Allgemeine Literatur Thriller, Bücher zwischen den Kulturen, Reiselesebücher (Kanarische Inseln) & Erotisches. "Losgelegt hatte Claudia Gehrke mit einem großen Versprechen: die in unserer christlich determinierten Kultur gefesselt und geknebelt gehaltenen Ausdrucksformen der körperlichen Sinnlichkeit (wieder ein-) zu üben. Etwas Erstaunliches sollte geschehen: es ist ihr gelungen, mit Fotografie u
nd Bildender Kunst, Prosa und Lyrik jedweder sexuellen Inszenierung Raum zu schaffen, ohne den Eros zu zerstören." Es gibt erotische Romane, Fotobücher und „Mein heimliches Auge", das „multisexuelle" erotische Jahrbuch, das die Entwicklungen zum Thema S*x, Lust und Liebe jedes Jahr aufs Neue überraschend vielfältig dokumentiert, mit seinen „Kindern", dem lesbischen und dem schwulen Auge. Aber genauso sind wir spezialisiert auf allgemeine Belletristik, darunter viel queere Literatur, Romane, Prosa, Thriller und auch Lyrik, Reiselesebücher, Bücher zwischen den Kulturen in unterschiedlicher Gestaltung: Hardcover, mit Fadenheftung, Schutzumschlag und Lesebändchen; kleine biegsame Bücher mit Klappen, Fadenheftung, manchmal Bildern und Beilagen. Viele der Bücher sind mit kleinen grafischen Überraschungen gestaltet, die mit ihrem Thema zu tun haben. Und mit dem generellen Prinzip von Büchern: der Lust am Umblättern. Die inszenieren wir in vielen unserer Bücher.
---Thriller (sie spielen in süddeutschen Herbst- oder Winterandschaften und im Schwarzwald: Kleiner toter Vogel (Regina Nössler), Maria vom Schnee (U. Rabsch), Am Ende des Fegefeuers (Litt Leweir) - in Frankreich : "Sommerkrimi " (Olive Feuerbach), auf dem flachen Land in Brandenburg: "Die Stille nach dem Mord" (Annete Berr) oder in Berlin und Berliner Hinterhöfen (Auf engstem raum, Endlich daheim, Schleierwolken, Die Putzhilfe, Katzbach von (Regina Nössler (dt Krimipreis, Stuttgarter Krimipreis), Migräne (Litt Leweir)
--- Romane rund um das Liebesleben und erotische Romane: Eine kleine Reihe mit Romanen, biegsam gestaltet, mit Fadenheftung und Klappen, manchmal Bildern. Sie handeln von der Zeit nach dem „Happy End", nachdem zwei Menschen also zusammengekommen sind, sie erzählen „überraschend ehrlich" beispielsweise über die Zwickmühle zwischen S*x und Liebe, in der jede/r schon einmal steckte, über die Frage, ob sich wirklich zwei Lieben nebeneinander leben lassen; darüber, was das Liebesgefühl überhaupt ist, und ob es immer da ist oder ob man an einem Morgen einfach einmal aufwachen kann neben dem geliebten Menschen und das Gefühl ist verschwunden, für einen Tag, eine kurze Zeit, für immer - über die Wirkung alter Liebeserfahrungen in eine neue Liebe hinein, denn man fängt ja niemals bei „Null" an (z.b. "Dienstagsgefühle" und "Kerzenscheinphobie"von Regina Nössler). Gebundene Romane finden Sie auch darunter, so z.B. der Er**ik-Thriller "Schwarzes Öl" von Annette Berr, den Roman über eine Altersliebe "Gehen" von Adrian Zinn, oder der poetische Roman über "Erste Lieben" von Sonja Ruf.
