10/09/2024
Zur Zeit hängen die Äpfel reif an den Bäumen und ich habe für euch heute ein besonderes "Äpfelchen". 🍏
Hier könnt ihr die 'märchenhafte Geschichte', erschienen in meinem Buch "Pflanze Träume in deinen Seelengarten"lesen. Und wer Interesse an dem Werk hat, kann es zum Sonderpreis erwerben!
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Viel Freude mit
DER GRÜNE APFEL
von Karin Biela
In einer städtischen Gartenkolonie, die über einen alten Baumbestand verfügt und deshalb üppig eingewachsen ist, befindet sich unter anderem die Parzelle Nummer 25. Die Besitzer sind sehr stolz auf ihr kleines Naturreich, und obschon es kaum dreihundert Quadratmeter misst, ist es ein grünes Paradies, das mit Inbrunst gehegt und gepflegt wird.
Dort blüht es ab Frühling immerzu, und im Sommer präsentieren sich die schönsten Stauden. Das Schmuckkörbchen oder Cosmea wetteifert mit den Nelken, wer über das strahlendere Purpurrot verfügt. Aber auch die leuchtend gelben Blütenblätter des Sonnenhutes machen der Sonnenblume Konkurrenz. Im blauen Bereich präsentiert sich gekonnt der Rittersporn und lebt friedlich zusammen mit dem romantischen Glockenblümchen. Es handelt sich um ein zauberhaftes Fleckchen Erde, wo überdies immer etwas los ist und keine Langeweile aufkommt. Schwarz-gelb gestreifte, dicke Hummeln fliegen fleißig von Blüte zu Blüte. Bienen sammeln den süßesten Nektar, um mehr Honig zu erzeugen. Bunte Schmetterlinge tanzen durch die Luft und die zarten Flügel der Libellen erinnern an anmutige Elfen. Liebreiz und Harmonie sind spürbar, und es gibt sicher niemanden, der sich hier nicht wohlfühlt.
Doch ein Bewohner hadert mit seinem Schicksal und ist unglücklich. Sein zugeschriebener Platz ist der wunderschöne Apfelbaum. Hier hängen seine vergnügten Kollegen und genießen ein Sonnenbad. Anders als bei den Menschen benötigen sie keinen Sonnenschutz. Im Gegenteil, sie halten gar ihr rundes Gesicht in das wärmende Licht, damit ihre noch blassen Wangen erröten mögen. An einem alten, fast verdorrten Ast hängt ein grüner Apfel und ist sehr traurig. Er ist klein und mickrig und noch immer grün. Während seine Nachbarn wachsen und gedeihen, versucht er vergeblich, die ersehnte Färbung zu bekommen. In seiner Not bat er sogar die Sonne, sie möge sich erbarmen und ihm zu einem apfeltypischen Aussehen verhelfen. Leider trat keine Besserung ein. Nach wie vor sieht das Sorgenkind unreif aus. Überhaupt ist er einfach anders und ein Außenseiter. Im Apfelbaum wird schon über ihn getuschelt und viele Kollegen meinen, dass etwas mit ihm nicht stimmen würde. Er passt so gar nicht in das Gefüge. Stumm leidet das grüne Äpfelchen und fühlt sich von der ganzen Welt verlassen. Während überall geschäftiges Treiben zwischen den Ästen zu beobachten ist, hängt das arme Geschöpf deprimiert am Zweig.
Währenddessen bekommen die Inhaber des Gartens Besuch von einem befreundeten Künstler. Es wird Kaffee und Kuchen serviert. Zwar gibt es noch keinen Apfelkuchen, denn die Ernte steht erst kurz bevor, dafür ließ es sich die Gastgeberin nicht nehmen, frischen Bienenstich zu backen. In geselliger Runde wird debattiert und philosophiert. Als der Freund des Hauses den Apfelbaum betrachtet und die köstlichen Früchte sieht, die sich noch gedulden müssen, ehe sie gepflückt werden, hält er inne. Lange schaut er die vielen roten Äpfel an, die es kaum abwarten können, auf Reisen zu gehen. Man muss wissen, es ist der Höhepunkt in jedem Apfelleben, endlich vom Baum in den Korb zu gelangen, um dann auf dem Markt angepriesen zu werden. Für dieses wichtige Ereignis wird sich prächtig herausgeputzt und extra Glanz aufgelegt, sodass man knackig und frisch aussieht.
Nun mustert der Künstlerfreund den schmächtigen, noch immer grünen Apfel. Einsam hängt er im Baum, abseits von der Masse, und traut sich kaum aufzublicken. Der Gast steht auf, geht auf den Baum zu und streicht behutsam über das verschüchterte Äpfelchen. Er spricht: „Du wirst das Motiv für mein nächstes Gemälde sein! Du bist was ganz Besonderes, denn es gehört viel Kraft und Mut dazu, sich von der Masse abzuheben.“ Er fragt den grünen Apfel: „Darf ich dich malen?“ Freudig nickt das Äpfelchen und weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Noch im Stehen zückt der begnadete Künstler ein weißes Blatt Papier und einen Bleistift aus seiner Tasche. Er fertigt eine Skizze an, die er später als Vorlage verwenden wird, um das Ölgemälde zu erschaffen.
Das Modell streckt würdevoll sein Gesicht dem Zeichner entgegen, und sein zuvor trauriges Herz jubelt vor Glück. Selig vernimmt es die plötzliche Wertschätzung seiner Gefährten. Sie erkennen die einmalige Chance, Lebensziele wie beispielsweise Apfeltorte, Apfelmus, Most und Bratapfel hinter sich zu lassen und stattdessen als Kunst in berühmten Galerien zu hängen. Applaus und Bewunderung werden sie ernten. Sie wissen sehr wohl, wem sie diesen glorreichen Umstand zu verdanken haben. Beschämt bitten Sie den „grünen Apfel“ um Verzeihung und bedauern es, ihn ausgegrenzt zu haben. Das grüne Äpfelchen wird ganz verlegen, und es steigt eine sonderbare Hitze in sein Gesicht. Es fühlt sich ungewohnt und seltsam an. Und siehe da, plötzlich färben sich die Backen rot. Jetzt ist der „grüne Apfel“ einer von ihnen.
Es sei noch erwähnt, dass das Ölgemälde „Der grüne Apfel“ mittlerweile in der Pinakothek in München hängt und zahlreiche Kunstfreunde von nah und fern inspiriert. 😉