Kupido Literaturverlag

Kupido Literaturverlag Junger, unabhängiger Literaturverlag mit Sitz in Köln, Inhaber: Frank Henseleit. Zu KUPIDOs Portfolio gehören u.a.
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Der unabhängige Literaturverlag KUPIDO mit Sitz in Köln wurde 1996 von dem Übersetzer und Autor Frank Henseleit gegründet und hat sich der Leidenschaft verschrieben, gute, sorgfältig recherchierte und inspirierende Bücher zu machen. Seit 2020 stellt KUPIDO dem deutschsprachigen Publikum bibliophile Ausgaben moderner, postmoderner und zeitgenössischer Autor*innen in deutschen Erst- und Neuübersetzu

ngen sowie zweisprachigen Ausgaben vor. Blai Bonet, Jaime Begazo, Fernando Pessoa, Gabriel García Márquez, Gonçalo M. Tavares, Lawrence Ferlinghetti – Autoren, die man schwer unter einen Hut bekommt, die jedoch für eines stehen: die Kunst des Erzählens. Als jeweils auf mehrere Jahre angelegte Projekte gibt KUPIDO die Werke und Briefe des portugiesischen Modernisten Mário de Sá-Carneiro, das erst um 2000 entdeckte Œuvre des spanischen Journalisten und Schriftstellers Manuel Chaves Nogales sowie die Travelogues der ukrainischen Autorin und Ethnografin Sofia Jablonska heraus.

(Engl. transl. below)Washington, 1. Nov.Über Ignorantismus, zerebralen, emotionalen und sozialen VandalismusNaturgemäß i...
01/11/2024

(Engl. transl. below)
Washington, 1. Nov.
Über Ignorantismus, zerebralen, emotionalen und sozialen Vandalismus

Naturgemäß interessiert mich heute mehr, wie Amerika wählt, war doch mein Fokus neben den Recherchen des letzten Jahres an diesem Ort auf die Natur und gewisse amerikanische Stereotypen gerichtet.

Es ist jedoch die Zeit des Journalismus, eines echten recherchierten Journalismus gefragt, der das große Bild angesichts der vielen kleinen nicht verliert. War der Erste Weltkrieg ein Ereignis, welches der Nachwelt durch unzählige poetische und prosaische Zeugnisse erfasst wurde, die nicht ganz unschuldig waren, war es im 2. Weltkrieg der Totalitarismen, der Journalismus einiger weniger, die der freien Welt noch das große Bild entwarfen und nicht fortgerissen wurden von Ideologien, die in den Kulturkrieg gegeneinander zogen. Ich meine Journalisten wie Manuel Chaves Nogales, Ernie Pyle und Leland Stowe, für die ich mich einen Monat in amerikanische Archive einzugraben vorgenommen habe.
Das Interesse an Amerika kann heute kein romantisches sein, es stellt sich die Frage nach der Realität, der sich dieses Land unterwirft oder derer es sich befreit.
Die gegenseitigen Bezichtigungen sind massiv, und die des Faschismus der Trumpisten ist verhängnisvoll, weil viel weitreichender als die Rote Socken Kampagne gegen die Nicht-Sozialistin Harris.
Leland Stowe schrieb in den frühen 1950er Jahren als er das von der Sowjetunion unterjochte Osteuropa bereiste und analysierte, was für alle Totalitaristen gilt:
“Russia’s most deadly enemy – the truth.”
Dieser Satz ist heute in seiner Polemik genauso präsent wie früher. Dieser Feind findet sich in der Bevölkerung, ob der eigenen oder der unterworfenen. Wo Russland seine Vasallen noch mit erzeugten Hungersnöten gefügig machte, geschieht dies heute mit einer Strategie, die tatsächlich „in Mein Kampf offen proklamiert ist, wonach eine Lüge, die tausendmal wiederholt wird, irgendwann als Wahrheit auftritt“ (Chaves Nogales) und über den gesunden Menschverstand triumphiert.
Das totalitäre Szenario Trumps ist nicht nach dem Abbild des Faschismus, hier glaube ich, trifft der Vergleich nicht zu, sein Szenario scheint mir eines der Diktatur der systematischen Verdummung, die möglich wurde durch das großartigste Verdummungsprojekt, in welchem eine Plattform wie „truth social“ rein namentlich den Beweis dieser These liefert. Das Projekt der größten Desinformation, die sich gegen die Evolution des Denkens stemmt und einen Weg der Enthumanisierung eingeschlagen hat, verdient einen eigenen Namen: Ignorantismus, zerebraler, emotionaler, sozialer Vandalismus.

