Der VANILLECLUB ist eine wöchentliche Radiosendung auf dem werbefreien Radio X Frankfurt. Jeden Dienstag Abend von 22 bis 23 Uhr senden Max Schumacher und seine Gäste ihre Live-Radioshow mit Musik, Hörerbeteiligung und Radio-Experimenten. Die Sendung, ehemals als 500 Billion Dots Club bekannt, wird seit 1997 ausgestrahlt. SYNOPSIS
"Wahrscheinlich haben wir unser kleines Küchenradio gentechnisch
verändert, als wir beim Backen versehentlich ein Päckchen Vanillepulver verschütteten. Direkt in das Radio. Seitdem riecht es, wenn es läuft. Aber das war leider noch nicht alles. Nach einer Woche hat es kleine, stark wuchernde Ableger gebildet. Nachdem die Küche so zugewachsen war, da wir nicht mehr an den Kühlschrank herankamen, haben wir eingesehen, da unser Radio nun regelmässig gepflegt werden muss. Es hat einen sonnigen Platz am Küchenfenster bekommen und wird einmal pro Woche mit der Nagelschere beschnitten. Es klingt jetzt anders. Gestern hat es sogar zu blühen begonnen! Weil es so schön duftet, haben wir es Radio X geschenkt. Dort treffen wir uns jetzt einmal die Woche - im Vanilleclub." HISTORIE
Den VANILLECLUB gäbe es nicht ohne das RADIO X Frankfurt.
1988 drehte ich einen Kurzfilm ber Radio X, das anläßlich der Kunstmesse aus einem Bauwagen vor dem Frankfurter Portikus als KUNSTRADIO sendete. Für zehn Tage konnte ich nicht nur ein anderes, faszinierend lebendiges Radio beobachten und hören, sondern auch eine eigene Sendung verwirklichen. Außerdem hatten sie ihre Freunde von den Piratensendern Radio Bellevue aus Lyon und von Radio Rabotnik aus Amsterdam für Radioworkshops und Sendungen eingeladen. Durch Radio X begegnete ich damals dem Fluxus-Künstler Willem de Ridder, der im Amsterdamer Piratensender Radio Rabotnik Spontanhörspiele auf der Grundlage seiner Happenings mit Joseph Beuys, Nam Yun Paik und Wolf Vostell durchführte:
"Ein Spontanhörpiel funktioniert wie ein Ballspiel. Man ist im Studio, lügt sich das Blaue vom Himmel herunter und spielt einander diesen Phantasieball zu. Das Verrückteste ist das Beste. Einzige Bedingung des Spiels ist, das man den Ball fängt und wieder abgibt. Radio ist so schön, weil man so gut darin 'lügen' kann." Politische Blockaden und das restriktive Hessisches Landesmediengesetz zwangen die Radio X-Macher, 1990 nach Berlin auszuweichen, wo unkommerzielles Lokalradio nicht verboten war. Ab 1991 gestaltete Radio X für zwei Jahre im dortigen Radio 100 mit dem Performance-Künstler Mike Hentz den 'Somnabulen Salon', ein Nachtprogramm, bei dem das Einschlafen der Hörer ausdrücklich erwünscht war. Nach der Lockerung des Hessischen Landesmediengesetzes kehrte Radio X nach Frankfurt zurück, wurde 1994 mit anderen Gruppen zum Verein RADIO X-MIX e.V. und bewarb sich um eine dauerhafte UKW-Frequenz als Nichtkommerzielles Lokales Radio (NKL). Mit einer Ausnahmegenehmigung der hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR) wurde im Mai 1996 zehn Tage lang aus dem Keller-Cafe des Theaterhauses Schützenstraße gesendet. Dort war ein Studioraum aus Wellpappe aufgebaut. Das Publikum saß im Cafe und konnte durch ein Plastikfenster den Radiobetrieb beobachten, und umgekehrt. Seit September 1997 ist RADIO X Frankfurt, das werbefreie Stadtradio, dauerhaft täglich rund um die Uhr auf UKW 91,8; Kabel 99,85 und im Internet per livestream zu hören. Zuvor gab es im März des Jahres noch ein neuntägiges Versuchsradio namens "radioXperience". An der Gestaltung des Vollprogramms beteiligten sich diesmal 52 Gruppen aus Frankfurt und Europa; Schriftsteller, Galeristen, Möbelbauer, Kinder, Schulklassen, Eintracht-Fans, lokale Künstler, Designer und Musiker, DJs, Schauspieler, schwul-lesbische Aktivisten, Feministinnen und natürlich interessierte Hörer. Viele dieser Gruppen gestalten auch heute noch das Programm von RADIO X. So auch der VANILLECLUB, der seit 1997 jeden Dienstag von 22 - 23 Uhr mit seiner
