07/02/2023
Ich habe mir für dieses Jahr nichts vorgenommen – eigentlich möchte ich nur mehr lesen. Und damit habe ich im Januar direkt angefangen. Meine Auswahl ist dabei sehr wild, ich lese einfach das, was mich thematisch gerade interessiert. Völlig egal, ob Bestseller, Neuerscheinung oder alter Schinken. Der Januar war ein wenig arktislastig, aber ich denke, es ist für jede*n was dabei. Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch – das konnte ich als Foto nicht gemeinsam abbilden, also hier für euch eine kleine Grafik und ein paar Leseeindrücke:
BEINAHE ALASKA. Die Protagonistin in diesem Roman war so sehr in Alaska wie ich, nämlich gar nicht. Aber fairerweise muss man sagen, dass sie sich immerhin auf den Weg gemacht hat, mit einem Schiff voller kauziger Mitreisender. Und dann hat das Packeis der abenteuerlustigen Reisegruppe auf den letzten Metern einen Strich durch die Rechnung gemacht. In diesem Buch passiert nicht viel, aber das auf so eine schöne, kluge Weise, dass es eine Freude ist.
DAS LIED DER ARKTIS. Nachdem ich beinahe in Alaska war, hatte ich Blut geleckt – oder besser: Eis geleckt. Ich habe Google nach Büchern gefragt, in denen viel Schnee und die Tundra vorkommen. Dazu muss man wissen: Meine Faszination für das Wort „Tundra“ und alles, was dahinter steckt, ist groß. In „Das Lied der Arktis“ habe ich also eine junge Inuit dabei begleitet, wie sie ihr Leben meistert. Es gibt Robben (meistens sind die dann aber tot), Mystik und viele Lieder. Mein Herz hat es gewärmt.
DIE KUNST DES VERSCHWINDENS. Ich mag das Cover, ich finde gelb und pink sind zwei Farben, die unbedingt viel mehr zusammen unternehmen sollten. Ich finde auch den Titel prima und Melanie Raabe scheint mir eine sehr interessante Persönlichkeit. Das ist das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe, und ich bin mit der Geschichte nicht ganz warm geworden. Alles zum Schluss für mich doch etwas konstruiert, dabei ist die Beziehung zwischen den beiden Protagonistinnen wirklich spannend.
DIE TAUBE. Ich hatte mal einen Wellensittich, aber ansonsten interessiere ich mich nicht sehr für Vögel. Patrick Süskind kenne ich noch von „Das Parfüm“; das Buch haben wir in der Schule gelesen und ich fand es gleichzeitig faszinierend und verstörend. Wenn man in einem Klassenzimmer sitzt, in dem es zu 50 Prozent nach Schweiß und 50 Prozent nach Vanilla-Kiss-Deo riecht, ist man ja bereits einiges gewohnt, aber Süskind hebt das auf ein neues Level. Jetzt also, die Taube. Ein kurzes Buch, das kann ja auch mal ganz schön sein. Der Protagonist ist ein spleeniger Typ, die Taube eine Metapher für die großen Ängste, den Kontrollverlust. Alles wirklich handwerklich tiptop. Übrigens, aufmerksam auf „Die Taube“ wurde ich in Abbas Khider „Der Erinnerungsfälscher“.
BLUTBUCH. Das Buch, das den Schweizer und den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. Ein Roman, über den schon so viel gesagt wurde und deshalb mache ich es hier auch nochmal: Was ein wilder Ritt, ein Text wie ein reißender Fluss. Alle Gedanken dazu habe ich beim geteilt. Schaut euch gerne auch mein Gespräch mit dazu an!
FRIENDS, LOVERS AND THE BIG TERRIBLE THING. Ich habe es nicht gelesen, ich habe es „nur“ als Hörbuch gehört. Das vorweg. Und ehrlicherweise lese oder höre ich nie Biografien von Leuten, weil ich schon so ständig mit Menschen über ihre Leben spreche und es meist viel interessanter finde, wenn man eine richtige Unterhaltung führt. Dann kann man nämlich Rückfragen stellen, in Matthew Perrys Fall wäre das zum Beispiel: Wie kann man das alles überleben? Eine eindrückliche Erzählung darüber, was es heißt, abhängig zu sein und sich wieder zu finden.
SCHERBENPARK. Ich bin ja öfter spät dran. Aber hier komme ich wirklich 15 Jahre zu spät, um jetzt sagen zu können: „Schaut mal, das ist ein tolles Buch!“ Weil ich es aber wirklich sehr toll fand und mich Bronskys Stil so begeistert, dieser klare, pointierte Ausdruck, dieser tieftraurigwitzige Ton, werde ich jetzt alles lesen, was es von Bronsky zu entdecken gibt. Und warte mal, das Ganze wurde sogar verfilmt? Es ist ja nicht zu fassen.
#2023 süskind