03/11/2024
Kommentar von Wolfgang Heck
Unredlich.
Die Älteren können sich bestimmt noch an die Werbung erinnern: „Der Käfer läuft und läuft und läuft“. Damals war das Kultauto das Synonym für den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands. Volkswagen war zu dieser Zeit tatsächlich noch eine Firma, die Autos für das Volk baute. Und heute? Der Hersteller hat den Namen Volkswagen schon lange nicht mehr verdient. Heutzutage hat der Konzern längst die Klientel von einst aus den Augen verloren. Sieht man von der Golf-Reihe ab, wollten die Wolfsburger immer mehr im Konzert der teuren Marken mitspielen. Jetzt müssen das wohl sehr viele Mitarbeiter büßen. Noch mehr die in die Arbeitslosigkeit rutschen werden und vielleicht gar keinen Job mehr bekommen. An dieser Misere sind überwiegend gravierende Management-Fehler schuld. Man hat sich gnadenlos verzockt, als man so stark auf den China-Markt gesetzt hat. 1,6 Mrd. Chinesen hört sich nach einem großen Markt an, geschätzt 90 Prozent der Chinesen können sich jedoch neue VW-Protzautos noch weniger leisten als Deutsche. VW hat trotzdem konsequent weiterhin am Markt vorbei produziert. Niemand anderes als das satte, träge VW-Management mit dem Diesel-Skandal-Manager Winterkorn hat das Unternehmen in die jetzige Schieflage geritten.
VW-Manager haben den Markt falsch eingeschätzt, den Käufer falsch eingeschätzt, ihr Standing und ihren Nimbus falsch eingeschätzt. Hinzu kommt die starke Konkurrenz aus China sowie wankelmütige Politik, die einen Zickzackkurs bei der gesamten Autoindustrie fährt. Erinnert sei an die Nacht- und Nebelaktion bei der Streichung der Prämien beim Kauf eines E-Autos.
VW wurde zum Sinnbild für das, was in Deutschland zu oft falsch läuft: Sich auf alten Lorbeeren ausruhen, Wandel und Konkurrenz ignorieren, bis es zu spät ist. Dann schreit man nach dem Staat. Der soll‘s richten. Mit Prämien, Billig-Gas, oder Subventionen. Als Gegenleistung gibt es Erpressung: Arbeitsplätze-Abbau. Nun verlangt man, neben den angedrohten Standortschließungen und Entlassungen einen Lohnverzicht der Belegschaft von mehreren Prozent. Sorry, liebe VW-Manager. Vor wenigen Wochen habt Ihr 4,5 Milliarden Euro Dividenden ausgeschüttet. Nur wenige Wochen später erfährt die Öffentlichkeit, dass die Gewinne eingebrochen sind. Die Verluste sollen nunmehr sozialisiert werden und die kleinen Leute die Zeche zahlen. Welche Opfer bringen denn die Aktionäre? Warum wird nicht an den kickenden Millionären der VW-Werkself gespart? Ja, das ist polemisch, ich weiß. Was aber bei VW abgeht, ist hochgradig unredlich!