09/06/2015
Mobile Commerce – The Next Big Thing?
09.06.2015 | Onlineshops für mobile Geräte optimieren?
____________________________________________
Erst kürzlich wurde von Google bekannt gegeben, dass zukünftig Webseiten, die auch für die Darstellung auf mobilen Geräten optimiert wurden (Responsive Webdesign), eine bevorzugte Platzierung bei den Suchergebnissen erhalten sollen. Dies führte dazu, dass viele Webseiten-Betreiber, die ihre Seite noch nicht im sogenannten responsiven Layout für Mobilgeräte anbieten, spätestens jetzt ihren Webdesigner mit einer Überarbeitung ihrer Webseiten beauftragten.
Doch ganz so einfach geht es nicht immer und insbesondere im E-Commerce-Bereich sind sich die Experten uneinig, wie man auf dem Trend reagieren soll. Das Problem ist u.a. damit begründet, dass Shopsysteme oft viele Funktionen und eine stark verschachtelte Kategoriestruktur mit zahlreichen Produkten aufweisen. Dies auch auf kleine Mobilgeräte optimiert darzustellen ist nicht ganz so einfach.
Für eine mobile Ansicht optimierte Onlineshops werden übrigens nicht unbedingt als „Responsives Webdesign“ sondern als M-Commerce (Mobile Commerce) bezeichnet – letztendlich ist natürlich dasselbe gemeint.
M-Commerce ist selbst bei großen Onlineshops noch die Seltenheit! -
Wenn man sich den aktuellen Stand anschaut, fällt die Reaktion auf Googles neuem Suchverhalten bei den Betreibern von Onlineshops eher gelassen aus: Zwar bieten die 10 größten deutschen Onlineshops ihren Kunden größtenteils eine M-Commerce-Variante, jedoch sieht es bei den weiteren großen Shops noch anders aus: Diese zeigen sowohl auf dem PC wie auch in der mobilen Variante die gleiche Webseite an. Bei Onlineshops, die im Bereich von 0,5 – 10 Mio. Euro jährlichen Umsatz liegen, findet M-Commerce noch zu gut wie gar nicht statt.
Die Gründe hierfür liegen nicht nur in der sehr komplexen Abbildung von Onlineshops für mobile Geräte – auch eine rechtlich korrekte Darstellung von AGB und Widerrufsbelehrung stellt eine zusätzliche juristische Hürde des M-Commerce dar. Hier muss sichergestellt werden, dass diese letztendlich auf allen auf dem Markt befindlichen mobilen Endgeräten in juristisch korrekter Form dargestellt werden. Wenn es nur bei einem einzelnen Gerätetyp Darstellungsprobleme gibt, muss der Shopbetreiber unter Umständen mit Abmahnungen rechnen.
Lohnt sich die Investition überhaupt?
Mit der sehr komplexen Umsetzung sind hohe Kosten für das Webdesign einer M-Commerce-Lösung zu erwarten. Ob sich diese überhaupt lohnen, wird im Internet aktuell von Experten kontrovers diskutiert. Hierbei sollte klar sein, dass eine solche Investition zumindest für die 10 größten deutschen Onlineshops (Quelle: http://de.statista.com/infografik/642/top-10-online-shops-in-deutschland-nach-umsatz/) ein „No-Brainer“ sein sollte, da hier Umsätze zwischen 300 (H&M) und 5.787 (Amazon.de) Euro jährlich erwirtschaftet werden. Aber sogar in dieser „Klasse“ gibt es Firmen, die noch auf ein mobiles Layout ihres Shops verzichten. Beispielsweise bietet Conrad.de (mit 389 Mio. Euro Jahresumsatz) keine mobile Darstellung des im Web befindlichen Onlineshops (www.conrad.de) und wird von Google als „Nicht für Mobilgeräte optimiert“ eingestuft.
Anhand von Statistiken und Nutzerverhalten lässt sich der Mehrwert einer M-Commerce-Lösung auch tatsächlich relativieren: Eine aktuelle Studie des eMarketer (vom 9. Januar 2015; Quelle: http://www.emarketer.com/Article.aspx?R=1011805) belegt, dass die Online-Käufer zwar sehr häufig im Internet mit ihren Mobilgeräten nach Produkten recherchieren, jedoch der eigentliche Kaufprozess in 89% aller Fälle von einem Desktop-PC aus durchgeführt wird. Nur in 11 % wird über eine M-Commerce-Anwendung eingekauft. Auch sollte man bedenken, dass unter „M-Commerce“ auch Apps fallen (z.B. die App von Amazon.de). Abzüglich der Kaufabwicklungen über Apps dürfte der tatsächliche Umsatz über Web-Onlineshops – mittels Mobilgeräte – deutlich unter 11% liegen.
Selbst Fachportale, wie z.B. „E-Commerce Jetzt“, stehen einer M-Commerce-Shoplösung noch kritisch gegenüber – dort heißt es (Zitat aus „E-Commerce Jetzt“-Blog vom 12. Januar 2015):
„Die Säue „responsive Onlineshops” und „M-Commerce” werden noch lange durch die Dörfer getrieben werden. Shopbetreiber sollten sich trotz vieler Empfehlungen (…) jedoch eher kritisch mit der Materie auseinander setzen. Denn letztlich verdient zunächst einmal der Programmierer und Webdesigner des Shops an der Umsetzung. Ob der Onlineshop mittels responsiven Layout dann auch irgendwann (wirklich) mehr verdient, müsste sich beweisen. Ein kritischer (externer) Blick auf Zahlen und Marktchancen sollte in jedem Fall an erster Stelle stehen.“
Ich kann dem nur zustimmen. In naher Zukunft wird sich auch wieder einiges tun und möglicherweise ändert sich bald das Nutzerverhalten zu Gunsten der M-Commerce-Lösungen. Aktuell würden wir einem Kunden, der sich von uns im Bereich E-Commerce beraten lässt und eine Lösung beauftragen möchte, eine M-Commerce-Lösung nicht unbedingt empfehlen. Hier gibt es natürlich, je nach Branche, deutliche Unterschiede. Jedoch sollten die Entwicklungskosten für eine M-Commerce-Lösung mit einem ansprechendem responsiven Layout, der administrative Aufwand zur Wartung des Onlineshops, die juristischen Aspekte und letztendlich natürlich der wirtschaftliche Nutzen gut miteinander abgewogen werden.
Auch ist zu bedenken, dass der durchschnittliche Lebenszyklus von Webseiten im Allgemeinen mit drei Jahren beziffert wird. Dies wird unter anderem mit der Geschwindigkeit der technischen Entwicklung, wechselnden Designtrends und Änderungen des Nutzerverhaltens begründet. Im Bereich von professionellem Onlineshops sind sogar Lebeszyklen von unter drei Jahren durchaus anzutreffen. Deswegen kann es auch sinnvoll sein, eine M-Commerce-Lösung auf den nächsten Shop-Relaunch zu vertagen – sicherlich wurden bis dahin die Techniken des M-Commerce weiter optimiert und die Entwicklungskosten sind gesunken.
Quelle: http://www.schuermann.ws/blog-news/
Agentur für Webdesign, Grafikdesign, Marketing und Presse in Haltern am See.