30/08/2022
Feuerteufel zerstört Existenzen
Einzelschicksal_1
Heiko F. (59) ehemaliger Schweisser, jetzt Erwerbsunfähiger Rentner, arbeitet als Schulbusfahrer bei den Johanniter auf 450 EUR Basis - seine Frau Heike (57) arbeitet bei Rewe als Verkäuferin auf 25h
Viele Jahre hatte das Paar ein großes Motorkajütboot und einen Liegeplatz an einer anderen Stelle des Sees. 2019 wollten sich die beiden dann verkleinern, da ihre 4 Kinder mit den 4 Enkelkindern nicht so oft mitgefahren sind wie einst erwartet. Sie fanden einen Interessenten für das Boot, der wiederum hatte ein Bootshaus in der Schillerstrasse. Der Tausch schien perfekt.
Heike und Heiko sanierten liebevoll, von Grund auf ihr neues Bootshaus, bestellten in Polen ein kleineres Boot, eine Aqua 550 Cruiser, ein Kajüte Motorboot welches nach Wunsch angefertigt wurde, für knapp 25.000 EUR. "Das sollte unsere Altersvorsorge und ein Rückzugsort für den Lebensabend sein", sagt Heike den Tränen nah. „Seit wir Kinder sind, sind wir auf dem Wasser, sind im Segelspot groß geworden“, fügt Heiko leise hinzu. „Mein Onkel und mein Vater haben in den 60er Jahren eine Segelsportschule betrieben über die GST.
Im Bootshaus hing eine alte Kapitänsmütze und eine selbstgebaute Seemanns-Knotentafel meines Papas. Aber auch viele andere Erinnerungsstücke meiner Eltern sind verbrannt, auch die alten Angeln von Papa. Ich hab mir nie eine neue gekauft“. "Es tut weh“, sagt Heiko mit glasigen Augen.
"Am 5.5.22 um 5.45 Uhr klingelte mein Handy. Mein Schwiegersohn ist gerade zur Arbeit gefahren, er sagte nur - Papa komm mal runter so schnell du kannst.“ Zu diesem Zeitpunkt standen die Bootshausreihen 13 und 14 schon im Vollbrand. "Kurz nach 6 war ich vor Ort, es brannte lichterloh, ich konnte Explosionen hören von den Tanks.
Ich hab doll geweint, lag mir mit anderen Besitzern in den Armen. Ich hatte Angst meine Frau anzurufen, weil man sieht - da geht die Existenz unter.“ Mehrer 10.000 EUR müssen die beiden noch bei der Bank bezahlen, monatlich 399 EUR. Hinzu kommen die Entsorgungskosten von wo möglich 10.000 EUR "Unser Traum ist verbrannt, die Täter haben uns alles genommen", sagt Heike. "Eine Versicherung haben wir nicht. Ich hatte mich um eine bemüht, aber unsere Versicherung wollte das Reihenbootshaus nicht versichern“, fügt Heiko hinzu.
Jeden Tag waren die beiden nach der Arbeit auf dem Wasser wenn es ging. "Das haben wir uns vom Mund abgespart viele Jahre", sagt Heike. Wir wissen nicht wie es weiter geht, wir schlafen schlecht, wir haben Angst. Ich werd meinen Chef bitten mehr arbeiten zu können. Unser Lebenstraum ist für uns begraben, aber wir müssen wohl lernen damit umzugehen.“
"Wir würden gerne wieder aufbauen wenn es möglich ist", sagt Heiko. "Ich habe um einen Termin beim Vize Oberbürgermeister Herrn Modemann gebeten und war auch dort. Neubrandenburg will uns entgegenkommen, dass wir in Eigenleistung beim Wiederaufbau weitermachen können. Die Stadt will versuchen was sie kann um die Kosten zu senken, hat man uns versprochen."