Washington – November 1
About: Ignorantism, Cerebral, Emotional, Social Vandalism

Naturally, I am more interested today in how Americans vote. My research last year in this place focused on nature and certain American stereotypes.
However, it is the time for journalism, of real researched journalism, that does not lose sight of the big picture in the face of so many fragments. If the First World War was an event that was captured for posterity by countless poetic and prose testimonies that were not entirely innocent, it was the totalitarianism of the Second World War that was captured by the journalism of a few who were still able to paint the big picture for the free world and were not carried away by the ideologies that went to battle against each other in a culture war. I am thinking of journalists like Manuel Chaves Nogales, Ernie Pyle and Leland Stowe, for whom I plan to spend a month digging through American archives.
Today, interest in America cannot be romantic. The question arises as to the reality to which this country submits or from which it frees itself.
The mutual accusations are massive, and the Trumpists' fascism is disastrous because it is much more far-reaching than the Red Washing campaign against the non-socialist Harris.
Leland Stowe wrote in the early 1950s when he traveled to Eastern Europe, which was subjugated by the Soviet Union, and analyzed what applies to all totalitarians:
“Russia's most deadly enemy - the truth.”
This sentence is as present today in its polemic as it was in the past. This enemy can only be found in its own population or the subjugated. When Russia still made its vassals obedient with the help of famines, this is now done with a strategy that is actually “openly proclaimed in Mein Kampf, according to which a lie repeated a thousand times eventually appears as truth” (Chaves Nogales) and triumphs over common sense.
Trump's totalitarian scenario is not in the image of fascism. Here I believe the comparison does not apply. His scenario seems to me to be one of the dictatorship of systematic dumbing down, which was made possible by the greatest dumbing down project, in which a platform like “truth social” provides proof of this thesis in purely nominal terms. The project of the greatest disinformation, which opposes the evolution of thought and has taken a path of dehumanization, deserves its own name: Ignorantism, Cerebral, Emotional, Social Vandalism.

Nogales Stowe #

LESUNG UND EINLADUNGAm 28 Oktober liest im Depot die Autorin Tanja Langer aus "Der Maler Munch". Das Buch steckt voller ...
17/10/2024

LESUNG UND EINLADUNG

Am 28 Oktober liest im Depot die Autorin Tanja Langer aus "Der Maler Munch". Das Buch steckt voller hervorragend recherchierter Details aus dem Leben des weltberühmten Malers:

Edvard Munchs tragische Liebe zu Tulla Larsen, sein Aufenthalt in der Nervenheilanstalt in Kopenhagen, die Bedeutung seiner Modelle und der Fotografie für die Malerei finden Platz in diesem Roman, der auch Munchs Besessenheit von der Erinnerung nachvollziehbar macht.

Ihre Liebe zu Edvard Munch entdeckte Tanja Langer bei einem Aufenthalt in der Rasmus Meyer Collection in Bergen (Norwegen) im Jahr 2001. Edvard Munch als Sujet taucht erstmals 2006 in ihrem Roman Kleine Geschichte von der Frau, die nicht treu sein konnte auf.

Tanja Langer inszenierte zahlreiche Theaterstücke und veröffentlichte Erzählungen,
Hörspiele, Romane. 2019 eröffnete sie ihr Projekt zum Erinnern und Vergessen mit dem Roman Meine kleine Großmutter & Mr. Thursday oder die Erfindung der Erinnerung. Als Textdichterin für Neue Musik verfasste sie unter anderem Libretti für die Opern Kleist und Ovartaci – crazy, q***r & loveable für 12 Komponist*innen (Staatsoper Unter den Linden, Berlin). 2016 gründete sie den mehrsprachigen Bübül-Verlag Berlin. Sie ist Mitglied des P.E.N.

