und Fernsehschauspieler Axel Holst, Jahrgang 1967, ist in Mecklenburg-Vorpommern geboren und hat in Leipzig seine Jugend verbracht. Nun kommt er in die Messestadt zurück: „Axel Holst und U.T.A. – Songs und Gedichte“ heißt die Veranstaltung am 22. Juni im Horns Erben. Wir verlosen 1x2 Tickets, Kennwort: Holst. Der Abend, so notierte es der WDR, „entführt in das Universum, in dem alles, wirklich alles gedacht und gesagt und gefühlt wird, nur nicht Langeweile.“ Grund genug, bei Holst nachzufragen:

Der Ankündigungstext liest sich wie ein ganz grundsätzliches Plädoyer für Lyrik, die in der heutigen Zeit (Streamingdienste, verkürzte Aufmerksamkeitsspannen) offenbar an Bedeutung verloren hat. Ist das Ihre generelle Haltung, schwingen Sie sich mit einer Portion Überzeugungslust in den Abend? Oder präziser: Welche Welten werden Ihnen durch Lyrik erschlossen?

Ich liebe Gedichte. Aufklärerische oder messianische Absichten liegen mir fern. Ich halte mich weder für klüger noch für informierter. Ich möchte nur, dass die Menschen mit mir zusammen eine gewisse Zeit mit Gedichten verbringen. Ich bin kein Rezitierer, das mag ich nicht.

Sondern?

Ich erlebe die Gedichte beim Lesen, natürlich dabei ihren Strukturen folgend. Und wenn die Zuschauer mit mir auf diese Reise gehen, macht mich das glücklich. Vielleicht zusammen überrascht sein. Oder gerührt. Oder amüsiert. Das wäre schön. Ich behaupte, dass es kein Thema gibt - und sei es noch so speziell - über das nicht schon ein Gedicht geschrieben wurde. Das ist das Einzigartige: diese Vielfalt, gereimt oder frei, rhythmisiert, prägnant, weit ausholend, umständlich oder direkt, zart, brutal, traurig, lustig, provokant, weise oder albern. Aber natürlich auch dieses Instrument, also die Sprache, mit der von so herrlich unterschiedlichen Menschen geschaffen so unterschiedliche Töne gespielt werden können. Und die schönen Songs der Musikerin „U.T.A.“ gibt es dazu! Die Leute sollen einfach eine gute Zeit haben. Es ist tröstlich, aber auch verrückt, dass alle unsere großen heutigen Themen bereits vor hundert Jahren in Gedichten formuliert wurden. Da gibt es beispielsweise ein Gedicht von Brecht: „700 Intellektuelle beten einen Öltank an“. Das ist, als wäre es ein Kommentar aufs Hier und Heute.

Im Ankündigungstext gibt es auch eine Anspielung auf den Deutschunterricht: Haben Sie eine Idee, wie die Faszination für Lyrik im Unterricht vermittelt werden könnte?

Ehrlich gesagt, bin ich ein Pessimist, was unsere Schulen betrifft. Und ich bin mir nicht sicher, ob etwas, das mit Gefühl, Lust und Erleben zu tun hat, überhaupt verordnet werden kann. Und natürlich sind diese Vorgaben und Schemata zur Interpretation eines Gedichts totaler Humbug: Beamtensprech und Anwendungsschablonen, um Begeisterung für Kunst zu wecken. Was soll das für einen Sinn machen?

Aber ein guter Deutschlehrer …

… würde vielleicht auf die ungeheure inhaltliche und formale Spannbreite von Lyrik hinweisen, über Rap sprechen und den Spaß am Reimen vermitteln, indem man es gemeinsam tut. Vielleicht auch ein bisschen Ringelnatz oder Robert Gernhardt? Oder ein Lautgedicht von Ernst Jandl? Man muss die Neugier wecken. Um mehr geht es bei diesen Dingen gar nicht. Den Rest machen dann die Kids.

Wo wohnen Sie gerade?

