Lebensbiopsien

Lebensbiopsien Im Mittelpunkt der Texte stehen die Menschen in ihrem Verhalten, in ihrer Bedrängnis, in Not und Le

08/07/2024

Inflation eines Begriffes?
Das Wort ist in aller Munde, wird tagtäglich geschrieben, gesagt und durch Politiker in Debatten und Talkshows benutzt. Die Rede ist von der Verwendung des Wortes „N**i“. Die wahren oder echten N***s waren die Deutschen, die sich für Angehörige der von ihnen selbst postulierten Herrenrasse hielten, ganz Europa in ihrem imperialistischen Wahn mit Krieg überzogen (1939-1945), Millionen Menschen ermordeten und die Juden vernichten wollten. Wer den Begriff „N**i“ heute mit so genannter rechter Gesinnung gleichsetzt und Personen mit einer solchen Gesinnung so betitelt, wie es öffentlich leider immer wieder passiert, verharmlost und banalisiert die in der Geschichte einmaligen Untaten der N***s unter der Herrschaft der Nationalsozialisten. Es gibt eine politische Strömung in Deutschland, die Migranten zu Menschen zweiter Klasse macht und die das deutsche Volk als eine Blutsgemeinschaft anerkennt, die sich nicht mit Fremdländischen vermischen sollte. Davon zu differenzieren ist eine ebenfalls fremdenfeindliche Strömung, die dadurch entstanden ist, dass viele Menschen Angst und tiefes Unbehagen vor den vielen Neuankömmlingen aus fremden Kulturkreisen empfinden und sich kaum noch auf die Straße trauen. Selbstverständlich ist beides zutiefst Besorgnis erregend, doch sind all diejenigen, die Fremdländischen gegenüber negativ eingestellt sind lupenreine N***s? Sollten wir uns diesen Begriff nicht für die wahren N***s 1933-1945 vorbehalten? Das Wort N**i sollte niemals leichtfertig ausgesprochen werden, denn das Vorgehen der N***s war von einer solchen Brutalität gekennzeichnet, die geschichtlich einmalig war. Erreichen wir durch eine ständige öffentliche N**i-Benennung der rechts Orientierten nicht das Gegenteil von dem, was die Befürworter einer Demokratie wollen? Verstärken wir dadurch nicht den Zulauf zu rechtsgerichteten Strömungen, wenn wir ihre Anhänger unisono als N***s abstempeln? Politiker, die es immer rhetorisch knallen lassen wollen und mit dem Wort „N**i“ schnell um sich werfen, haben ihre Patronen verschossen, wenn das passieren sollte, wofür im Augenblick einiges spricht: ein Fortschreiten der Radikalisierung. Rechtes Denken verzichtet nur allzu oft auf jede Form der Differenzierung, je grösser das Problem, umso einfacher seine (angebliche) Lösung, aber alle Menschen, die rechts denken als N***s zu bezeichnen, ist nicht gerechtfertigt, treibt Anhänger mit rechtem Gedankengut eher zu einer weiteren Radikalisierung und verschafft radikalen Parteien Zulauf. Diejenigen, die sofort bei Anhängern rechter Gesinnung reflexartig von N***s sprechen, verhalten sich genauso undifferenziert, wie diejenigen, vor denen sie pausenlos warnen.