„Ein wunderbar-eindringliches Künstlerporträt.“
Uta Baier, Kunstmagazin PARNASS

„… eine aufregende und avancierte Autorin mit Gespür für politisch-gesellschaftliche Umbrüche, die sie immer auch aus privater Sicht zu spiegeln weiß.“
Volker Heigenmooser, literatur­kritik.de

„Ich nehme deinen Maler Munch mit auf Reisen – und bin sehr froh darüber, geradezu dankbar für so eine schöne Gesellschaft.“
Judith Hermann

Zu unserem Kupido Literaturverlag haben wir erfreuliche Neuigkeiten: Seit seinem Debut im August 2020 hat der Verlag zwei Programmlinien entwickelt und ist dafür gestern auf der FBM mit dem DEUTSCHEN VERLAGSPREIS 24 ausgezeichnet worden.

Das nehmen wir zum Anlass, Euch zur Lesung AM 28.10. einzuladen mit Euch anzustoßen.

Anmeldung wäre toll!

Frank Henseleit

Wir freuen uns über diese Auszeichnung.Hier ein paar Rezensionen, die Kupidos Weg beschreiben:Blai Bonet DAS MEERhttps:/...
30/09/2024

Wir freuen uns über diese Auszeichnung.

Hier ein paar Rezensionen, die Kupidos Weg beschreiben:

Blai Bonet DAS MEER
https://www.sueddeutsche.de/kultur/blai-bonet-das-meer-roman-literatur-1.5384380

Sofia Yablonska DER CHARME VON MARROKO
https://www.diepresse.com/5904246/fast-wie-im-film-sofia-yablonskas-der-charme-von-marokko

Fernando Pessoa IN EVARISTOS APOTHEKE
https://www.deutschlandfunk.de/kaffeehaus-anti-kommunismus-100.html

Manuel Chaves Nogales ¡BLUT UND FEUER!
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/buecher-podcast-frank-henseleit-ueber-manuel-chaves-nogales-19001195.html

Lawrence Ferlinghetti NOTIZEN AUS KREUZ UND QUER
https://musenblaetter.de/artikel.php?aid=36842&neu=1

Ausgehend von den 7 aufgezeichneten Gesprächen zwischen Jorge Luis Borges und Ernesto Sábato (Verlag Matthes & Seitz) bl...
10/09/2024

Ausgehend von den 7 aufgezeichneten Gesprächen zwischen Jorge Luis Borges und Ernesto Sábato (Verlag Matthes & Seitz) blicken wir in die Entstehung und Geschichte des Tango. Zwischen 1903 und dem Tango Rock.
Einführungen und Lesung: Frank Henseleit.
Arrangements für Gitarre: Daniel Rodríguez und Mariano Galussio.

Tangos:
"El choclo"
"A Don Nicanor Paredes"
"Jacinto Chiclana"
"Alguien le dice al tango"
"Mi noche triste"
"Mano a mano"
"Libertango"
"Romance de barrio"
"Cancion sin verano"
“Malevaje”
“Madame Ivonne”
"Cancion para mi muerte"

Habrá empanadas criollas, vino y tapas.
Als Speisen sind emapanadas und tapas angeboten, dazu Wein.

Freitag, 13.9. | 19 Uhr
Kupido Depot Buchhandlung | Pantaleonsmühlengasse 38-40
Eintritt: 15 €

Dinçer Güçyeter liest in der Kupido Depot Buchhandlung und spricht mit dem Autor, Übersetzer und Lektor Wolfgang Schiffe...
03/09/2024

