14/12/2024
📌
Hofgeschichten-Adventskalender
Türchen 14
- von Kälberiglus und Manipulation -
Heute morgen ist mir dieser Post untergekommen. Da muss ich doch mal was dazu zu schreiben....
Es ist schon immer sehr interessant, was da in den Köpfen mancher Menschen vor sich geht. Da sehen sie etwas machen ein Foto und veröffentlichen es mit ihren eigenen Schlussfolgerungen ohne diese auch nur ansatzweise auf Richtigkeit oder auch nur Logik zu untersuchen.
Nur aus naiver Unwissenheit oder mit kalkulierter Absicht um Stimmung zu generieren?
Erschreckendweise scheint das ja immer zu funktionieren! Wenn man sich die Kommentare da drunter durchliest, wird einem echt übel...
Was passiert da?
Klar, Bilder wie diese gibt es auf fast jedem Milchviehbiobetrieb. Das ist nun mal Standard. Auch auf Biobetrieben.
Aber das, was dazu geschrieben wurde, ist ein Hirngespinst. Stimmung machende, Hass erzeugende Manipulation. Da frage ich mich: wieso erkundigt man sich nicht erstmal, bevor man so was postet? Und warum hinterfragt man als Leser solche Aussagen nicht, bevor man sie entsprechend kommentiert?
Zum Hintergrund:
Es ist tierschutzrechtlich erlaubt Kälber in den ersten zwei Lebenswochen (2 Wochen!! Nicht 22 Monate) in einem Einzeliglu zu halten.
Mal abgesehen von der Praxis des Trennens von Kalb und Kuh direkt nach der Geburt, die solange Praxis bleiben wird, wie Bauern einen Preis für ihre Milch erhalten, der nicht ausreicht, um diese Milch mit den Kälbern zu teilen, könnte man Kälber ja auch direkt in Gruppen großziehen.
Der Grund warum sich das nicht durchgesetzt hat ist, dass Kälber, wenn sie von der Mutter getrennt werden, dazu neigen ihren Saugreflex ausüben zu wollen und dies dann auch an Gleichaltrigen tun. Da diese jedoch kein Euter habe muss dafür der Bauchnabel der Leidensgenossen erhalten, was zu bösen Entzündungen führen kann.
Dazu kommt, dass man die Milchaufnahme - solange man keinen Tränkeautomaten hat - jedes einzelnen Kalbes besser im Blick hat und schneller reagieren kann, wenn eins schlechter trinkt. Sind sie in einer Gruppe, trinken die Stärkeren natürlich mehr, als die Schwächer- oder Langsameren.
Daher hat sich die Einzelaufstallung etabliert. Nach zwei Wochen werden diese Kälber dann in Gruppen zusammen aufgestallt. Dann sind sie fit genug mit Gleichaltrigen klar zu kommen.
Übrigens haben auch wir Kälberiglus! Ich wurde gestern Abend sehr irritiert gefragt, ob wir die auch benutzen. Im Moment nicht, daher stehen sie auch draußen rum. Aktuell sind unsere Kälber im großen Kuhstall, da ist das Kinderzimmer für die Nacht geschützt genug. Aber wenn wir die Kälber im Mutter Kind Haus haben, dann besteht das Kinderzimmer aus Iglus. Nicht in Form von Einzelhaft mit Gitter drum herum, sondern als frei zugängliche Betten. Die Kälber mögen das. Zum einen durch das Mikroklima, dass passend für die Kleinen ist (deshalb haben sich diese Boxen überhaupt durchgesetzt) zum anderen haben sie auch ganz gerne mal ihre Ruhe. Obwohl wir auch Kandidaten haben, die sich da auch gerne zu zweit und zu dritt rein legen. ☺️
Zurück zur üblichen Milchviehaltung: Bullenkälber werden dann mit vier Wochen in die Mast verkauft und nein, ich kenne keinen Bullenmäster, der sie dann wieder in Einzeliglus steckt, bis sie 22 Monate alt sind.
Bleiben sie in Deutschland ist die unschönste Form der Kälber- und Bullenmast sicherlich Ställe mit Spaltenboden. Aber durch eine durchaus attraktive Förderung für Bullen, die auf Stroh gehalten werden, setzt sich diese Haltung immer mehr durch. Ich weiß es nicht genau, aber ich würde mal behaupten, dass neu gebaute Bullenställe alle ihre Tiere auf Stroh halten. Auch wenn keiner so bekloppt ist, wie wir, die Bullen als gemeinsame Herde bis hin zu denn 22 Monate alten und älteren zu halten und im Sommer auf die Weide zu lassen! 😜
Als ich den Post gesehen habe, konnte ich nicht umhin drunter zu kommentieren: das will ich sehen, wie ein 22 Monate alter Bulle da drin steckt! 😂😂
Weiß denn keiner sich etwas unter einem 22 Monate alten Bullen vorzustellen?!?
Der würde damit spazieren gehen! Tschüss und auf Wiedersehen sagen! 22 Monate! Da ist ein Bulle fast voll ausgewachsen! Wiegt um die 500-600kg! Ist größer als so ein Iglu!
Leute! Bitte glaubt nicht jeden Mist, der verbreitet wird! Fragt nach! Fragt doch den Bauern, wenn ihr so etwas seht! Aber verbreitet doch nicht falsche Tatsachen um Bauern, wie Verbrecher aussehen zu lassen!
Solange der Liter Milch 25-50 Cent kostet, solange wird es Kälber in Iglus geben.
Das wollen nicht die Bauern. Das will der Markt so! Und der Markt sind unter anderem all die, die sich genau darüber aufregen, dass es so ist.
Unser Einkauf ist die mächtigste und ehrlichste Waffe, die wir haben. Alles andere ist scheinheilig und polarisiert, aber es verändert gar nichts!
Unsere Bullenkälber wachsen bei der Mutter auf und sie werden nicht verkauft. Sie bleiben bei uns bis sie mindestens 24 Monate alt sind. Deshalb kann ich euch auch garantieren, dass es definitiv unmöglich ist, dass es irgendwo auf der Welt einen Hof geben kann, der sie bis in das Alter im Iglu lässt. Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich!
Wer es dennoch nicht mag, dass Kälber überhaupt getrennt und in ein Iglu gesteckt werden - und sei es nur für zwei Wochen - der kann uns gerne dabei unterstützen, es anders zu machen. Denn wie gesagt: der freie Markt unterstützt es nicht. Es gibt dafür auch keine einzige Förderung.
Kauft bei uns ein! Das ist der beste und direkteste Weg!
Oder schickt uns eine kleine Gabe auf unser PayPal Konto 🙏☺️
[email protected]
P.S.: gerne könnt ihr mir fragwürdige Posts zur Milchviehaltung zukommen lassen und ich erkläre dann gerne den tatsächlichen Hintergrund!