Jeans Brown - „Viele kleine Dinge, ergeben das grosse Ganze“
Jens aka Jeans Brown bekam seine erste Analogkamera im Kindesalter von seiner Mutter geschenkt. 2007 feierte er bereits mit der Ausstellung „Kenn ich Berlin ???“ in der Galerie Zeitzone einen ersten Erfolg. Neben gerahmten Fotografien war auch eine an die Wand projizierte Slideshow mit über 140 in Berlin entstandenen Aufnahmen zu sehe
n, die ihre Gänze durch eigens produzierte Beats fand. Grafiker, Beatproduzent und vor allem Fotograf mit einem sehr feinen Blick für die verborgenen Dinge des Alltags. Ein Künstler mit vielen Facetten! Bewaffnet mit seiner Kamera streift Brown mit offenen Augen durch die Welt. Er erblickt durch ihren Sucher Motive und setzt sie in einen Rahmen, indem er den Auslöser drückt und sie einfängt. Er betätigt den Auslöser nie mehr als ein einziges Mal. Die Hervorhebung von Fluchten und Perspektiven zieht sich als Stringenz durch seine Arbeiten. Es ist eine Fixierung von Strukturen und Formen zu erkennen, doch bei Browns Aufnahmen geht es weniger um die Darstellung des Gegenstandes als solches, der gekonnt abgebildet werden soll, mehr geht es um die Erfahrbarkeit seiner Fotografien auf der Wahrnehmungsebene. Seine Aufnahmen sind geradezu als Bilder eines fotografischen Autors zu lesen. Er dokumentiert und interpretiert mit ihnen nicht. Sie unterliegen keiner Abbildungsfunktion. Er fragt nach den fotografischen Bildern dieser Welt auf emotional erfahrbarer Ebene. Brown filtert in seinen Aufnahmen ein städtisches, der Zeit entflohenes Utopia in den Strassen Berlins und schafft so einen in seiner dramaturgischen und bildästhetischen Wirkung eigenen kosmischen Raum. Aus einer strukturierten Ganzheit im Berlin der unbegrenzten Möglichkeiten, einer Stadt am Puls der Zeit, stanzt er Ausschnitte heraus, die einer gewissen Zeitlosigkeit unterliegen. Bewusst klammert er Menschen als auch Objekte aus, durch die eine zeitliche Verortung ablesbar gemacht werden könnte. Meist sind seine Aufnahmen in schwarz-weiss gehalten. Es geht ihm vor allem darum, Stimmungen einzufangen. Brown: „Viele kleine Dinge ergeben das grosse Ganze. Schwarz-weiss bringt diese zudem noch besser zur Geltung“
Schwarz-weiss suggeriert Strenge, Klarheit, Präzision, eine gewisse Kühle teils auch etwas Düsteres. Die Aufnahmen rufen in der erfahrbaren Wahrnehmung eine vom Fotografen bewusst gewollte Reaktion beim Betrachter hervor. Brown zielt auf eine auf der Gefühlsebene evozierte Dramatik in der Betrachtung ab, die zudem durch die Verschleierung zeitlicher Transparenz einer gewissen Zeitlosigkeit unterliegen. Durch die ästhetische Nüchternheit und die Darstellung der Architekturen in ihrer Einfachheit und Schönheit untermalt von einer gewissen dramatischen Stimmung durch den Verzicht von Farbe spielt Jeans Brown in seinen Aufnahmen mit der Abwesenheit von Zeit in ihrer Härte als auch in ihrer Sanftheit und zieht den Betrachter in einen ganz eigenen Kosmos fern der lauten, schnellen und hektischen Großstadt Berlin! Annabell Burger/Kunsthistorikerin