Dinçer Güçyeter liest in der Kupido Depot Buchhandlung und spricht mit dem Autor, Übersetzer und Lektor Wolfgang Schiffer über die unwahrscheinliche Lyrik des ELIF Verlags.
Dinçer Güçyeter, für sein eigenes Schreiben u.a. mit dem Peter-Huchel-Preis und dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet, ist nicht nur ein gefeierter Schriftsteller, als Verleger des ELIF Verlags macht er sich nicht weniger verdient um die Literatur und das literarische Leben hierzulande.
Fokussiert auf die Publikation von Gedichten, versteht es kaum ein Verlag mehr, mit diversen lyrischen Ausdruckformen den Puls der Zeit abzutasten - ein Phänomen unserer Tage, experimentell, politisch, klassisch, weich, schroff – und immer voller Poesie.
Eintritt 10 €
Karten bitte reservieren unter: [email protected], telefonisch unter 0221 | 95799500 oder direkt vor Ort in unserer Buchhandlung.

Paris erweist sich immer noch als ein Zentrum unserer Bücher und Autoren.Vicente Huidobro traf im November 1916 in Paris...
12/07/2024

Paris erweist sich immer noch als ein Zentrum unserer Bücher und Autoren.
Vicente Huidobro traf im November 1916 in Paris ein und verschmolz Strömungen der Avantgarde Südamerikas mit den europäischen.

Der portugiesische Modernist MdSC, der von Paris seinen sensiblen Briefwechsel mit FP führte und den Krieg in Paris er-leben wollte, brachte sich im Mai 1916 auf bestialische Weise um.

Die Briefe Pessoas gingen in der Folge der Ereignisse verloren. Es bleibt die Stimme Sá-Carneiros, die uns Pessoa zeigt, wie sein deutschsprachiges Publikum ihn nicht kennt.

Manual Chaves Nogales, gejagt von der Gestapo, die ihn nach der Agonie Frankreichs am 22.Juni sofort festnehmen wollte, floh über Bordeaux nach England. Churchills Operation "ARIEL" ermöglichte es ihm.

Auf dieser Spur befindet sich unser Verleger, um Dokumente zu sichten und simultan (wie Huidobro) die Orte zu bereisen.

„Die Agonie Frankreichs“, der Briefwechsel unter dem Titel „Geliebter Fernando Pessoa“ und Huidobros Roman aus dem Paris des späten 18. Jahrhunderts erscheinen nach und nach bei Kupido.

17/06/2024
12/06/2024

The second visit of 2024 for foreign publishers and media representatives has just started in Riga! 🥳
We are very happy to welcome to Riga 10 publishers, media and literature festival representatives from 8 different countries.
We look forward to having some busy days learning more about Latvian literature and culture.

გამომცემლობა ინტელექტი • Intelekti Publishing Gvantsa Jobava (Georgia), The Old Lion Publishing House Видавництво Старого Лева, Ivan Fedechko (Ukraine),
Freelance journalist and host of literary (Focus Vif, Foire du Livre and Passa Porta), Anne-Lise Remacle (Belgium),
dtv Verlagsgesellschaft, Melanie Becker (Germany) Iperborea Casa Editrice, Cristina Marasti (Italy), Peirene Press, Stella Amelia Sabin (United Kingdom), Kupido Literaturverlag, Frank Henseleit-Lucke (Germany), Les Éditions Bleu & Jaune, Sylvie Pereira and Alexandre Claude Blomme (France), Libros del Zorro Rojo, Ana Lucía De Bastos (Spain), Festival Les Boréales, Remy Carras (France).

We mourn the passing of our Latvian author Alberts Bels (*6.10.1938) today (11.6.2024). A few hours ago, our publisher F...
11/06/2024

We mourn the passing of our Latvian author Alberts Bels (*6.10.1938) today (11.6.2024). A few hours ago, our publisher Frank Hensleit arrived in Riga with the illusion of meeting Alberts Bels tomorrow, introduced by his great admirer and English translator Jayde Will.
Kupido is expected to publish Bels' epoch-making novel “Bezmiegs” (sarakstīts 1967, periodikā 1986, grāmatā 1987) in 2025.
Bels was awarded the Commemorative Medal for Participants of the Barricades of 1991.
Bels Will 'World Literature Today

In unserer Kupido Depot Buchhandlung ist immer viel zu entdecken. Vom gemütlichen Reinlesen mit Kaffee dazu, oder bei ei...
08/06/2024

