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RISS - Zeitschrift für Psychoanalyse RISS - Zeitschrift für den psychoanalytischen Diskurs nach Freud und Lacan unter Einbezug eines int (ISSN 1019-1976)
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RISS - Zeitschrift für den psychoanalytischen Diskurs nach Freud und Lacan unter Einbezug eines interdisziplinären Dialogs.

Druckfrisch: "Land und Streit. Spuren der Nachlese" von RISS-Redakteurin Judith KasperDie letzten Ähren, die nach der Er...
10/05/2024

Druckfrisch: "Land und Streit. Spuren der Nachlese" von RISS-Redakteurin Judith Kasper

Die letzten Ähren, die nach der Ernte noch übrig waren, wurden bei der sogenannten Nachlese von denjenigen aufgesammelt, die über keinen Besitz verfügten. Dieser vormoderne Gewohnheitsbrauch stiftet Judith Kasper zu einer Spurensuche in gebückter Haltung an, in der sie sammelt und zusammenfügt, was andere haben fallen lassen: Die alttestamentarische Geschichte Ruts wird zum Anlass einer etymologischen Suche nach der Bedeutung des Wortes »leer«. Aus der harschen Verurteilung des Gewohnheitsrechts des Holzraffens nach der Französischen Revolution entwickelt sie eine genaue Lektüre eines bisher kaum besprochenen Kommentars von Karl Marx. Anhand von Balzacs unvollendetem Roman Die Bauern zeichnet Judith Kasper die Parzellierung der Landwirtschaft und die damit verbundene Kriminalisierung der Nachlese nach. In der französischen Malerei zeigen sich ihr die glaneuse genannten Ährensammlerinnen als beinahe revolutionäre Subjekte. Und in der Philologie des 19. Jahrhunderts wird klar: »Ährenlesen ist Ohrenlesen: mit den Ohren lesen«.

Die Nachlese offenbart sich hier als eine politisch radikale und stets mehrdeutige Praxis, als ein poetischer Gegenentwurf zur christlichen Gabe, die immer auch einen Gebenden voraussetzt. In kurzen, längeren und kürzesten Texten kreist dieser Essay um die Notwendigkeit, immer ein klein wenig zurückzulassen, damit andere es auflesen können.

Matthes & Seitz Berlin - Die letzten Ähren, die nach der Ernte noch übrig waren, wurden bei der sogenannten Nachlese von denjenigen aufgesammelt, die über keinen Besitz verfügten. Dieser vormoderne Gewohnheitsbrauch ...

20/01/2024
Auszug aus »An Namen (Platon, Rousseau, Zola, Freud etc.)« von Philippe P. Haensler:»[…] wenn man z. B. von einem sonst ...
13/12/2023

Auszug aus »An Namen (Platon, Rousseau, Zola, Freud etc.)« von Philippe P. Haensler:

»[…] wenn man z. B. von einem sonst schamhaften Mädchen verlangt, sich zu entblößen, oder von einem ehrlichen Mann, sich einen wertvollen Gegenstand durch Diebstahl anzueignen, kann man einen Widerstand […] bemerken […].«
– S. Freud, Psychische Behandlung (Seelenbehandlung)

Im Jahr 1938 verfasst Sigmund Freud eine Notiz, an deren Anfang ein Datum, in direktem Anschluss eine -nahme zu lesen ist: »3.VIII. Letzter Grund aller intellektuellen und Arbeitshemmungen scheint« – eine Lektüre, die nicht an diesem Punkt des Texts schon aufgeben, vom Text aufblicken (und also schlicht -hören) will, hat keine andere Wahl, als Freuds Ansicht für den Moment für die eigene zu nehmen, einen Augenblick zu teilen –

»die Hemmung der kindlichen Onanie zu sein. Aber vielleicht geht es tiefer, nicht deren Hemmung durch äussere Einflüsse, sondern deren unbefriedigende Natur an sich. Es fehlt immer etwas zur vollen Entlastung und Befriedigung – en attendant toujours quelque chose qui ne venait point – und dieses fehlende Stück, die Reaktion des Or****us, äussert sich in Aequivalenten auf anderen Gebieten, Absencen, Ausbrüchen von Lachen, Weinen (Xy), und vielleicht anderem. – Die infantile Sexualität hat hier wieder einmal ein Vorbild fixiert.«