Ich wohne im Neandertal bei Düsseldorf. Dort wurde unsere Seitenlinie das erste Mal gefunden, der Neandertaler, deshalb heißt er so. Neander war ein rheinischer Dichter, der die Gegend da besungen hatte.

Was sehen Sie, wenn Sie heute durch Leipzig schlendern?

Wenn ich heute durch Leipzig schlendere, sehe ich offene Gesichter, viele junge Leute, Familien, Menschen, denen der Zustand ihrer Stadt wichtig zu sein scheint. Denn so sieht sie aus - wie eine Stadt, die gemocht wird. Eine Menge Fahrräder gibt es und wenn es warm wird, bekommt alles irgendwie ein südlicheres Flair. Nicht so gehetzt. Die Stadt hat sich, im Gegensatz zu manch anderer, entschieden zu Ihrem Vorteil entwickelt.

Eine (knackig platte) Frage zum geeinten Deutschland, zu Ihrem Werdegang, zu Ihren Erfahrungen im Schauspiel-Business: Fühlen Sie sich als Ossi? Warum, warum nicht?

In den 90ern wollte ich kein Ossi mehr sein, wurde aber durch meine westdeutschen Kollegen ununterbrochen daran erinnert, natürlich auch durch diverse Anforderungen, die ich nicht beherrschte.

Beispiele?

Mit Geld gut umgehen können oder sich selbst einen Wert in Arbeitsverhandlungen zu geben. Heute, älter, habe ich eher das Gefühl, im Vorteil zu sein, da ich wirklich erlebt habe, was es bedeutet, nicht in Freiheit zu leben. Das ist nicht zu unterschätzen. Meinungs- und Bewegungsfreiheit. Die Freiheit zum Beispiel, ein ganz bestimmtes Gedicht aussuchen und vortragen zu wollen und auch zu können. Ansonsten: Ossi, Wessi? Es ist egal! Aufs Individuum kommt´s an! Ich bin ja auch eingeheirateter Rheinländer.

Noch mal knackig: Haben Sie Angst vor der Rente?

Überhaupt nicht. Überhaupt nicht! Überhaupt nicht!

Was ist Glück?

Fühlen und denken können. Gar nichts tun und das genießen können. Etwas freiwillig von sich weggeben. Sich mit etwas verausgaben, weil man das will.

Axel Holst und U.T.A. – Songs und Gedichte, 22. Juni, Horns Erben, 20 Uhr, www.horns-erben.de Horns Erben - Kultur / Lokal facebook.com/axi193

Text: Mathias Schulze Bild: Phillip Lethen
BU: Axel Holst kommt mit einem Lyrik-Abend nach Leipzig.

„Der Vergleichsdruck ist manchmal verherrend.“ / Die  Leipzigerin Alice Grouchman im InterviewGeigerinnen und Geiger im ...
05/06/2024

„Der Vergleichsdruck ist manchmal verherrend.“ / Die Leipzigerin Alice Grouchman im Interview

Geigerinnen und Geiger im Alter zwischen 12 und 21 Jahren aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen oder Sachsen-Anhalt können sich bis 9. September bei einem Violin-Förderwettbewerb der „Ostdeutschen Sparkassenstiftung“ und des Anhaltisches Theater Dessau mit einem Programm aus drei Werken unterschiedlicher Epochen bewerben. Zu gewinnen gibt es den „Rust-Preis 2024“, der beinhaltet, dass man sich eine Geige für die nächsten zwei Jahre aussuchen kann. Mit dem Sonderpreis des Anhaltischen Theaters hat man zudem die Chance, in einem Konzert der Anhaltischen Philharmonie als Solistin oder Solist aufzutreten. Der nächste „Rust-Preis“ wird 2026 vergeben, dann hat man sogar die Möglichkeit, seine Geige zu verteidigen. Grund genug, bei der „Rust-Preis“-Gewinnerin 2022, bei der Leipzigerin Alice Grouchman, nachzufragen

Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Ich bin 19 Jahre alt, Geigerin und komme aus Leipzig.
Aktuell studiere ich und mache mein Bachelorstudium an der „Hochschule für Musik und Darstellende Kunst“ in Frankfurt.