21/06/2024

Empathie, Liebe und Hass
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ so steht es im Alten Testament. Das ist leicht zu sagen, aber kaum umsetzbar. Schon allein ein Blick in unsere Gefühlswelt zeigt die „Unerfüllbarkeit“ dieses Gebotes. Hass begegnet uns mittlerweile fast täglich. So makaber es klingt: er ist „salonfähig“ geworden und zeigt einmal mehr die Verrohung der Sitten. Der Hass hat Hochkonjunktur: auf Demonstrationen ist der Ausländer-, Juden-, Schwulen- oder Politikerhass ein leider immer wieder kehrendes Phänomen. In Schulen und Klassenzimmern kommt er vor, im Internet und in den sozialen Netzwerken ist er eine Alltagserscheinung geworden. So umstritten auch die Erklärungen von Psychologen sein mögen, eines steht fest: Hass ist das Gegenteil von Liebe. So wie sich ein Mensch verlieben kann, so kann er sich auch „verhassen“. So wie ein Mensch einen Menschen liebt, so kann er einen anderen hassen. Der Hass hat nichts Gutes an sich, anders als Wut und Zorn, die durchaus zu höheren Leistungen stimulieren können. Hass ist eine Emotion, die sich niemals verbieten lässt. Nur wir selbst können ihm entgegentreten. Dem Hassenden fällt es oft schwer, sich seine eigenen Gefühle einzugestehen, im schlimmsten Fall zerstört er andere und sich selbst. Das Gefühl des Hasses ist eng verbunden mit dem Gefühl der Liebe und beide Gefühle haben ihren Niederschlag in Form von nervalen Strukturen im Gehirn. Das, was ich liebe, werde ich mit allen Mitteln verteidigen. Dies ist ein biologisches Prinzip, welches sich im Laufe der Evolution herausgebildet hat. Es ist aber nur eine schwache Erklärung für das was sich heute in puncto Hass abspielt. Die Hemmschwellen sind gefallen, eine Enthemmung von Hemmern scheint eingetreten zu sein. Wurde diese Enthemmung durch die sozialen Netzwerke gefördert? „Liebet eure Feinde“, diese Aussage ist eine Zumutung oder doch nicht? Die Spirale des Hassens – so naiv es auch klingen mag - kann nur durch Empathie und durch Verzeihen durchbrochen werden. Im Netz ist es banal Hassbotschaften zu senden, ich begegne dem Gehassten nicht als Mensch, die Empathie auszuschalten ist einfach. Vergessen wir niemals, dass der Gehasste ein Mensch ist, nehmen wir uns ein Beispiel an der schier unglaublichen Aussage eines trauernden Mannes (Antoine Leiris), der bei einem Terroranschlag (Bataclan, Paris 13.11. 2015) seine Frau verlor und an die Terroristen gerichtet sagte: „Nein, meinen Hass kriegt ihr nicht“. Sollten wir uns diese großartige Einstellung nicht zu Herzen nehmen? Ist der Verzicht auf Hass nicht der einzige gangbare Weg der Spirale von Hass und Gewalt etwas Wesentliches entgegenzusetzen? Fangen wir bei uns selbst an. Geben wir niemals den in uns aufsteigenden Hass eine Chance.

05/03/2024

Die besten aller Jahre?
Klammern wir die letzten 5 Jahre aus und lassen die letzten 70 Jahre R***e passieren, müssten wir zu dem Schluss gelangen, dass es den Menschen Mitteleuropas noch nie so gut ging. Dies haben wir dem riesigen Fortschritt in den Jahrhunderten vor unserer Existenz zu verdanken. Es ging Schlag auf Schlag: Die Medizin, ohne deren Erkenntnisse wir alle schon längst tot wären, die Erfindung der Elektrizität, die es auch in der Nacht hell werden lässt, die Zentralheizung, die bei Kälte draußen für Wärme drinnen sorgt, grenzenlose Mobilität zu Lande, in der Luft und auf dem Wasser, alles ist erreichbar, warme Urlaubsorte, weiße Strände am Meer von Palmen umsäumt, gerade dann, wenn bei uns kalter Winter ist, Skiparadiese in den Bergen, Erdbeeren, Auberginen und Ananas zu jeder Jahreszeit, auch bei Eis und Schnee, Kultur- und Sportereignisse auf höchsten Niveau, kurz kollektiver Wohlstand auf einer noch nie dagewesenen Ebene. Wir sind auf einer Höhe des Wohlstandes angekommen, die die Menschen vor uns nicht gekannt haben. Wir schwimmen auf dem Wellenkamm der Prosperität. Doch Wellen brechen, wenn sie am höchsten sind, sie fallen in einem Abwärtsstrudel in sich zusammen. Mehren sich nicht die Zeichen, dass der Wellenkamm des andauernden Fortschritts, auf dem wir Jahrzehnte gesurft haben, zerstoben ist? Waren wir vor 70 Jahren noch drei, so sind wir heute acht Milliarden Menschen. Städte wachsen zu einer unüberschaubaren Größe, wo der Mensch auftaucht, hinterlässt er meist Chaos und Dreck, es gibt kaum ein Stück Natur, dass er in Ruhe lässt, die Meere sind überfischt und verdreckt, die Schere zwischen arm und reich geht unaufhörlich auseinander, der Wohlstand kommt weltweit gesehen nur wenigen zugute, die Lebensumstände für viele Menschen und Kinder sind schlicht unerträglich. Kriege und Spannungen zwischen Nationen haben eine neue Dimension erreicht. Der Friede scheint eine Ausnahme zu werden. Flüchtlingsströme in bisher nie gekanntem Ausmaß sind die Folge und führen zu großen Problemen. Rückblickend darf gefragt werden, ob wir Menschen in Mitteleuropa nicht in den letzten 70 Jahren die besten Zeiten der Menschheit erlebt haben. Viele von uns, einige sicher zurecht, werden dies negieren, wahrscheinlich weil sie der festen Überzeugung sind, immer noch in einer fast unerträglichen Welt zu leben und gelebt zu haben. Doch gute Zeiten in Frieden und Wohlstand sind eher die Ausnahme, schlechte Zeiten mit Krieg und Armut die Regel. Waren wir Europäer in den letzten 70 Jahren nicht Glückspilze in der Lotterie des Lebens? Nun fallen wir teils ängstlich, teils wütend auf harten Boden, weil wir ein Ende friedlicher Zeiten und eine Abnahme unseres Wohlstandes ahnen und die Anfänge bereits spüren.