Anderen vielleicht anderes, scheint mir an diesem Gedankengang Freuds insbesondere bemerkenswert, dass er nicht aus einem Guss ist. Die intellektuelle Arbeit sieht sich, anders und genauer, hier zweifach gehemmt: einerseits durch einen äußeren Einfluss bzw. fremdsprachigen -schub – »en attendant toujours quelque chose qui ne venait point« –, der – eine Übersetzung der »fehl[enden]« »vollen Entlastung und Befriedigung«, ihr Äquivalent auf anderem, französischem Gebiet? – das Ende des Satzes hinauszögert, auf den abschließenden Punkt länger, als vielleicht nötig wäre, warten lässt; gehemmt andererseits oder ins Straucheln gebracht durch eine Klammer, die nichts (Wörtliches) enthält, dem Nachdenken Freuds gerade so, wortwörtlich nichts sagend, aber ein fehlendes Stück hin-, ihm ebendas Schlagloch zufügt, das sie (eben die Klammer und eben behelfsmäßig: in die Bresche, die sie selbst ist, springend; ein aus anderem Holz geschnitztes, aus einem Splitter antiken, altgriechischen Holzes, ξύλον [xylon], verfertigtes Brettchen darüberlegend) ausgleicht. Kurz: Freuds Sätze, die den »intellektuellen und Arbeitshemmungen« auf den »[l]etzte[n] Grund« und dabei noch »tiefer« »geh[en]« wollen, laden zur Suche ein. Nach Namen vor allem anderen: dem der Urheber*in des französischsprachigen Zitats (gesetzt, es sei ein solches) und dem wahren – und es muss ein Name sein, zumindest ein Wort und darf nicht mehr sein in den Augen der (Numero)Philolog*in, die in Freuds am 3.8. '38 verfassten Sätzen 83 Wörter zählen will – dessen, was sich unter »Xy« verbirgt. Die wissenschaftliche Archäologie – die nie ohne Grabungsplan arbeitet, einen jeden Fund, Bruchstücke des Griffs eines Messers etwa, exakt (auf x- und y-Achse) verzeichnet, ehe sie die nächste Schicht abträgt – hat Freud und seiner Lektüre wieder einmal ein Vorbild fixiert.

[...]

Der Beitrag von Philippe P. Haensler findet sich frei verfügbar im eRISS:
https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org/eriss

PDF-Download unter: https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org/_files/ugd/4fe438_9fbd0e645f9046c89d2174269263c187.pdf?index=true

Die späte Notiz Freuds wird in Heft 99 des RISS außerdem kommentiert von Lilli Gast, Udo Hock, Aaron Lahl, Ulrike Kadi, Christian Kläui, Leon S. Brenner, Viktor Mazin, Camilla Croce und Karl-Josef Pazzini.

Link zum Heft: https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org/riss-99

Ist es wirklich, wie es ist?Hannes Böhringer lehrte viele Jahre als Philosoph an verschiedenen deutschen Universitäten i...
28/11/2023

Ist es wirklich, wie es ist?

Hannes Böhringer lehrte viele Jahre als Philosoph an verschiedenen deutschen Universitäten im Fachbereich Kunstphilosophie. Sein letztes Buch »Leben im Dativ« erschien 2021 bei Matthes & Seitz, wo er im März dieses Jahres auch sein neustes Werk »Lücken im Verhau« – eine Sammlung verschiedener Essays – publiziert hat. Der Titel lässt aufhorchen. Ein Verhau, in der Nähe von »verhauen, verprügeln«, bezeichnet ein sperriges Dickicht, das einem einerseits den Weg versperrt, andererseits einen Durchblick auf das dahinter Liegende oder, wie es zu Beginn von »Lücken im Verhau« heißt, »auf das Durcheinander der geordneten Welt« (S. 4), gewährt. Wie aber kann ein Durcheinander geordnet sein? Einige der Essays sind Sokrates gewidmet, der bekanntlich durch die Gassen und auf dem Marktplatz von Athen umhergelaufen sein soll, um sich dem Dickicht der damals gängigen Meinungen zu stellen. In der Darstellung Platons lässt sich der ewig Suchende, fern aller philosophischen Dogmatik, auf Streitgespräche ein, in deren Verlauf er herauszufinden trachtet, welche Meinung die richtige ist im Durcheinander der Behauptungen. Dabei bedient er sich der Kunst der Widerlegung, bei der das »bewusste Nichtwissen stärker ist als das Bescheidwissen« (S. 19). ...

