09/02/2024
Was treibt einen Menschen dazu, einen Abschiedsbrief zu schreiben? Diese Frage drängt sich hier doch auf.
Das Aufdecken von Missständen durch Journalist:innen ist von gesellschaftspolitischer Relevanz. Eine mediale Schlammschlacht oder eine Vernichtungskampagne hat nichts mit investigativem Journalismus zu tun.
Der Fall der Journalistin Alexandra Föderl - Schmid zeichnet ein verrohendes Bild unserer Gesellschaft. Dem vorausgegangen war eine Plagiatsuntersuchung. Sie hat Fehler gemacht. Sie hat diese eingeräumt und sich zurück gezogen. Ein sicher richtiger Schritt.
Mich erschreckt die Berichterstattung der BILD, die mit keiner Silbe erwähnt, dass Julian Reichelt hinter der Finanzierung und Beauftragung der Plagiatsuntersuchung gegen Alexandra Föderl-Schmid steckt. Genau der Mann, der es bis heute versäumt hat, in eigener Sache Stellung zu beziehen und sich bei seinen „Opfern“ zu entschuldigen, der feige schweigt, abstreitet, dementiert.
Ich sehe hier eine Frau, die zumindest Verantwortung übernommen hat. Und jede Journalist:in muss sich immer die Frage stellen, wie weit man gehen darf und welche Konsequenzen das eigene Handeln hat. Die Causa Föderl-Schmid strengt eine Debatte an, die dringend geführt werden muss. Fehler im Job und die daraus resultierenden Konsequenzen dürfen nicht zur Folge haben, dass Menschen Vernichtungskampagnen ausgesetzt sind, sie ihren Lebensmut verlieren und Abschiedsbriefe schreiben. Das macht mich sehr betroffen.
Etwa 24 Stunden lang galt Alexandra Föderl-Schmid als vermisst: Nun ist die stellvertretende Chefredakteurin der »Süddeutschen Zeitung« stark unterkühlt gefunden worden. Die Redaktion reagiert mit großer Erleichterung.