Wie hast du vom „Rust-Preis“ erfahren?

Meine ehemalige Lehrerin hatte erwähnt, dass es so einen Wettbewerb gibt, der auch Geigen verleiht. So bin ich darauf aufmerksam geworden.

Was zog der Gewinn nach sich?

Ich hatte die großartige Möglichkeit, insgesamt fünf wunderbare Konzerte mit der Anhaltischen Philharmonie spielen zu dürfen, drei davon im Anhaltischen Theater. Vom Programm her haben wir neben der fulminanten „Carmen-Fantasie“ von Franz Waxman, der „Introduktion und Rondo capriccioso“ von Camille Saint-Saëns auch mein geliebtes Glasunov-Violinkonzert gespielt. Es war spannend und erfüllend, die Werke mal so aufführen zu können wie sie auch vom Komponisten gedacht waren. Ein kleiner Traum, der in Erfüllung gehen konnte.

Dein Instrument und du: Was ist das für eine Beziehung?

Eine spannende Frage. Es ist eine liebevolle, gesunde Beziehung, sonst würde ich dies so viele Jahre auch nicht machen können. Ich würde es mit einer engen Freundschaft vergleichen. Es gibt viele tolle, gemeinsam erfüllende Momente. Aber es gibt auch mal Streitigkeiten, Demotivation oder auch Phasen, in denen man sich nicht versteht, sich auf den Sack geht - wie es auch unter normalen Menschen üblich ist. Doch man findet nach schwierigen Zeiten zueinander zurück. Über die Jahre hat sich die Bindung natürlich verstärkt.

Was macht ein Konzert mit dir?

Große Freude, Adrenalin, Spannung, Interaktion mit dem Publikum. Etwas, was ich so im normalen Alltag nicht erleben würde. Ob gemeinsam mit anderen Musikern und Musikerinnen oder solo: Es ist jedes Mal aufs Neue ein einmaliges Erlebnis. In erster Linie ist es Freude, Aufregung und der Reiz, endlich das aufführen und teilen zu können, was man angestrebt hat. Auf der Bühne spürt man die Verbindung mit den Zuhörerinnen und Zuhörern. Die Möglichkeit, verschiedenste Menschen durch Musik zusammenzubringen, Menschen zu berühren und unterhalten zu können, ist etwas ganz besonderes. Es macht immer Lust auf mehr.

Seit wann war dir klar, dass du Berufsmusikerin werden möchtest?

Von klein auf wusste ich, dass ich auf der Bühne stehen möchte. Es hat mich schon immer gereizt und neugierig gemacht, auf der Bühne zu „performen“. Ich habe erst mit dem Klavierspielen angefangen, da habe ich schnell gemerkt, dass es nichts für mich ist. Jedoch wollte ich aufs Instrument-Spielen nicht verzichten, deshalb habe ich auch noch weiter andere Instrumente ausprobiert. Als ich mit acht Jahren die Geige in die Hände bekommen habe, habe ich sie nicht wieder hergeben wollen. So hat es angefangen, obwohl meine Mutter erst alles andere als begeistert war.

Du hast bestimmt schon eine Menge positiver wie negativer Erfahrungen bei der Verfolgung des Zieles, (Berufsmusikerin) gemacht. Erzähl mal!

Zu Erfolgen und positiven Erfahrungen gehören natürlich auch Rückschläge und einhergehende Zweifel. Es gab Phasen, in denen ich überfordert und unmotiviert war zu üben, nachdem ich beispielsweise Misserfolge bei Wettbewerben hatte oder wenn es für mich allgemein nicht so gut lief. Der Vergleichsdruck ist manchmal verherrend. Es ist wichtig, sich guten Ausgleich schaffen zu können. Eine besonders anspannende, schwierige Phase war für mich, als ich eine Armverletzung hatte und einige Zeit gar nicht spielen konnte. Ich habe mich noch nie so verloren und unwohl gefühlt. Jedoch habe ich gerade in dieser Zeitspanne viel für mich, für mein späteres Spiel gelernt.