Marco Baschera rezensiert Hannes Böhringers »Lücken im Verhau« – erschienen bei Matthes & Seitz – für den RISS. Vollständiger Text unter:
https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org/kopie-von-rez-98-03

27/11/2023

HEUTE ERSCHEINT / HOT OFF THE PRESS
Jacques Derrida, Das Kalkül der Sprachen
Übersetzt von Kianush Ruf

»Die Ökonomie ist stets bestrebt, ihren analogischen Stoff wiederherzustellen. Sie bedient sich dafür aller Mittel, bis hin zum Traum. Wir sind durch unsere größten Ausschweifungen gebunden.«

Im Kalkül der Sprachen laufen viele Fäden zusammen, mit denen die Dekonstruktion hantiert: die Philosophie und Rhetorik des 18. Jahrhunderts, das Potenzial der Freud’schen Psychoanalyse, die Sinnlichkeit der Erfahrung, der Sprache, der Politik und der Poetik und ein dichterisches Schreiben, das die Grenzen des Sagbaren neu bestimmt.

In seiner Auseinandersetzung mit der Philosophie Condillacs – mit seiner Rhetorik, seiner Erkenntnistheorie, seinem »Sensualismus« – erprobt Derrida ein Schreiben, das zwischen der Textur seiner Gegenstände und der eigenen Materialität changiert. Der Text wird in seiner Form, seinem Vorgehen und seinen Sprachbildern thematisiert, reflektiert, analysiert. In den zwei Spalten des Manuskripts – denn es handelt sich um zwei Texte, die einander umkreisen und sich antworten – wird so der experimentelle Zug einer Dekonstruktion erkennbar, die sich für die Wiederholung, die Verdopplung, die Differenz und die Analogie interessiert – und die in diesem Text vielleicht noch einen Schritt weiter geht.

https://www.turia.at/titel/derr_calcul.php

»Sie werden in analytischen Kreisen kein Sprechen über Sexualität mehr hören. Die psychoanalytischen Zeitschriften, wenn...
24/11/2023

»Sie werden in analytischen Kreisen kein Sprechen über Sexualität mehr hören. Die psychoanalytischen Zeitschriften, wenn Sie sie aufschlagen, sind die keuschesten, die es gibt. Man erzählt keine Bumsgeschichten mehr, man überlässt das den Tageszeitungen.«
– Jacques Lacan (1967)

Der Psychoanalytiker Éric Bidaud konstatiert, dass sich die Psychoanalyse – im Gegensatz zu Philosophie, Linguistik, Filmwissenschaft und Soziologie – bislang wenig mit dem Thema Pornografie befasst habe (S. 26). Nach den klassischen Arbeiten von Robert Stoller und anderen, die Bidaud als »pré-porno« (S. 73) bezeichnet, weil sie noch vor der digitalen Porno-Expansion verfasst wurden, seien in jüngster Zeit aus analytischen Kreisen vor allem alarmierende Stimmen zu vernehmen. Die Ausbreitung von Pornografie, so verkünden einige analytische Autoren, führe zu einer »progressiven Erosion der Fantasietätigkeit« (Vincent Estellon, zit. auf S. 94), zur Brutalisierung der Jugendsexualität, zur Zunahme an Süchten. Bidaud problematisiert diese »Pathologisierung« von Pornokonsum und vergleicht sie mit den Schwierigkeiten vieler Analytiker, mit neuen Formen der Elternschaft oder geschlechtlicher Identität zurecht zu kommen (S. 27). Die Versuche vieler Analytiker, kausale Wirkungen von Pornografie auf ihre Konsumenten zu bestimmen, widersprächen einer analytischen Haltung (S. 164). Bidaud selbst spricht vor dem Hintergrund seiner »klinischen Erfahrung mit Jugendlichen«, aber auch »meiner eigenen Klinik«, womit er die Auseinandersetzung mit einem Gegenstand meint, »welcher eine Epoche definiert, der ich anzugehören versuche« (S. 30f.). ...

Aaron Lahl rezensiert Éric Bidauds »Psychanalyse et pornographie« – erschienen bei La Musardine – im RISS: https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org/kopie-von-rez-99-01

22/11/2023
»Zugegebenermaßen musste sich der Rezensent durchringen, die metatheoretische Setzung des vorliegenden Werkes von Stepha...
20/11/2023

»Zugegebenermaßen musste sich der Rezensent durchringen, die metatheoretische Setzung des vorliegenden Werkes von Stephan Engelhardt zu akzeptieren. Beobachten lässt sich eine Art Potenz-Diskurs, in dem überlieferte psychoanalytische Konzepte als omnipotente Aufschlüsselungs-instrumente für kanonische Kunstwerke der gesamten Menschheitsgeschichte genutzt werden. Interessant wird es, wenn die besprochene Kunst durch das Auftreten von Dekonstruktion und Performativität den Zugang des Buchs mit theoretisch nicht Einholbarem konfrontiert und so unterläuft. Das Ganze muss in einer Verfallsdiagnose mit der Postmoderne als Sündenbock enden. Doch der Reihe nach.«