--- „grazilen Wortzauber", von Kurzprosa hin zu spannenden Schmökern und Sammelbänden mit Sachtexten, Bildern, Glossen, Geschichten zwischen den Kulturen (die bekannteste unserer Autorinnen in diesem Programmbereich ist Yoko Tawada), zweisprachigen Reiselesebüchern und anspruchsvolle literarischen Texten zu La Palma und den Kanaren (María Gutiérrez, Sabas Martín, Rafael Arozarena ( berühmteste Roman der Kanaren: „Mararía")
Das Leben auf Inseln, das Reisen. Wir machen keine Reiseführer, sondern Reiselesebücher, die zwischen den Welten schillern, so treffen im umfangreichen zweisprachigen Buch „Canarias" reisende und kanarische Autoren und Künstler aus den unterschiedlichsten Zeiten aufeinander. Es geht um Emigration, Reisen, weil man sich anderswo ein besseres Leben verspricht oder in die Flucht getrieben wurde genauso wi um unser "urlaubsreisen" aus Lust. In den Ostwestgeschichten von Sigrun Casper und Ina Paul treffen sich der Osten und der Westen, dazu die Japanlesebücher und Literatur aus Korea. Und wir sind spezialisiert auf Fotobücher über Weiblichkeit und Geschlechtergrenzüberschreitungen (z.B. das wunderbare Fotobuch von Del LaGrace Volcano, Sublime Mutations), auf alltagsnahe Philosophie & Forschung in den konkursbüchern zu den unterschiedlichsten Themen, zuletzt Konkursbuch Nr, 55: über Bücher; 56: Tod, 57: der, die, das Fremde (November 2021). Unser Verlagsprogramm wird somit in einem fast altmodischen Sinn individuell zusammengestellt, die Verlegerin beschränkt sich nicht auf ein „Marktsegment" (obwohl das ökonomisch gesehen sicher sinnvoller wäre), sondern entwickelt im Gespräch mit AutorInnen, FreundInnen, freien und den zwei festen VerlagsmitarbeiterInnen vielfältige Buchprojekte aus überraschenden Bereichen. Zum Beispiel hätte sie nicht geglaubt, dass sie je ein Kochbuch machen würde. Doch einmal hat sie sich (denn sie isst und sie küsst gerne) verführen lassen: Kochen & Küssen von Anne Bax & Claudia Böhm. Mit Gerichten zum Nachkochen (ohne Fleisch) und Geschichten zum Vorlesen (ohne Gemüse). Ein lesbisches Kochbuch. Beides ist natürlich auch von jeder anderen erotischen Konstellation zu genießen. Und nie hätte sie gedacht, dass sie als Verlegerin mutiger und provokanter Nacktheit auch einmal ein Fotobuch machen würde allein über die Reize weiblicher Gesichter. Doch das Fotobuch „Reize" der jungen türkischen Fotografin Müjde Karaca aus Stuttgart. Darin geht es auch um die Offenheit zwischen den Kulturen. Claudia Gehrke führt den immer klein gebliebenen Verlag seit nun über 40 Jahren, noch immer in Alleinverantwortung, mit einer kleinen MitarbeiterInnencrew aus freien MitarbeiterInnen, mit „viel Leidenschaft" und großen ökonomischen Risiken in Tübingen. Gegründet 1978 mit der ersten Ausgabe des „konkursbuch" zum Thema „Vernunft und Emanzipation" ist der Verlag seinen Anfangsideen - schubladenübergreifend zu denken, die Grenzen zwischen Bild und Wort, hoher Kunst und Er**ik durchlässiger zu machen - treu geblieben. Aus den dem „konkursbuch" heraus entstand die zweite bekannte Serie des Verlags, das erotische Jahrbuch „Mein heimliches Auge", das seit 1982 erscheint, quer, bvor das wort gängig wurde, samt seinen "Kindern", "Mein schwules Auge" (Hg. Rinaldo Hopf und Fedya Ili) und "Mein lesbisches Auge" - zuletzt eine besondere Ausgabe zum Thema "Herkunfts-/Kindheitsgeschichten" (November 2021) und aus beidem entstanden Fotobücher und belletristische Bücher. Fast alle der von uns verlegten FotografInnen und AutorInnen haben zuerst im „konkursbuch" oder im heimlichen Auge veröffentlicht. (Und auch viele inzwischen bekannte AutorInnen aus anderen Verlagen hatten ihre Erstveröffentlichungen in unserem „interaktiven" multisexuellen Jahrbuch oder im konkursbuch). Insofern wächst der Verlag wie ein Baum, eines kommt aus dem anderen, aber die Wurzeln sind noch immer vorhanden. Yoko Tawada hat einmal geschrieben: „Bevor ein Kind das Lesen lernt, lernt es das Blättern … Das chinesische Schriftzeichen für Körper setzt sich zusammen aus den Zeichen für „Mensch" und „Buch". Heißt das, dass der Körper ein Buch ist, das nur in der Welt ist, wenn jemand in ihm blättert..." Wir wünschen Ihnen in diesem Sinne viel Spaß beim Blättern durch Bücher und durch Körper.