08/02/2024

Welche Rolle spielt der Neid?
Jeder spürt, dass Deutschland sich in einer Abwärtsspirale befindet. Nichts geht mehr voran in diesem Lande. Straßen und Brücken sind durch die Traktoren der Landwirte oder durch Klimakleber blockiert, die Züge stehen still, Flugzeuge bleiben am Boden, Bauvorhaben scheitern, Ärzte, Pflegepersonal, Apotheker. und Handwerksbetriebe demonstrieren gegen immer schwerer werdende Arbeitsbedingungen. Als ein entscheidender Grund ist die überbordende Bürokratie ausgemacht worden. Ihre ausufernden Vorschriften vermitteln das Gefühl einer unerträglichen Gängelei durch Bürokraten, die über wenig praktisches Fachwissen im operativen Geschäft verfügen, aber trotzdem die Rahmenbedingungen festlegen. Aber ist das allein der wahre Grund? Der Lokführerstreik hat wenig mit ausufernder Bürokratie zu tun? Hängt das Gefühl über den eigenen Wohlstand nicht eng mit dem Gefühl über den Wohlstand anderer zusammen? Dieser Vergleich wird von uns Menschen immer dann angestellt, wenn der eigene Wohlstand nicht mehr wächst oder sogar sinkt. Menschen suchen den Vergleich eher nach oben als nach unten. Wer weiß, was Streikende nach einem Streik mehr bekommen, der protestiert ebenfalls laut, sodass der Eindruck entstehen muss, ein „erfolgreicher“ Streik leistet dem nächsten Vorschub. Die Coronapandemie ist ein gutes Beispiel dafür gewesen: wer am lautesten den Mund aufmachte, der bekam die größten Zuwendungen. Hat dieses Beispiel nicht Schule gemacht? Statt unablässig staatliches Geld zuzuschießen, wäre ein Abbau der bürokratischen Hürden ein Fortschritt. Dies wird völlig zurecht von Industrie, Medizin, Handwerksbetrieben und Landwirtschaft gefordert und nicht erst seit gestern, sondern bereits seit vielen Jahren. Doch warum passiert nichts trotz Zusagen der Politik? Die Bürokratie ist fest in den Händen der Sozialgerichte und der Prozess der Entbürokratisierung geht an den langsam mahlenden Mühlen der Gerichte nicht vorbei. Wie leicht ist es neue Gesetze zu erlassen, wie schwer diejenigen, die nur noch eine lähmende Wirkung haben, abzuschaffen. So müssen wir uns auf ungemütliche Zeiten einstellen. Doch auch wenn uns die Politik durch ihre Reglementierungswut das Leben erschwert, tragen viele von uns Menschen nicht auch ein wenig Mitschuld an der unglücklichen Entwicklung und den sozialen Spannungen, bei denen die Faktoren Neid auf Besserverdienende und auf diejenigen, die angeblich „für Nichtstun staatliches Geld bekommen“, eine nicht unerhebliche Rolle spielen? Vergessen werden diejenigen, die ihr Leben lang hart gearbeitet und unseren Wohlstand mit aufgebaut haben. Sie haben keine Stimme und müssen häufig mit einer minimalen Rente, die kaum für die Miete reicht, auskommen. Ist das nicht beschämend?