In unserer Kupido Depot Buchhandlung ist immer viel zu entdecken. Vom gemütlichen Reinlesen mit Kaffee dazu, oder bei einer unserer zahlreichen Veranstaltungen. Hiervon einige Impressionen:

Ihr findet uns in Köln, ganz in der Nähe vom Barbarossaplatz: Pantaleonsmühlengasse 38. Unsere Öffnungszeiten sind Mittwoch bis Samstag von 10-13h und 14-19h. Um über alles im Bilde zu bleiben am besten unseren Newsletter abonnieren: [email protected]

Ein schönes Wochenend noch!

Impressionen vom 12ten Book Arsenal Festival in Kyiv (Книжковий Арсенал) :
07/06/2024

Impressionen vom 12ten Book Arsenal Festival in Kyiv (Книжковий Арсенал) :

Schöne Rezension über Lawrence Ferlinghettis "Notizen aus Kreuz und Quer". Erschienen diese Woche in der FAZ.NET - Frank...
05/06/2024

Schöne Rezension über Lawrence Ferlinghettis "Notizen aus Kreuz und Quer". Erschienen diese Woche in der FAZ.NET - Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Ihr findet die Rezension auf unserer Website unter "Presse".

Kyiv 30. Mai 2024Wer mich etwas kennt, wird bestätigen, dass ich zuerst der Kunst und Literatur verpflichtet bin. In let...
31/05/2024

Kyiv 30. Mai 2024

Wer mich etwas kennt, wird bestätigen, dass ich zuerst der Kunst und Literatur verpflichtet bin. In letzterer treten jene Beobachtungen und Gedanken ans Licht, die oft Menschen eine Stimme geben, die zu einem solchen Ausdruck nicht fähig sind, weil sie eben keine Schriftsteller sind. Dichtung spricht für diese Menschen aus, spricht zu ihnen. Ein intimes Verhältnis wie ein Brief – ein Brief an viele. Diese enge Beziehung, die sich über Erfahrungen, Gefühle, Orientierung knüpft und den Dingen das Antlitz der Wahrheit gibt und die Farce der Lüge einstürzen lässt, wird seit jeher von Potentaten gefürchtet. Um auch das zu klären, von keinen letztgültigen Wahrheiten rede ich, diese sind ein anderes Fach, sondern von einer Wahrheit, die Lesenden als Orientierung inmitten ihrer komplexen Wirklichkeit nützt. Potentaten wünschen sich einfache Wirklichkeiten, oft sind sie Kinder einer solchen und lernen, wie mit der Wahrheit umzugehen ist, damit sie ihr Geschäft verfolgen können, sie wurden zu Emporkömmlingen, ihr Aufstieg geht über Leichen.

Ich bin als Verleger eingeladen zu einem Fellowship-Programm des 12th International Book Arsenal Festival in Kyiv, das im ehemaligen Arsenal-Gebäude veranstaltet wird, einem Komplex, den sich jede Stadt wünschen würde. Das Arsenal erinnert mehr an MoMa PS1 in New York und ist nicht der Hühnerstall, in dem man als Verlag auf der Leipziger Messe gehalten wird - Bodenhaltung. Ich war schon zweimal dort, im Arsenal, als Besucher des Festivals und bei einer Hommage an Paraska-Plytka Horytswit, die allein eine vollständige Avantgarde (Modernismus, Expressionismus, visuelle Artistin, Schamanin, filigrane Chronistin u.v.m.) abdeckt, und dies in einer unfassbar kleinen Welt um sie herum. Man kennt diese Obsession nur noch in der art brut und müsste in Deutschland fünf Künstler zusammentun, um ihre Produktivität zu erfassen, Arp, Hoetger, Vogeler darunter, tja, sie war ein Homer, ein weiblicher. Als Verleger hat man gleich den Gedanken, dieses Werk in die eigene Welt tragen zu müssen – aber wie sollte das möglich sein. Ich verehre diese Dichter und Renaissance-Menschen, die man in Museen bestaunen kann: Joan Brossa, die Delaunays, Charles Tomlinson, Paraska-Plytka Horytswit.