Was?

Wie wichtig es ist, sich einen guten Ausgleich zu schaffen, wie wichtig es ist zu lernen, auf seinen eigenen Körper hören zu können. Ich merke über die Jahre, wie sehr ich durch Musik neue Kraft schöpfe und mich fallen lassen, weiterentwickeln und mich dabei neu kennenlernen kann und darf. Es ist ein Lernprozess, der keine Grenzen kennt. Jedes Mal aufs Neue ist es ein unbeschreiblich schönes Gefühl, wenn man anderen Menschen durch seine Musik Freude machen kann, deren Wertschätzung spürt und es schafft, die Neugierde der Zuhörer und Zuhörerinnen zu wecken.

Was sind die Ziele und Pläne für die nächsten fünf Jahre?

Konzerte zu geben, vielleicht irgendwann mal selbst Projekte in die Wege zu leiten, möglichst vielen unterschiedlichen Zielgruppen Musik nahe zu bringen.Vielleicht in Orchesterakademien bewerben. An Wettbewerben teilnehmen, Projekte spielen, Kammermusik- und Soloauftritte. Und mit Orchestern zu spielen.

Rust-Preis 2024, alle Infos zu den Bewerbungen bis 9. September unter www.anhaltisches-theater.de/rustpreis

Bild: Claudia Heysel
BU: Alice Grouchman mit Markus L. Frank, der Generalmusikdirektor des Anhaltischen Theaters und Chefdirigenten der Anhaltischen Philharmonie Dessau ist.

FRIZZ Verlosung - zwei Freikarten für „Flying Hänsel und Gretel“ Du hast die Chance zwei Karten für die Leipzig-Premiere...
04/06/2024

FRIZZ Verlosung - zwei Freikarten für „Flying Hänsel und Gretel“



Du hast die Chance zwei Karten für die Leipzig-Premiere der tänzerischen Neuinterpretation des Klassikers der Grimmschen Märchenwelt „Hänsel und Gretel“ zu gewinnen.



Du wirst sehen, wie Hänsel und Gretel statt vom Hunger und vom Lebkuchenhäuschen, von Social Media und dem Hunger nach Aufmerksamkeit verführt werden.



Das Stück bewegt sich zwischen klassischem Märchen und moderner Interpretation, zwischen Oper und Rap sowie zwischen Pop und Breakdance.



Und das alles auf internationalen tänzerischem Topniveau.
Mehr Infos und Tickets gibt’s hier: www.gewandhausorchester.de

Wann: 05.06.2024, 20:00 Uhr

Wo: Gewandhaus, Leipzig

Teilnahmebedingungen: Like diesen Beitrag und uns lass uns eine PN zukommen.
Verlosungsende: 04.06.2024, 22:00 Uhr.

Flying Steps Gewandhausorchester

Foto: Flying Steps

Großdemo am 8. Juni um 15 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz in LeipzigBundesweit gehen Menschen unter dem Motto „Rechtsextrem...
03/06/2024

Großdemo am 8. Juni um 15 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig

Bundesweit gehen Menschen unter dem Motto „Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen“ auf die Straßen. Auch Hand in Hand Leipzig ruft am 8. Juni dazu auf, um ein klares Zeichen gegen Rassismus und die extreme Rechte zu setzen. Der Start der Demo ist um 15 Uhr auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz und findet besonders im Hinblick auf die Kommunal- und Europawahlen statt, mit dem Aufruf, demokratisch zu wählen. Auf der Demonstration wird es diverse Redebeiträge geben, lokale Vereine stellen sich vor, und es gibt Musikbeiträge. Der Demozug bewegt sich um den Innenstadtring, wobei Start- und Endpunkt der Wilhelm-Leuschner-Platz sind.