08/02/2024

Schönheit und Harmonie
Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Diese Aussage stimmt, doch ist sie uneingeschränkt gültig oder sind Kräfte in uns Menschen wirksam, die uns veranlassen, Schönheit und Harmonie relativ einheitlich zu empfinden? Werfen wir einmal einen kurzen Blick auf die Verhaltensforschung. Zeigt man Menschen Bilder von Tieren und stellt die domestizierten Hausformen den entsprechenden Wildformen gegenüber, so wird relativ übereinstimmend die Wildform als schöner betrachtet. Wird jedoch auf Leistung gezüchtet, wie beispielsweise bei Sportpferden oder bleibt die Leistung unangetastet wie bei manchen Hunderassen oder auch bei Katzen, wird auch die Hausform als schön empfunden. Tierische Schimpfwörter, die wir benutzen, sind von den Hausformen abgeleitet z.B.: du dumme Ganz usw. Durch Domestikation nimmt der Tonus der Muskulatur ab, es besteht eine Neigung zum Fettansatz, die langen Röhrenknochen (Beine) sind verkürzt. Könnte es sein, dass wir Menschen unbewusst nach einem angeborenen Programm all das als schön empfinden, was uns stark und lebenstüchtig erscheint und damit im weitesten Sinne auf uns arterhaltend wirkt? Die Künstler des Altertums haben genau die Körperpartien betont, die durch Domestikation gefährdet sind (s. Herkulesstatue, Pergamonaltar, Laokoon-Gruppe). Doch warum sind die Empfindungen für Schönheit und Harmonie so unterschiedlich? Voraussetzung für das Erkennen von Schönheit und Harmonie ist unser Erkenntnisapparat, bestehend aus den fünf Sinnen. Neurobiologisch ist das Sehen sehr weit erforscht. Die Lichtstrahlen treffen auf die Netzhaut des Auges. Der Lichtimpuls geht dann über den Sehnerven auf eine lange Reise quer durch das Gehirn bis zur Sehrinde, die im Hinterkopf lokalisiert ist. Erst dort entsteht das Bild, welches uns bewusst wird. Bedeutsam ist nun, dass der Sehnerv in seinem Verlauf mit zahlreichen Hirnregionen, in denen Eindrücke unseres Lebens gespeichert sind, im regen Austausch steht bevor - und nicht nachdem - die Lichtimpulse die Sehrinde erreichen und das Bild „zusammengesetzt“ wird. Das Sehen muss also als ein blitzschnell ablaufender Prozess, bei dem das Gehirn eigenständig Modifikationen der Impulse vornimmt, betrachtet werden. So ist es einfach zu verstehen, dass unsere Empfindungen hinsichtlich Schönheit und Harmonien von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Auf der einen Seite ist die Subjektivität des Empfindens durch die Struktur unseres Gehirns und die in ihm ablaufenden Prozesse des Sehens zu erklären, aber bei aller Verschiedenheit spricht auf der anderen Seite viel dafür, dass Menschen nach einem angeborenen Programm relativ uniform Schönheit und Harmonie empfinden, so dass von einem Mix aus beidem ausgegangen werden muss.