Live-Radioshow zu hören ist. Wir wollten von Beginn an mit dem Medium Radio experimentieren, mit telefonischer Hörerbeteiligung, spontan und unterhaltsam, ohne Vorproduktionen. Denn das ist schließlich das Wesentliche im Radio: das Publikum zu überraschen. Zunächst machten wir schwerpunktmäßig Spontanhörspiele mit einigen
Studiogästen. Später gab es dann auch magazinähnliche Sendungen und Shows. Den ersten Dienstag im Monat bringen bis heute die BEATNIKS kuriose Sixties-Beatmusik zu Gehör. Am zweiten gab es zunächst GRAF DOUGLAS UND SEINE VÖGELFREUNDE: ornithologische Simpelei mit Musik. Am dritten das SPONTANHÖRSPIEL oder eine LIVE-MUSIKSESSION und am vierten des Monats die RADIO-LIVEPREDIGT mit REVEREND HARALD BIEHL, der „Stimme des Guten Wortes“. Sein Schlachtruf: „GOTT IST KEIN PISSER!!!“
Den Grafen Douglas zog es Jahre später auswärts nach Stockholm, während Reverend H. Biehl 2002 seinen DOKTOR DER DEMOKRATIE machte, um am RADIOSTAMMTISCH als Seine Excellenz am Goldenen E.i.R.-Mikrophon die Regierung besser verunglimpfen zu können. Später veranstalteten Biehl und Schumacher RENT YOUR DISCUSSION
- die Sendung für Maulfaule (DIE GROSSE HARALD BIEHL UND MAX SCHUMACHER-SHOW). Diskussionsmüde Zuhörer konnten hier anrufen und sich ein Thema ausdiskutieren lassen. Ebenfalls ab 2002 gab es jeden 2. Dienstag EIERUHRCOUNTRY AUF ZURUF mit A.M.V., DEN ANFÄNGERN MIT VORKENNTNISSEN, Kemal Wegda & Max Schumacher. Sie packten das Studio jedesmal voll mit ihren Krachinstrumenten: Casio-Rechnerkeyboard, Gitarre, Akkordeon, Flöten, Tröten, Bluesharps, Bongos, Rasseln und diverse Scherzartikel. Sowie mit Gesang. Hörer*innen konnten anrufen und ein Thema bestellen, zu dem das Duo komplett neue, noch nie gehörte Songs oft mit genialischer Reimkunst frei improvisierte. Unvergessene wilde Spontanhits wie „Meine Architektin in Prag“, „Sexy Presswurst, 27 Nummern zu klein“, „Immer wenn ich frei hab, ruft mich ein Sachse an“ oder der Chanson „Unverdienter Triumph - aber das Glück findet einen Weg“ schraubten sich in die Gehörgänge des Radiopublikums. In der Eieruhrcountry-Spätphase stieß die Reizende Mary-Anne als weibliche AMV dazu. 2009 hieß es dann leider Abschied nehmen. An die wilde Zeit erinnert noch ein CD-Sampler: "A.M.V. Eieruhrcountry - Bestoff!" Vol. 1 - 3 (erhältlich per email-Bestellung beim Mailorder-Label kin-et Ffm unter www.kin-et.de)
UND NUN? Jeden 1. Dienstag: nach wie vor die BEATNIKS mit rarer Sixties-Musik. Jeden 2. Dienstag: MACHTS EUCH SELBST! TELEFONRADIO. Hörer spielen Musik durch ihr Telefon ins Studio 1 von Radio X und Max Schumacher nimmt ab, staunt, rät und bringt die Telefonmusik on air:
Konserve oder live, eigenes oder nicht, Welturaufführung, Mainstream oder Absonderliches, echt Antikes, auf dem Treppengeländer gespielt oder aus der Straßenbahn von unterwegs gerapt - egal. Genre - schnurz & piepe. Nur durchs Telefon muss es sein, denn vor dem Telefonsound ist alles gleich, Hochglanzaudio wie Schrabbelpunk. Telefon-Formatradio. Nach 3 Minuten ist Schluss und der Nächste kommt dran. Spirit of Vanilleclub! Jeden 3. und auch 5. Dienstag: VC BLAU-MUSIK - Neues vom Kraut-Planeten mit dick Indie-Paste belegt, von und mit Max Schumacher. Neue unabhängige, auch selbst produzierte Musik; Krautrock, Psychedelic, Funky, Punk, Rocknroll, Space, Industrial, Countryfolk und Abseitiges. Dienstag gibt es jeweils im Wechsel die Live-Show
SCHLAGER & PUNKROCK und die Anruf-Sendung MUSIK, DIE LEIDEN SCHAFFT. Nach längerer Pause wieder mit Harald Biehl und Max Schumacher an den Mikros. Bei "Schlager & Punkrock" spielen sie abwechselnd 1 Schlager und 1 Punkrock und kommentieren dies. "Musik, die Leiden schafft" ist die Live-Show des wahrhaft schlechten, schlimmen Geschmacks. Hörer rufen an und spielen die brutal schlechteste, schlimmste Musik aller Zeiten. Die Moderatoren leiden live. Das Böseste möge gewinnen...
Voila - Vanilleclub." (Max Schumacher 2017)
