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05/01/2025
Eine zum-Ende-des-alten-Jahres-Geschichte. Von der Hamburger Schriftstellerin Katrin Seddig. Erschienen in der Taz Nord:
"Feuchte Kälte kriecht in Christines Mantelärmel. Sie trägt ihre gelben Stiefel, den flusigen Wollmantel, auf dem Kopf eine Strickmütze. Menschen ziehen an ihr vorbei, Sektflaschen in den Händen, aufgekratzt, albern, die Alten haben sich untergehakt, ziehen den Kopf ein, Schildkröten ohne Gehäuse. Jungs in aufgepumpten Steppjacken schubsen sich, spielen sich auf, mit ihrer Böllermunition. Christine ist unsichtbar. Alt, allein, uninteressant. Das ist, was sie über sich denkt. Vielleicht nicht gerade immer, aber jetzt denkt sie das, in der letzten Stunde des alten Jahres."
Christine ist allein: weil sie verlassen wurde und weil sie allein sein will. Und sie trifft die Antifa-Fee. Ein Weihnachtsmärchen zwischen den Jahren.