04/12/2023

Die beliebte Opferrolle
Unsere Empfindlichkeit und Verletzlichkeit haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen, und wir erscheinen wie ein zerstrittener Haufen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich untereinander einzeln und in Gruppen - nicht nur in den sozialen Netzwerken – erbittert bekämpfen. Kann es sein: je weniger Ungerechtigkeiten es gibt, umso mehr klagen wir, wenn eine solche aufgetreten ist. Je seltener eine Diskriminierung eines Menschen tatsächlich stattfindet, umso stärker wird sie empfunden, gerade weil sie selten auftritt. Je weniger Sexismus es gibt, umso mehr rückt er in das Bild der Öffentlichkeit, wenn er aufgedeckt wird. Auch die Gewaltanwendung ist in den Focus gerückt. Gewalt beinhaltete früher, dass der einer den anderen körperlich verletzt bzw. zusammengeschlagen hatte. Heute gibt es neben physischer- auch emotionale und psychische Gewalt, wer kannte diese vor 40-50 Jahren als es noch keine sozialen Netzwerke gab? Also ist es zuerst einmal kein Wunder, dass die Zahl der Opfer zugenommen hat. Die Unterstellung, Schwule seien krank und schwach, die noch vor 50 Jahren offiziell kursierte und in einigen Ländern immer noch nicht als fundamentaler Irrtum erkannt werden „darf“, wird heute in Deutschland zu Recht sehr schnell als psychische Gewalt aufgefasst. Da wo früher der Held im Mittelpunkt stand, steht heute sicherlich teils zurecht das Opfer. Ist unser Bick aber zu sehr auf das Opfer gerichtet? Hängt dieses Phänomen der nur allzu gern angenommenen Opferrolle vielleicht auch mit der enormen sozialen Fürsorge des Staates für Menschen in wahrer und mitunter mit Berechnung nur vorgespielter Not zusammen? Viele ehrlich arbeitende, aber trotzdem sich an der Armutsgrenze befindende Menschen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Deutschland kann unmöglich das Sozialamt für die ganze Welt sein. Eine ausufernde soziale Fürsorge, so berechtigt sie in vielen Fällen sein mag, wird immer dann unsozial, wenn für den tatsächlich Schwachen keine Mittel mehr zu Verfügung stehen, ähnlich wie Eltern, die sich rührend um Notleidende kümmern, aber dabei ihre eigenen Kinder vernachlässigen. Man denke nur an die Menschen, die Jahrzehnte hart gearbeitet haben und nun von 1500 Euro Rente ihren gesamten Lebensunterhalt bestreiten müssen, während andere, von denen sich ein nicht unerheblicher Teil kühl kalkuliert als Opfer von Gewalt und Verfolgung darstellt, der Arbeitsanreiz durch staatliche Geldzuweisungen genommen wird. Sind erstere neben vielen anderen rechtschaffenden, aber mittellosen/armen Menschen nicht die wahren Opfer einer desorientierten Sozialfürsorge, die zu gewähren einfach ist, zu reduzieren bzw. umzuverteilen Ärger und Zorn gerade der zu Unrecht Umsorgten hervorruft?

04/12/2023

Die sozialen Netzwerke
In der Medikamentenlehre gelten zwei unumstößliche Wahrheiten: „jede Hauptwirkung, hat eine Nebenwirkung“ und „die Dosis macht das Gift“. Normalerweise sind die Nebenwirkungen von Medikamenten tolerierbar, aber im schlimmsten Fall sind sie stärker als die Hauptwirkung und können sogar lebensbedrohlich werden. Wie die Medikamente so sind auch die sozialen Netzwerke zum Segen der Menschen geschaffen worden. Sie sollten die Menschen weltweit über alle Grenzen hinweg zusammenbringen. Jeder sollte mit jedem kommunizieren: Bürgerinnen und Bürger mit verschiedensten Institutionen und Behörden, Familien und Freunde untereinander, Eltern mit ihren Kindern, usw. Heute möchte keiner mehr auf diese segensreiche Möglichkeit der weltweiten, schnellen Kommunikation verzichten. Doch bei allen Vorteilen muss heute die Frage gestellt werden, ob die Nebenwirkungen der sozialen Netzwerke nicht schlimmer sind als ihre einmal angedachten Hauptwirkungen? Bieten die sozialen Netzwerke nicht neben ihrem Suchtpotential die ideale Plattform, die Menschen gegeneinander aufzuhetzen, zu mobben, zu radikalisieren bis hin zu Suizid, Mord und Totschlag? Beispiele hierfür gibt es zuhauf. Alle Versuche im weltweiten Netz zu einer anständigen, menschenwürdigen Debatte zurückzufinden schlugen bisher fehl. Nun ist der Geist der Hassreden, der Aufhetzung, der Provokation, der Pöbelei und der absichtlichen Falschinformation aus der Flasche entkommen und nicht wieder einzufangen. Die Lüge ist sanktioniert. Die Flurbereinigung der Netzwerke ist gescheitert. Einige beginnen sich abzuschotten, andere wechseln auf andere Plattformen, können jedoch auch dort kaum dem Dreck des Vulgären entkommen. Die Diskussion ist primitiv geworden. Hat der menschliche Geist mal wieder etwas „Großartiges“ geschaffen, was sich letztendlich gegen den Menschen richtet? Aber die Nutzer sind nicht völlig machtlos dem Sh*tstorm ausgeliefert. Sie können Beiträge ausblenden und jeden User blockieren, der sich im Ton vergreift. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, nicht nur die eigene Meinung zählt. Wir sollten unserer Einstellung hinsichtlich unseres Verständnisses zur eigenen Meinung überprüfen. Wer sich abschottet, sollte dies nicht tun, nur weil er die unterschiedlichen Ansichten der Menschen zu den Themen nicht aushalten kann und will. Auch im Netz gilt: der Ton macht die Musik. Wer sich gravierend im Ton vertut, beleidigt, radikalisiert und pöbelt, wird ausgeblendet, aber Argumente mit Substanz erweitern den Horizont und tragen positiv zum Verständnis des Geschehens bei. Das Radikale und Vulgäre ausblenden, aber auf andere Sichtweisen offen zugehen und wenn, dann fair streiten, könnte eine erste Lösung sein.