Gerade habe ich mir die air-alert-App installiert, der Test im Café im Münchener Flughafen jagt mir einen Schrecken ein, die Leute gucken auf und essen weiter; was auch sonst. Da wir das Leben als einzigen alert wahrnehmen, erkennen wir die echte Gefahr nicht immer. Ich bekomme Nasenbluten.

Als könnte ich nicht sagen, wohin ich heute reise; aber das ist nicht so. Ich war oft und oft lange Wochen in Kyiv. Plötzlich verließ ich mein Arkadien, das Mittelmeer und entdecke seit 2014 Städte im „Osten“. Ljubljana, Krakau, Breslau, Danzig, Lwiw, Czernowitz, Odessa und Kyiv. Dies wurde mein wirkliches Arkadien, hier fand ich Wurzeln, nach denen ich zuvor nie gegraben hatte. Über manche Wurzel stolpert man.

Ich werde in Kyiv Menschen begegnen, deren Erwartungen ich nicht erfüllen kann. Der Verlag bringt Ende dieses Jahres „Iwan und Phoebe“ von Oksana Lutsyshyna in der Übersetzung von Lydia Nagel. Dem Verlag geht es finanziell nicht gut, wir werden kaum Rechte erwerben. Aber es gab nie einen inspirierenden Ort als Kyiv für mich und offenbar war man interessiert, mich einzuladen. Berlin bedeutet mir nichts, ich ahne als ärmlicher Einäugiger, dass Kyiv einst ein kultureller Hotspot dieses Planeten sein wird. Ich werde ehrlich sein: Ich hoffe, meine innere Leere auch dieses Mal in Kyiv auffüllen zu können. Ukrainische Künstler:innen schuften seit mehr als zwei Jahren wie auf einer Galeere, um der Welt ihr Land zu erklären, nicht wenige fielen an der Front oder wurden Opfer russischer Raketen. Eingangs dieses Textes sprach ich mein politisches Interesse an, es mag manchen dennoch das Bild eines politisch Desinteressierten vermitteln. Dies aber nur, wenn man die politische Dimension meines Handelns übersieht. Literatur ist mein Vademecum. Alles, was sich von der Wirklichkeit entfernt, und Kunst sein möchte, muss sich rechtfertigen, alles, was sich der Wirklichkeit annähert, muss sich behaupten. Mal sehen, ob ich den richtigen Ton finde, ob sich die Leere erklären lässt.

Im Kyiv Express. Obwohl nicht so dramatisch wie der Einstieg von Juan Martínez (Roman von Manuel Chaves Nogales) in einen Zug, hatte man vier Minuten Zeit, an der Haupttafel das Gleis zu erfahren und bis zur planmäßigen Abfahrt einzusteigen. Das reicht. Der Zug ist besetzt mit Müttern, Großmüttern, Kindern und jungen Frauen; ich sah ein paar Ukrainer in Camouflage und mit Militärrucksäcken einsteigen. Die in Zivil gekleideten Männer im Zug sind wohl ausnahmslos keine Ukrainer. Der Kleine im Abteil hat jetzt die Hosen voll. Es ist sommerlich, man öffnete das Fenster. Damit ist das Problem erst einmal gelöst. Bei Stillstand kommt es zurück.

In der handschriftlichen Version verlief ich mich in Überlegungen zum Anfassbaren des Krieges, und ich möchte hier Dinge sagen, die den Krieg in Gaza kontrastieren, den kaum einer von uns noch so anfassen kann, wie wir den Krieg in der Ukraine noch anfassen können. Ob auf der Kryschatyka noch die zerfetzten Panzer stehen, ob ich ein Selfie machen werde? Beim Blick auf den Kyiver Stadtplan denke ich, dass ich mich noch immer orientieren kann. Eigentlich muss ich nur zur Sophienkathedrale hinauf und die abschüssige Straße nach Zoloty Vorota wieder hinunter. Eines unserer Lieblingsbistros, das „Trischki Bilsche“ („Etwas Mehr“), ist gegenüber, runter in die M1 – zwei Minuten auf der hölzernen Rolltreppe in die Tiefe – und „Arsenalna“ aussteigen. Vom Trischki Bilsche wäre es nicht mehr weit zu Bvd. Khreschatyk, sogar noch abschüssiger bis zum Maidan, dann öffnet sich der Boulevard, der schon Schauplatz vieler Paraden war, von Eroberern und Befreiern.