Route:
Wilhelm-Leuschner-Platz – Martin-Luther-Ring – Dittrichring – Goerdelerring – Tröndlingring – Augustusplatz – Roßplatz – Wilhelm-Leuschner-Platz

Mehr Infos zu Hand in Hand Leipzig: www.handinhandleipzig.de www.facebook.com/profile.php?id=61557951584484
Mehr Infos zu den deutschlandweiten Demonstrationen: www.rechtsextremismus-stoppen.de

„Hätte ich immer getan, was ich konnte, wäre ich tatenlos geblieben“Meret Becker und ihre Band „The Tiny Teeth“ sind mit...
31/05/2024

„Hätte ich immer getan, was ich konnte, wäre ich tatenlos geblieben“

Meret Becker und ihre Band „The Tiny Teeth“ sind mit ihrem Programm „Le Grand Ordinaire“ auf Abschiedstour. Am Mittwoch und Donnerstag gastierten sie im proppevollen UT Connewitz.

„Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber / wo ich bin, will ich nicht bleiben, aber / die ich liebe, will ich nicht verlassen, aber / die ich kenne, will ich nicht mehr sehen, aber / wo ich lebe, da will ich nicht sterben, aber / wo ich sterbe, da will ich nicht hin: / Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin.“ Das Gedicht von Thomas Brasch (1945-2001) eröffnet den Abend. Singt es Meret Becker, Jahrgang 1969, im weißen hautengen Kleidchen, reichern sich die alten Brasch-Zeilen mit neuen Nuancen an. Dann weht plötzlich der Spirit des Varietétheaters, des fahrenden Zirkusses, des flüchtigen Showgeschäfts, die Vergänglichkeit von Schönheit, Ruhm und Illusion und die ewige Verlockung einer großen märchenhaften Zauberwelt durch die Lyrik. Die menschliche Zerrissenheit kann viele Gesichter haben.

Becker im Rüschenrock, Becker und die Akrobatik, Becker und ihre Band „The Tiny Teeth“: Das ergibt einen verruchten, einen verspielten, einen verträumten, einen humorvollen, einen bizarren, einen wunderbar verlorenen Mix aus englischen, französischen und deutschen Chansons, Weltmusik und Kleinkunst. Banjo, Leierkasten, singende Säge, Cello oder Schifferklavier. Plastikhunde, Spielzeugpistolen und absurde Miniaturen. Keck verdreht Becker die blutunterlaufenden Augen, labil-selbstbewusst und sexy schwingt sie sich mit Liedern über Lust, Leidenschaft und Herzschmerz in die Nacht. Und immer zwinkert sie dem Publikum zu: Kann eine Show gleichzeitig die weite Welt des Schauspiels glorifizieren, parodieren und liebevoll umarmen? Das Programm „Le Grand Ordinaire“, also „Das große Gewöhnliche“, antwortet sanft, leise, laut, bunt, verwirrt, bestimmt und mit untergründigem Humor: Ja, warum denn nicht? Machen wir! Aber passen Sie auf, manchmal sehen Sie, wie Sie sehen, nüscht! Also wird berlinert, was das Zeug hält, also wird „La Vie En Rose“ ins Mikro gegurgelt, also werden die Klischees der Zauberwelt immer wieder bewusst übertrieben herausgestellt, ein Flirt mit dem Publikum bezüglich des Gitarrenspiels inklusive: „Hätte ich immer getan, was ich konnte, wäre ich tatenlos geblieben“, schmachtet Becker ins Rund. Eine auch immer ironisch gebrochene Nachtclub-Atmosphäre – filigran, zerbrechlich, mutig und kraftvoll in der Selbstreflexion. Zur Not wird der Plastikhund mit dem Föhn zum Fliegen gebracht. Ein charmanter Abend, der über die seelischen Abgründe, die hinter der magischen Zauberwelt liegen, leicht tänzelt und turnt. Und am Ende zischt Becker einen halben Liter Bier auf Ex: „Das, verehrtes Publikum, ist in meiner Familie eine Frage der Ehre!“

Text Mathias Schulze Bild Johanna Lippmann
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Sternwartenstraße 29
Leipzig
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