04/12/2023

Die drei großen Kränkungen der Menschheit
Neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse werden zuerst bekämpft, dann belächelt und zu guter Letzt gelten sie von heute auf morgen als selbstverständlich. So war und ist es auch bei zwei den von S. Freud (6. 5.1856 – 23.9.1939) postulierten drei großen Kränkungen, die die Menschheit heimsuchten. Die erste Kränkung beruhte auf der Erkenntnis, dass unsere Erde nicht Mittelpunkt des Universums, sondern nur ein x-beliebiger Planet von Milliarden anderen ist. Wir sind also nur ein winziges Sandkorn an einem riesigen kosmischen Strand. Dieses naturwissenschaftlich bewiesene Weltbild des Kopernikus (polnischer Astronom 1473 – 1549) wurde von den damals mächtigen Kirchen nicht akzeptiert und bis massiv bekämpft. Die Erschütterung des menschlichen Selbstverständnisses war nicht zu verkraften. Die zweite Kränkung war die Erkenntnis von Charles Darwin (britischer Naturforscher 1809 – 1882), dass der Mensch nicht von Gott geschaffen wurde, sondern vom Affen abstammt. Auch diese Tatsache erschütterte erneut das menschliche Selbstverständnis. Die dritte Kränkung, wohl die allerheftigste und noch immer nicht voll akzeptierte, hat S. Freud (1856 -1939) selbst aus Jahrzehntelanger Berufserfahrung als Psychoanalytiker geliefert. Sie beruht auf der Erkenntnis, die die moderne Neurobiologie eher bestätigt als ablehnt, dass der Mensch nicht Herr im eigenen Hause ist. Nicht wir beherrschen die Triebe und Gefühle, sondern sie dominieren und spielen Katz und Maus mit uns. Während die ersten beiden Erkenntnisse mittlerweile akzeptiert sind, scheint es so, als wollen wir die Freud`sche Wahrheit immer noch nicht wahrhaben. Der Mensch gilt immer noch wegen seines Verstandes als Vernunftwesen, doch einfache Beobachtungen mit gesundem Menschenverstand widersprechen dem: stellen wir einmal die Überlegung an, wie viele Entscheidungen, die für die Gestaltung unseres Lebens von Bedeutung sind, wir aus dem Bauch heraus fällen, so wird die Mehrheit antworten, dass sie in lebenswichtigen Fragen, instinktiv nach Bauchgefühl entscheidet. Wer von uns hat sich für seine Lebenspartnerin oder Lebenspartner nach kühler vom Verstand geleiteter Berechnung entschieden? Sicherlich eine Minderheit. Wer hat seine Berufswahl nach seinen Gefühlen getroffen? Sicherlich die Mehrheit. Welcher auch noch so kühle Kopf wurde nicht schon vom Gefühl der Trauer, der Deprimiertheit, des Hasses oder der Wut in seinem Tun gesteuert? Aber der Erkenntnis der Steuerung des Menschen durch Gefühle steht die Sehnsucht nach Sicherheit im Wege, und verhindert die Bewusstwerdung und Akzeptanz dieser Wahrheit. Wir ignorieren lieber die Gesetze, die uns regieren und steuern, werden aber so den Schlüssel zu unserem wahren Wesen niemals finden.

