BÜCHER HABEN ZEIT (7) - 2011 gaben wir ein Buch heraus, das Wassily Kandinsky für das Bauhaus bereits Anfang der 1930er Jahre verlegen wollte: SCHWARZ/WEISS von Kurt Kranz. Als 18-jähriger hatte Kranz eine Folge von 40 Tuschzeichnungen in ein Skizzenbuch gezeichnet, eine Arbeit die mit Serialität und Transformation von Formen spielt. Warum aber sieht man diesen 40 Blättern ihr Entstehungsjahr so gar nicht an? Warum wirkt SCHWARZ/WEISS, diese aus simplen geometrischen Elementen und Kontrastbeziehungen gebaute Bildsequenz, die Kranz einmal selbst als "abstrakten Cartoon" bezeichnet hat, so, als wäre sie gerade eben erst gezeichnet worden? Als hätte sie ihren Platz in der Gegenwartskunst - irgendwo zwischen den minimalistischen Formmutationen eines Carsten Nicolai und von der Mangakultur inspirierten Bildwelten eines Takashi Murakami?
Das fluide, ziellose Werden der Formen in Kranz' abstrakter Bildreihe lässt sich als Ausdruck einer Virtualität lesen. Und zwat in dem Sinne wie der Philosoph Gilles Deleuze diesen Begriff aufgefasst hat: als eine Freilegung von Neuem, eine Artikulation von Zukünftigem - als Vergangeheit, die ihre Aktualität nicht verloren hat.
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