Niclas O‘Donnokoé rezensiert Stephan Engelhardts: "Szene des Begehrens: Das Kunstwerk als intersubjektiver Spielraum libidinöser Projektionen" für den RISS.

https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org/kopie-von-rez-99-02

RISS 99: Ma********on - Jetzt erhältlich! -»[D]ie Onanie ist ja weder somatisch noch psychologisch etwas Letztes, kein w...
14/11/2023

RISS 99: Ma********on - Jetzt erhältlich!
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»[D]ie Onanie ist ja weder somatisch noch psychologisch etwas Letztes, kein wirkliches Agens, sondern nur ein Name für gewisse Tätigkeiten«. (S. Freud)
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»Ma********on existiert genauso wenig wie eine sexuelle Beziehung. Und weil Ma********on nicht existiert, ist der Drang groß, sie zu definieren, mit Wert, auch ökonomischem, zu verbinden, sie moralisch und ethisch einzuordnen.« (I. Härtel, A. Lahl & K.-J. Pazzini)
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Im Heft enthalten: Kommentare zu einem Freud-Fragment von Lilli Gast, Udo Hock, Aaron Lahl, Ulrike Kadi, Christian Kläui, Leon S. Brenner, Viktor Mazin, Camilla Croce und Karl-Josef Pazzini. Weitere Einzelbeiträge zum Thema von: QRT, Greg Tuck, Insa Härtel und Silvia Lippi. Zudem: Fotografien von Volker Renner.
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Inhaltsverzeichnis unter:
https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org/riss-99
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Editorial unter: https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org/_files/ugd/4fe438_f3dd9f74fd9f41119e81ba349faac77b.pdf?index=true

********on

11/11/2023

Cold War Freud: Psychoanalyse in einem Zeitalter der Katastrophen. Buch (suhrkamp taschenbuch wissenschaft) von Dagmar Herzog auf suhrkamp.de bestellen

26/10/2023
01/10/2023
"Die Ausgabe wendet sich gegen eine Kritik des Antisemitismus, die zu sehr an Zeichen und Codes klebt, die mit ihrem Obj...
23/09/2023

"Die Ausgabe wendet sich gegen eine Kritik des Antisemitismus, die zu sehr an Zeichen und Codes klebt, die mit ihrem Objekt allzu schnell »fertig« ist – wie es bei Definitionen der Fall sein kann. Sie betont hingegen die psychologischen und intellektuellen Anstrengungen, die es im Kampf gegen das antisemitische Phantasma braucht."

Jakob Hayner (Jüdische Allgemeine) über die aktuelle Ausgabe des RISS:

Eine Zeitschrift für Psychoanalyse geht dem Problem auf den Grund

19/09/2023

Zwar nicht in unserer Reihe erschienen, aber auf jeden Fall einen Blick wert:
Emmanuelle GUATTARI - Himmel über der Loire
Übersetzt von Arabel Summent - Ara Belle

Die experimentelle psychiatrische Klinik La Borde wurde 1953 von dem französischen Psychiater Jean Oury gegründet, um der traditionellen Internierung psychisch Kranker ein auf Partizipation und Kollektivität basierendes Konzept entgegenzusetzen. Der Philosoph und Psychoanalytiker Félix Guattari lebte und arbeitete ab Mitte der 1950er Jahre bis zu seinem Tod in der Klinik.

Emmanuelle Guattari, die Tochter von Félix, wächst an diesem magischen Ort mit seinem Schloss, dem riesigen Park und den Verrückten auf. In kleinen amüsanten Anekdoten, flüchtigen Momentaufnahmen und Alltagsbeschreibungen evoziert die Autorin die Welt ihrer Kindheit und eröffnet eine neue, poetische Perspektive auf das Leben in La Borde.

https://www.turia.at/titel/e_guattari.php?fbclid=IwAR04_SOku41tgjRAtMxQqTG_Mw18v3m5frAqFfEijCZGppB3LiHBJcu2ORs

25/08/2023

In diesem, dem fünften Jahr der Ringvorlesung zu ‚historischen und theoretischen Aspekten von Psychosen‘ wollen wir neue Perspektiven sowohl beim Rückblick als auch im Bezug zur Gegenwart vorstellen. Eine besonders spannende Ansammlung von Referent:innen wird dieses Jahr zu historischen aber a...

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