07/09/2023

Gescheitert?
Deutschland hat sich mit der Aufnahme der Flüchtlinge eine Mammutaufgabe zugemutet. Es stellt sich seiner Verantwortung für das Wohl drangsalierter, geflüchteter Menschen unbeachtet ihrer Herkunft. Dies ist zuerst einmal eine großartige humanitäre Leistung. Doch wie sieht die Realität jenseits aller Multikulti-Träumereien tatsächlich aus? In Schulen und Kindergärten finden sich Kinder unterschiedlichster Kulturkreise. Die Folge ist, dass das Niveau des Unterrichtes sinken muss, da man unmöglich allen Kindern gerecht werden kann. Es mangelt an allen Ecken an geschultem Personal, die Aufgabe ist nicht annähernd zu bewältigen ohne wesentliche Abstriche am Unterrichtsniveau. Lässt der Staat in diesem Punkt die Schulen und Kindergärten im Stich? Auffallend ist, dass die fremdländischen Kinder bis auf wenige Ausnahmen stets unter sich bleiben und auf dem Schulhof und in ihren oft abgeschotteten Familien ihre Muttersprache sprechen, so dass das Erlernen der deutschen Sprache als Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration massiv erschwert ist. Schon bei Kindern, beispielsweise aus Afghanistan, spürt man gelegentlich eine mädchenfeindliche Haltung, die man später mitunter auch im Beruf beobachten kann: ein fremdländischer Mann lässt sich nur ungern von einer ihm übergeordneten Person etwas sagen, wenn diese eine Frau ist. Das was wir zurzeit in Berliner Freibädern oder auch in den Silvesternächten (Köln) beobachten können, ist das Ergebnis einer fehlgeschlagenen Integration. Es greift zu kurz, die Übergriffe als Auswüchse junger, testosterongesteuerter männlicher Migranten zu sehen. Wollen wir einfach nicht wahrhaben, dass die Aufgabe der Integration der Flüchtlinge trotz bewundernswertem Engagement vieler Bürger nur zu einem Bruchteil bewerkstelligt werden kann? Diejenigen, die nur auf Beispiele gelungener Integration verweisen, dies öffentlich medienwirksam darstellen, Andersdenkende sofort in die N***schublade stecken und blind sind bezüglich der Probleme, betreiben eine gefährliche Schönfärberei. Ist es nicht dieses „Nichtwahrhabenwollen“ der Politik was viele Menschen so verärgert, dass sie die „Schnauze“ voll haben und zum anderen Ufer wechseln? Sind Clankriminalität, mafiöse Strukturen und Parallelgesellschaften nicht die Folge eines jahrelangen Wegschauens von Politikern, die die Probleme lieber ausblenden als sie anzugehen? Welch ein Widerspruch: wir kämpfen für Frauenrechte, doch können sich noch Frauen in Freibäder trauen, ohne Angst haben zu müssen, sich von fremdländischen Machos begrapschen zu lassen? Nicht das brutale Zurückweisen der Hilfesuchenden, sondern eine offene und ehrliche Debatte über die Probleme wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.

07/09/2023

Warum Krieg?
Als Kronprinz Wilhelm über das Schlachtfeld von Königgrätz (1866) mit seinem Pferd ritt, notierte er:“ das Schlachtfeld zu bereiten war grauenvoll und es lassen sich die entsetzlichen Verstümmelungen, die sich dem Blick darstellen, gar nicht beschreiben. Der Krieg ist doch etwas Furchtbares, und derjenige Nichtmilitär, der mit einem Federstrich am grünen Tisch denselben herbeiführt, ahnt nicht, was er heraufbeschwört.“ Dies war gegen Reichskanzler Bismarck gerichtet, der darauf antwortete: „Ohne mich hätte es drei große Kriege nicht gegeben, wären 80000 Menschen nicht umgekommen, und Eltern, Brüder, Schwestern Witwen trauerten nicht. Das habe ich indes mit Gott abgemacht.“ Welch ein Hohn sich beim Töten mit Gott im Bunde zu sehen! Der Kriegsreporter Howard Russel war Zeuge des Gemetzels und berichtete:“ eine weiße Fahne markierte ein Feldlazarett. Wie zum Spott über die Mildtätigkeit des Menschen, deren Bestreben, die selbstverantworteten Schrecken des Krieges zu mildern, durchaus etwas Heuchlerisches hat, wurden die Orte, an denen diese Flaggen wehten, im Laufe des Gefechts besonders gern beschossen. Bald nach Beginn der Schlacht lagen dort nur noch Tote.“ Man denkt unwillkürlich an Syrien und an die Ukraine, wo Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten zerbombt werden. Der Feldherr Helmuth von Moltke, der zig Tausende in den Tod geschickt hatte, aber selbst hochbetagt 1891 friedlich starb, sagte:“ der ewige Friede ist ein Traum, und noch nicht einmal ein schöner und der Krieg ein Glied in Gottes Weltordnung. In ihm entfalten sich die edelsten Tugenden des Menschen, Mut und Entsagung, Pflichtreue und Opferwilligkeit mit Einsetzung des Lebens.“ Eine nicht zu überbietende Kriegsverherrlichung. Anschließend wurden zwei Weltkriege geführt mit Millionen von Toten. Würde man heute den Erdball an den Orten an denen Krieg und Gewalt herrscht mit einem roten Punkt markieren, so wäre er feuerrot. Wir haben zu akzeptieren, dass die Kriegsbereitschaft in jedem von uns latent vorhanden ist. Der Schlüssel dafür liegt in der Struktur unseres Gehirns. „Lieben und erhalten“, „Hassen und zerstören“ sind eng verflochten. Was ich liebe, bin ich bereit mit allen Mitteln zu schützen. Lieben und Hassen haben ihre entsprechenden Strukturen in Form von Nervenkernen in unserem Gehirn und diese können schnell entflammt werden. Letztendlich sind es Instinkte, die wir nur schwer beherrschen können, denn der Mensch ist nicht immer Herr in seinem eigenen Haus. Die unzähligen Grausamkeiten bekräftigen die Existenz dieser dunklen Triebe. Edle Motive dienen den destruktiven Gelüsten als Vorwand. Die Zeiten ändern sich, das Gehirn nicht. Inwieweit sind wir hinsichtlich der Gewalt- und Kriegsbereitschaft Opfer unseres Gehirns?