Überblick über die Verlagsgeschichte
1976-1980 fand der von Claudia Gehrke veranstaltete „Mittwochssalon" statt , es wurde gemeinsam gekocht, gegessen und debattiert. Aus diesem Kreis ging am 1. April 1978 (als ein Aprilscherz...) mit der literarisch-essayistischen Zeitschrift „konkursbuch" die Verlagsgründung durch Claudia Gehrke und Peter Pörtner hervor. Neu für diese Zeiten war die Verknüpfung von Bildern, Literatur, Privatdokument und Theorie.
„Ich wüßte nicht, wo gegenwärtig in deutscher Sprache radikaler, verzweifelter, diabolischer, aufregender im wörtlichen Sinn über Kurse und Konkurse reflektiert würde als in dieser Zeitschrift." (WDR).
„Die Herausgeber haben erkannt, daß lesende Menschen nicht nur Hirn- sondern auch Augenmenschen sind." (Die Zeit)
1988 brandete die PorNO-Debatte auf. Claudia Gehrke wurde als Fachfrau zu diversen großen Diskussionsveranstaltungen mit EMMA-Redakteurinnen geladen, außerdem zum Hearing der SPD und der Grünen anlässlich der Gesetzesinitiative von EMMA. Sie hält dort ein „brillantes Plädoyer für die Freiheit der erotischen Liebeskunst... gegen die Zementierung der Opferrolle von Frauen" (FAZ). Der Spiegel macht einen Titel zum Thema, Claudia Gehrke publiziert dort einen viel beachteten Text. Später gerät das „Heimliche Auge" ins Visier einiger Staatsanwälte und der Bundesprüfstelle - es wurde jedoch sowohl bei der Bundesprüfstelle wie in den Prozessen überzeugend als Kunst gewertet. Die Fortsetzung des „Salons" waren jährliche Verlagstreffen mit Diskussionen, immer entwickelten sich auf diesen Festen Ideen für Bücher - bis 1988. Seitdem gibt es diese Verlagstreffen unregelmäßig. Noch immer ist das Gespräch, der intensive Austausch der AutorInnen und KünstlerInnen untereinander wichtig für die Entstehung der Bücher, der Ideen. Außerdem veranstaltet der Verlag in Tübingen und in vielen anderen Städten Veranstaltungen mit Lesungen, Performances und Chansons „Love Bites" oder Yoko Tawada und Aki Takase, „Klang-Texte". Warum der Verlag „Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke" heißt? Wir schöpften zur Zeit der Verlagsgründung sozusagen aus der Konkursmasse der Ideen der Studentenbewegung, deren Organ (auch das gibt es heute noch bzw. immer wieder in anderen Verlagen neu) die Zeitschrift „Kursbuch" war, und die wollte sein wie das „Kursbuch" der Eisenbahn... doch eindeutige „Kurse" waren nicht zu erkennen.