In Kriegszeiten in einem Boutique-Hotel untergebracht zu sein – das ist ein Teil dieser heutigen Leere. Früher sind wir umgezogen, sofern es das Budget verlangte. Der Tod, das Sterben in diesen Kolossen, die auseinandergerissenen Leiber, die mit dem Eisen verschmolzen, verkohlten, pulverisierten, es rührte mich nie. Andererseits kann ich es nicht ertragen, mir dasselbe für ukrainische Soldaten vorzustellen. In jedem einzelnen Vorfall ukrainischer Gefallener bewahrheitet sich das Unrecht an diesem Volk und seinen Soldaten. Es ist empörend, empörend, das nicht beenden zu können. Falsches Modalverb? Der Wille, die Entschlossenheit! Zaghaften Willen oder zaghafte Entschlossenheit, das ist vergeudete Atemluft. Man hätte gleich 2022 eine Flugverbotszone zu errichten müssen und heute eine, die weit bis ins russische Territorium hineinreicht. Russlands Soldaten, die auf Befehl ihrer herrschenden Mafia ukrainische Dörfer und Städte pulverisieren, würden einen Infanteriekrieg nicht gewinnen können. Jetzt bin ich auch noch Militärstratege. Wenn wir eines nach Jahrzehnten des Friedens in Europa neu lernen, dann, dass es offenbar ein rechtmäßiges Töten gibt und ein rechtloses. In wenigen Tagen kehrt der D-Day zum achtzigsten Mal wieder und damit die Mahnung, wie man ein Unrechtsregime von der Landkarte auslöscht. Ein entfernter Verwandter, der bei der Invasion der Normandie fiel, war Ben. Ich fiel in Ohnmacht an seinem Grab, das er nicht hat, sich mit Tausenden teilt. Die Vorstellung der Tode in diesen ausgebrannten Panzern und Truppentransportern, die ich auf der Kreschatyk anfassen werde, wird mich nicht umfallen lassen. So viel zum woken Liberalismus. Das russische Regime wird man nicht auslöschen können, wie man den IS oder andere Terrorgruppen von der Landkarte gefegt hat. Doch diesen Krieg darf diese Bande um Putin und sein ihm höriges Volk nicht gewinnen. Der Anschein, er könnte es, muss kein Motiv sein, ihm auch hörig zu werden. Brutalität ist allgegenwärtig in der russischen Gesellschaft, sie wurde und wird dazu dressiert. Und wir sind doch Pazifisten!



Vorstellung des ELIF Verlagsmit Dinçer Güçyeter & Wolfgang SchifferDer ELIF Verlag: Unwahrscheinliche Lyrik seit 2011 Di...
23/05/2024

Vorstellung des ELIF Verlags
mit Dinçer Güçyeter & Wolfgang Schiffer

Der ELIF Verlag: Unwahrscheinliche Lyrik seit 2011

Dinçer Güçyeter und Wolfgang Schiffer im Gespräch

9. September - in der Depot Buchhandlung des Kupido Verlags.

Save the date, safe your seat!

use: [email protected]

Dinçer Güçyeter, für sein eigenes Schreiben u.a. mit dem Peter-Huchel-Preis und dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet, ist nicht nur ein gefeierter Schriftsteller, als Verleger des ELIF Verlags macht er sich nicht weniger verdient um die Literatur und das literarische Leben hierzulande.
Fokussiert auf die Publikation von Gedichten, versteht es kaum ein Verlag mehr, mit diversen lyrischen Ausdruckformen den Puls der Zeit abzutasten - ein Phänomen unserer Tage, experimentell, politisch, klassisch, weich, schroff – und immer voller Poesie.
Zusammen mit Wolfgang Schiffer, Autor, Übersetzer und Lektor im ELIF Verlag, ist er am 9. September zu Gast in der Depot Buchhandlung für Independent Verlage des Kölner Kupido Literaturverlags und stellt seinen Verlag und dessen Strategien im Leben und Überleben als unabhängiges Unternehmen vor.

