25/10/2024
8. SALON, Trommelstraße 7, 20359 Hamburg, http://8salon.net/
Vom 26. Oktober bis zum 7. Dezember 2024 zeigt der 8. Salon in Hamburg eine Ausstellung, die den Künstlerbüchern des italienischen Künstlers, Dramatikers und Verlegers Fabio Mauri (1926–2009) gewidmet ist. Sie sind in einer geschlossenen Werkphase der Befassung mit der Ikonographie von Diktatur und Krieg zwischen 1973 und 1979 entstanden. Geboren 1926 in Rom als Kind einer der bedeutendsten Verlegerfamilien des Landes, wuchs er in einem Kontext der Protagonisten der großen italienischen Literatur des 20. Jahrhunderts und des Theaters auf. Bereits im Alter von 16 Jahren veröffentlichte er seine ersten Zeichnungen und Artikel in einer von ihm zusammen mit seinem lebenslangen Freund Pier Paolo Pasolini gegründeten Zeitschrift.
Traumatische Erlebnisse am Ende des Zweiten Weltkriegs des Krieges führten Mauri dazu, in seinen Werken die Themen der faschistischen Propaganda und Ideologie zu untersuchen. Er tat dies in einer exzessiv betriebenen Analyse der visuellen Sprache, die in den Medien zu dem funktionalisiert wurde, was er für eine Manipulation der Massen hielt. Bezeichnenderweise adressierte Mauri seine bildkritischen Arbeiten oft mit Untertiteln in deutscher Sprache an ein Publikum in der Heimat des faschistischen Regimes der Nationalsozialisten, das sein Werk bis heute freilich nicht zur Kenntnis genommen hat.
Heute ist der Nationalismus der eigenen Gesellschaft erneut in eine bellizistische Phase eingetreten. Wieder soll die visuelle Vermittlung von Kriegsgeschehen in den Medien eine parteiliche Stellung zu ihm befestigen. Zwar werden die Ideologien bildlich und sprachlich gefasst, und beide artikulieren sich nicht weniger grobschlächtig als zu Zeiten der historisch geglaubten Kriegshetze des Ersten Weltkriegs, aber es sind Bildhandlungen, die durch vermeintliche Faktizität und Evidenz am Denken vorbei Wirkung zeigen. Ihre Effektivität verdankt sich der Überzeugungskraft des illusorischen Anscheins, sie könnten objektive Einsicht gewähren.
Diese Forschungsausstellung unternimmt zum ersten Mal den Versuch, die von Mauri benutzten Quellen von historischen Illustrationen der Propaganda zu identifizieren und sie auf die aus ihnen abgeleiteten Werke zurück zu beziehen. Darin soll die Praxis Fabio Mauris anschaulich werden, mit Ausschnitten, Methoden der Überlagerung, der Kombinatorik und der Zuordnung von lakonischen Untertiteln eine erhellende Lesart der hegemonialen Bildordnung der Herrschaft zu gewähren, die sie schließlich aufzuheben imstande sein soll.
Wir laden Sie herzlich zur Ausstellung nach Hamburg ein.