07/09/2023

Der Herzschrittmacher
In Deutschland werden jedes Jahr ca. 75000 Herzschrittmacher implantiert. Prozentual ist der Anteil von Männern leicht erhöht. Bei der Pumpfunktion des Herzens muss zwischen „Elektrik“ und „Mechanik“ unterschieden werden. Das Zusammenziehen des Herzmuskels (mechanische Kontraktion) wird durch einen Stromimpuls induziert. Dieser Stromimpuls durchläuft auf entsprechenden Leitungsbahnen das Herz von oben nach unten. Auf diesen Stromreiz reagiert das Herz mit einer Kontraktion und pumpt mit jedem Schlag ca. 70 ml Blut durch den Körper. Dieser Vorgang heißt elektromechanische Kopplung und ist die Voraussetzung für eine gesunde Herzfunktion. Es kann bei Herzerkrankungen sowohl die Pumpfunkton als auch die Stromleitung oder auch beides betroffen sein. Zahlreiche Herzerkrankungen können zu solchen Problemen führen, allen voran Herzinfarkt und Herzklappenerkrankungen. Bei der Notwendigkeit der Implantation eines Schrittmachers stehen Störungen der Erregungsleitung im Vordergrund. Diese führen dazu, dass das Herz zu langsam schlägt, einer sogenannten Bradykardie. Leider gibt es keine Tablette, welche zuverlässig und sicher einen langsamen Herzschlag beheben. Die Folgen eines zu langsamen Herzschlages sind Schwäche, Schwindel, kurzandauernde Bewusstlosigkeit oft mit schweren Stürzen verbunden und im schlimmsten Fall ein kompletter Stillstand des Herzens. Man unterscheidet verschiedene Formen einer Bradykardie abhängig davon, wo und wie intensiv die Erregungsleitung gestört bzw. unterbrochen ist. Bei ernsten Bradykardien mit entsprechenden Symptomen ist eine Schrittmacherimplantation die einzig mögliche Therapie. Ein Schrittmacher besteht aus einem Aggregat (Batterie) sowie ein bis zwei dünnen Sonden (Elektroden), die den Stromimpuls aus der Batterie weiterleiten und den Leitungsdefekt überbrücken. Das Aggregat wird unterhalb des Schlüsselbeines unter die Haut implantiert, mit den Sonden verbunden, die wiederrum im Herzmuskel verankert werden, so dass der Stromimpuls den Herzmuskel erreicht und zur Kontraktion bringt. Wie bei jeder medizinischen Maßnahme sind Komplikationen möglich aber selten. Die Implantation kann ambulant durchgeführt werden und nimmt ca. eine Stunde in Anspruch. Eine Kontrolle des Schrittmachers erfolgt in bist bestimmten Intervallen, meist jährlich. Eine Schrittmacherimplantation ist kein Bagatelleingriff. Es gilt: einmal Schrittmacher, immer Schrittmacher. Der Eingriff sollte nur von Ärzten durchgeführt werden, die diese Eingriffe mehrmals pro Woche durchführen. Die Schrittmachertherapie ist auch ein Beispiel für eine technisch immer besser werdende Medizin. Die Miniaturisierung und das Innenleben der Geräte ist eine Meisterleistung. Eine Schrittmachertherapie kann lebensrettend sein.

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