Wir freuen uns enorm darüber unsere Buchhandlung eröffnet zu haben.Heute um 18 Uhr laden wir alle ein sich bei uns kulin...
17/05/2024

Wir freuen uns enorm darüber unsere Buchhandlung eröffnet zu haben.

Heute um 18 Uhr laden wir alle ein sich bei uns kulinarisch und literarisch verwöhnen zu lassen.

Es würde uns freuen, wenn ihr vorbeikommt.

Ort:

Kupido Buchhandlung, Pantaeleonsmühlengasse 38-40, 50676 Köln

Liebe alle ( English version below, versión española abajo)Wir sind mit unserer Buchhhandlung für Independent Verlage je...
14/05/2024

Liebe alle ( English version below, versión española abajo)

Wir sind mit unserer Buchhhandlung für Independent Verlage jetzt auf Instagram (ganz am Anfang) uns würden uns freuen, wenn Ihr uns dort folgen wolltet, und erzählt gerne von uns.

Vor 8 Monaten haben wir das Projekt aufgestellt, das wir in diesen Tagen launchen, mit dem Rückenwind der Anerkennung als innovatives Gründungskonzept der Kulturwirtschaft und einem Stipendium von KoelnBusiness.
Einladung: Am Freitag, 17 Mai, zwischen 18 und 20 Uhr, laden wir Euch und eure Freund:innen zu Wein, Vermouth und Tapas in die Buchhandlung ein.
Location: Pantaleonsmühlengasse 38-40, 50676 Köln (Barbarossaplatz)

Instagram : kupidobuchhandlung - https://www.instagram.com/kupidobuchhandlung/

Euer Frank mit Team

Dear all!

We are now on Instagram with our bookshop for independent publishers ( at the very beginning) and would be delighted if you would like to follow us there and tell your friends about us.

8 months ago we set up the project that we are launching these days, with the tailwind of recognition as an innovative start-up concept in the cultural industry and a grant from KoelnBusiness.

Invitation:
On Friday, 17 May, between 6 and 8 pm, we invite you and your friends to wine, vermouth and tapas in the bookshop.
Location : Pantaleonsmühlengasse 38-40, 50676 Cologne (Barbarossaplatz)

Here is the lin to the Instagram account: https://www.instagram.com/kupidobuchhandlung/

Queridos todos!

Ya estamos en Instagram (en pleno comienzo) con nuestra librería para editoriales independientes y estaríamos encantados de que nos siguierais allí y que hablarais de nosotros.

Hace 8 meses pusimos en marcha el proyecto que lanzamos estos días, con el viento de favor del reconocimiento como concepto innovador de start-up en la industria cultural y un fomento de KoelnBusiness.

Invitación:
El viernes 17 de mayo, entre las 18 y las 20 horas, os invitamos a ustedes y a sus amigos a vino, vermut y tapas en la librería.
Lugar: Pantaleonsmühlengasse 38-40, 50676 Colonia (Barbarossaplatz)

Aquí está el enlace al Instagram: https://www.instagram.com/kupidobuchhandlung/

25/03/2024

Gestern in Leipzig - und heute Abend in der Depot Buchhandlung des Kupido Literaturverlag Es gibt noch wenige Karten. Beginn ist 19 Uhr. Geplant sind ein Gespräch zwischen Sonja Finck und Michel Jean, eine Lesung aus seinem neuen Roman Tiothiá:ke (Wieser Verlag) und ein anschließendes get together mit einem der bekanntesten Autoren der kanadischen First Nations. Karten unter 01784473288.
Bienvenus Michel et Sonja.

Adresse

Pantaleonsmühlengasse 38-40
Cologne
50676

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