28/09/2024
Info:
Warum Vorverkauf so wichtig ist… gerade ging durch die Medien, dass der Umsatz der Musikindustrie wieder mächtig gestiegen sei. Das stimmt, aber der große Kuchen, verteilt sich fett auf sehr wenige. Für kleinere bis mittelgroße Acts ist es nach wie vor ein Brett. Man braucht unfassbar Nerven und Zuversicht, um die geplanten Gigs durchzuziehen, auch weil es oft sehr kurzfristig Vorverkäufe gibt. Das höre ich verschärft bei den MusikerInnen um mich herum. Ohne eine starke gewachsene Fanbase ist es nicht zu machen. Und auch hier zählt jedes Ticket, gern im Vorverkauf.
Was gar nicht geht ist, es dem Veranstalter allein zu überlassen, dass sich etwas bewegt. Ich verbringe sehr viel Zeit damit alle Konzerte auch noch mal auf meinen Kanälen zu verbreiten. Mein Newsletter ist mein Schatz. Promotion so wichtig, auch von Künstlerseite. Man kämpft allerdings auch mit den immer weiter schrumpfenden Möglichkeiten in der Tagespresse. Es ist deutlich spürbar, dass der Kulturbereich immer schmaler wird, es sei denn man ist Superstar. Und manchmal liest man dann eine Konzertkritik und denkt sich so, ui, da hatte aber jemand nicht so richtig Ahnung von dem, was er da tut. Es wird aber auch immer seltener, dass überhaupt jemand kommt und nach einem Konzert schreibt. Auch hier gibt es natürlich tolle Highlights, ohne Frage. Dank dafür!
Der Anteil der Streamingumsätze liegt weltweit bei 80 %, der von physischen Tonträgern bei 18 %. Bei 11 Mio KünstlerInnen, die Musik hochladen bei Spotify bekommen etwa 200.000 95 % aller Umsätze. Dazu kommt das Pro Rata System, was die höher vergütet, die hohe Marktanteile haben. Streaming bringen gerade mal 0,003 Euro pro Stream, also 1000 Stream sind 3 Euro, die bei uns landen. Kann man sich ausrechnen, wie unfassbar viele Streams man erreichen müsste, um ein wenig zu verdienen.
Also sind Konzerte der Elefantenfuß auf dem alles steht.
Dank der Monopole wie Eventim, Live Nation und Ticketmaster und ihren seltsamen Praktiken wie Dynamic Pricing steigen die Ticketpreise für Superstars ins Astronomische. Und so bleibt für kleinere Konzerte oft nicht viel Luft. Oft denke ich, warum zahlen die Leut so viel? Dabei sein ist offenbar alles. Wir leben in einer Zeit, in der diese Megaevents immer gigantischer werden, so dass die „Omma“ schon manchmal mit dem Kopp schüttelt.
Ich würde inzwischen klar sagen jedes Ticket zählt für die kleinen und mittelgroßen Konzerte. Und jedes Ticket, das im Vorverkauf erstanden wird beruhigt die Seele ungemein. Was man da tun kann als KünstlerIn? Nicht so richtig viel mehr, als zu appellieren. An die Kunst des Künstlerartenschutzes, die uns trägt und es weiterhin ermöglicht, dass wir touren können. Oft diskutiere ich mit den Veranstaltern um die Ticketpreise. Denn auch ich kann nicht mit Tickets unter 20,- Euro rumkommen. Das ist für Leut mit kleinem Einkommen auch nicht so leicht zu wuppen, ist aber anders nicht drin. Gestiegene Kosten für die Clubs und auch für die Crews haben die Lage noch mal verschärft.
Am Ende sind die allermeisten tollen Orte, an denen ich und die KollegInnen in meinem Kreis spielen ehrenamtlich geführt. So viel wunderbares Herzblut erlebe ich da immer wieder. Mein dicker Dank für Eure wunderbare Arbeit! Und hier kommen wir auch zum nächsten Problem: Die meisten der Kulturvereine, in denen ich spiele gibt es auch schon 40 Jahre. Und es ist absehbar, dass einer nach dem anderen aufhören wird, weil es keinen Nachwuchs gibt. Viele, die das machen sind selbst um die 60/70 Jahre alt. Wahrscheinlich gäbe es ohne Ehrenamt nur eine sehr überschaubare Zahl an vielfältiger Kultur.
Ich hoffe sehr, es geht weiter. Mit Euch. Gemeinsam. Miteinander. Und ich hoff, wir sehen auf einem meiner Konzerte und gern auch bei den wunderbaren KollegInnen.