GLADBECK. „Eine gemischte Tüte, bitte“ - „Ich bekomme einmal Zigaretten!“ Das sind wohl die meistgehörten Sätze von Helga Materne. Seit über 32 Jahren besitzt die Ur-Gladbeckerin zwei Kioske - am 1. November 1979 öffnete sie erstmals ihre Tür.
„In den Jahren hat sich alles geändert.“ Als kleiner Kiosk an der Ecke, spezialisiert auf die Kundschaft in den Zechensiedlungen, fing alles an. „Wir hatten ja keinen Durchlaufverkehr früher.“
Mit der Zeit wurde die Kundschaft dann auch immer mehr: „Innerhalb eines Jahres haben wir unser Sortiment dann aufgestockt. Lebensmittel und alles was der Mensch eben so braucht verkaufen wir seitdem.“ Bis heute weitet sich das Sortiment aus: Von Chips, über Kartoffeln, Toilettenpapier, Mehl, Frauenbedarf und und und, alles ist an der Wielandstraße und auch an der Steinstraße bei Helga Materne zu bekommen.
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„Die Kunden kaufen solche Sachen am meisten“, erklärt die Kiosk-Veteranin. „Morgens verkaufen wir Brötchen, Milch, Butter, Brot und alles was da zu gehört. Auch Zeitungen sind immer mit dabei.“ Und gerade wenn Helga Materne auf ihr Zeitungsregal schaut, sieht sie, was sich alles getan hat. „Früher hatten wir drei Fernsehzeitungen und nun schauen sie mal heute in das Regal. Da ist alles voll mit Zeitungen und die sind auch noch verschieden!“
Doch das Kioskleben war nicht immer einfach für die Beteiligten. „Als alles angefangen hat, wurde uns fast monatlich der Laden ausgeräumt. Aber das hat sich mit der Zeit gegeben. Da erinnert man sich auch noch Jahre später dran. Wir hatten mal eine Auszubildende, die hat den Räuber dann mit Hundefutterdosen verscheucht“, sagt Helga Materne, die aber auch ergänzt: „Es wurden immer alle geschnappt.“
Zwischenzeitlich besaß die Gladbeckerin soagr noch einen dritten Kiosk an der Roßheidestraße. „Das wurde dann aber einfach zu viel.“ Und auch wenn die großen Summen in all den Jahren ausblieben, denn so etwas gäbe es im Kiosk nicht, sagt Helga Materne, ist besonders ein Ereignis in Erinnerung geblieben: „Unser 25-Jahre-Jubiläum. Das war richtig schön. Alle unsere Verkäufer haben einen Torte gebacken. Es gab Kaffee und Kuchen, der Laden wurde geschmückt, und dann haben wir mit den Kunden gefeiert“, erinnert sich nicht nur die Chefin, sondern auch Verkäuferin Monika Groß.
Mit Herzblut dabei - anders geht es nicht. . .
In so einem Geschäft muss man mit Herzblut dabei sein. Auch wenn der Laden schon sehr viel Zeit in Anspruch nahm, gönnten sich Materne’s dann doch immer etwas: „Einen großen Urlaub pro Jahr. Mehr haben wir uns nicht gegönnt, aber der musste sein.“ Und wer schmiss den Laden dann in der Zeit? „Wir haben das Glück, eine sehr große Familie zu haben. Wenn wir dann im Urlaub waren, haben sich die Cousinen gekümmert. Drei Wochen lang habe ich sie angelernt und dann hat das schon geklappt.“
Dass es früher mehr Kioske in den Straßen gab, das ist schon mit dem bloßen Auge zu erkennen. Tankstellen, Trinkhalle und andere Läden haben das Geschäft für die Budenbesitzer nicht einfacher gemacht. “Die Konkurrenz der Tankstellen gibt es ja schon eine Ewigkeit. Man muss sehr viel tun. Wir stocken täglich unseren Laden auf, fahren zur Metro oder nach Bochum, um Lebensmittel zu kaufen. Unsere Kühltruhen sind immer voll. Aber wir haben alles überlebt und sind immer noch hier.“ Mittlerweile steht Helga Materne nicht mehr selber hinter der Theke, das machen nun ihre angestelleen Verkäuferinnen. Die Nachfolge ist aber auf jeden Fall schon geregelt: Die Kinder und Enkelkinder werden sich kümmern, damit es den Kiosk an der Ecke weiter gibt.
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