07/06/2023
sind zurück, mit ihrem bisher besten Album! Nach einer langen Pause, wegen der Pandemie, kehrt das beliebte Acoustic-Reggae-Projekt zurück mit einer weiteren Sammlung von unplugged Klassikern, mit dem Titel "Family Affair".
Um dieses neue Album vollständig zu verstehen, erinnern wir noch mal an die Inspiration für das Projekt: Inna De Yard versucht, die Essenz der jamaikanischen populären Musik einzufangen, indem sie Reggae auf seine wesentlichen Bestandteile reduziert. Durch die Aufnahme einiger der größten Sänger und Songwriter der Musik in einer naturalistischen Umgebung, ohne elektronische Instrumente und zeitgenössische Studiotechnik, zollt das Projekt den informellen Jam-Sessions Tribut, die in den "Yards" von Kingston stattfanden - das sind die gemeinschaftlichen Außenräume, die in den Ghettos zwischen den Familien geteilt werden - wie der berühmte "Government Yard" in Trench Town, wo Bob Marley und die Wailers ihr Handwerk erlernten.
"Family Affair" dockt an diese Tradition an, und ist wohl das bisher beste Album der Inna De Yard Serie. Obwohl große Stars wie Ken Boothe und Horace Andy diesmal nicht dabei sind, zeigt das neue Album die Fähigkeiten der langjährigen Sänger des Projekts, sowie der neuen Mitglieder. Die Musiker zeigen eine ungewöhnliche Virtuosität an ihren Instrumenten und die Songauswahl ermöglicht es der Gruppe, auf ihre eigene unnachahmliche Art einige klassische Reggae-Stücke zu erkunden.
Die 13 Songs auf "Family Affair" wurden in nur vier Tagen unter freiem Himmel unterhalb der majestätischen Blue Mountains aufgenommen. Dabei wurden die Stammmitglieder Cedric Myton, Kiddus I und Winston McAnuff mit dem legendären Rocksteady-Duo Keith und Tex sowie dem ebenso illustren Johnny Osbourne erweitert. Die jüngere Generation wird vertreten durch Steve Newland von Rootz Underground, dem Sänger Derajah und Winston McAnuffs Sohn Kush. Zusammengehalten durch die pulsierenden Rhythmen des traditionellen Nyabinghi-Trommelns, hat "Family Affair" eine allgegenwärtige jazzige Atmosphäre in der musikalischen Begleitung, erzeugt von einigen der besten Sessionmusiker Jamaikas. Dazu gehören Gitarrist Dwight Pinkney von den Roots Radics, der Keyboard-Veteran Franklyn 'Bubbler' Waul, Bassist Delroy 'Wormbass' Nevin, Flötist Donaldson Bernard, Ziggy Marleys Posaunist Everald Gayle und Gast-Saxophonist Dean Fraser, die alle von dem französischen Saxophonisten Guillaume 'Stepper' Briard arrangiert wurden, einem langjährigen Mitmusiker von Sly und Robbie. Der entstehende Sound ist warm, einladend und intim und zeigt die enge Freundschaft von Inna De Yard und ihre organische Art zu arbeiten.
Inna De Yard entstand in den frühen 2000er Jahren, um Reggae zu seinen akustischen Wurzeln zurückzuführen. Durch informelle Jamsessions, die im Vorgarten des Gitarristen Earl 'Chinna' Smith in Kingston stattfanden, wurden eine Reihe von akustischen Alben mit legendären Sängern wie Junior Murvin, den Viceroys, Linval Thompson und den Mighty Diamonds sowie aufstrebenden Künstlern, die von Smith betreut wurden, aufgenommen. Das Projekt wurde 2017 für das gefeierte Album "The Soul of Jamaica" wiederbelebt, wobei das Konzert des Kollektivs in der Philharmonie de Paris den Ausgangspunkt der Veranstaltungen bildete, die zur Ergänzung der Ausstellung "Jamaica Jamaica!" in der Cité de la Musique stattfanden. Das selbstbetitelte Album von 2019 und der Dokumentarfilm "Soul of Jamaica" haben die Gruppe zusammengehalten. Sie spielten weltweit fast 100 Konzerte und auch der Dokumentarfilm wurde in 30 Ländern gezeigt.
Seit der Veröffentlichung des letzten Albums hat die Inna De Yard-Familie einige Verluste erlitten, insbesondere durch den Tod von Gitarrist Bo P*e Bowen, Posaunist Nambo Robinson sowie Wesley Tinglin und Neville Ingram von den Viceroys. Aufgrund der Covid-Beschränkungen kam die jamaikanische Musikindustrie zum Stillstand. Glücklicherweise, jetzt da die Pandemie endlich abklingt und Jamaika mit seiner Erholung begonnen hat, fand das Kollektiv, dass es höchste Zeit war, ein neues Album zu aufzunehmen. Und sie lieferten neue Interpretationen einiger der inspirierendsten musikalischen Juwelen des Reggae.
Der Eröffnungstrack "Humanity" ist eine Version eines der bekanntesten Werke von Cedric Myton's Freund Prince Lincoln von den Royal Rasses. Cedric greift auch "Days Chasing Days" auf, das die Congos 1980 für CBS France aufgenommen haben, während Kiddus I das düstere "Fire Burn" neu bearbeitet, das er erstmals in den 1970er Jahren aufgenommen hat. "Tonight" und "Stop That Train" waren zwei der größten Hits von Keith und Tex in der Rocksteady Ära, und hier verleiht das Duo ihnen ein zeitgemäßes Gewand. "Down The Street" ist ein etwas unbekannterer Song, den sie 1968 für Derrick Harriott aufgenommen haben, und der Solo-Hit, den Rowe für Lee 'Scratch' Perry aufgenommen hat, "Groovy Situation", wird hier sinnlich und geschmeidig vorgetragen. Randy Newmans trauriges "Baltimore" wurde ein Hit für die Tamlins, nachdem sie Nina Simones gefühlvolle Jazz-Version adaptiert hatten. Hier bekommt der Song dank Johnny Osborne und Winston McAnuff eine kraftvolle Inna De Yard-Behandlung. Osborne bietet auch eine wunderschöne Neuinterpretation seines Studio-One-Hits "Truth And Rights", und McAnuff greift auf sein meditatives Liebeslied "Sun Is Setting In The Sea" zurück. Steve Newland nimmt sich Bob Marleys "Touch Me" vor, Derajah aktualisiert "Africa" von den Gaylads, und Kush McAnuff bietet Rastafari-Ratschläge in "Come Away", einer seltenen Aufnahme der Black Survivors für den Produzenten Jack Ruby aus dem Jahr 1975.
"Family Affair", dass Inna De Yard in bester Verfassung sind, genauso markant, innovativ und relevant wie zu Beginn des Projekts.