31/10/2024
Kurz vor 19 Uhr, endlich gleich Feierabend. Jetzt nur schnell den Anrufbeantworter anstellen, damit nicht...Ring, Ring...☎️ zu spät!
Ich hob ab und schon kam mir eine hysterische Stimme entgegen: „Hier ist Frau Meyer, der Michael macht ganz komische Geräusche!“
Dann kommen Sie mit Michael vorbei, hauchte ich in den Hörer.
Ich rief nach meiner TFA. Nichts, Stille, ich rief noch einmal, wieder nichts. So suchte ich die Kartei raus und schaute auf den Kalender - 31.10.- !
Ich bereitete alles für die Behandlung gerade vor, als...
Es klingelte an der Praxistür.
Da sind ja die Meyers. Ich öffnete. Frau Meyer stürmte in die Praxis und schrie: „der Michael, der, der Atmet nicht mehr“. Ich lief raus zum Wagen.
Da lag er, ein Schäferhund, sein Fell schimmerte im Laternenlicht ungewöhnlich gelb-orange. Mist, ich hatte mein Stethoskop vergessen. Ich fühlte nach seinem Puls, leicht aber rhythmisch pochte es unter meiner Hand. Ich drehte mich erleichtert zu Frau Meyer um. Michael lebt, sagte ich, doch Frau Meyer war weg. Ich suchte mit meinen Augen in der Dunkelheit nach Frau Meyer. Wo kann sie nur sein? Ist sie vielleicht in die Praxis gegangen?
Ich konzentrierte mich wieder auf Michael, der den Kopf hob und mich nun auch verwundert ansah. Na, mein Großer, kannst du aufstehen? Stöhnend stand Michael auf und kletterte, aus dem Wagen. Eigentlich macht er nun einen ganz fitten Eindruck. Ich ging mit ihm in die Praxis.
Wieso ist denn das Licht aus? Ich tastete nach dem Schalter an der Wand, Klick, Klick, doch das Licht blieb aus. Ich rief in die Stille, Frau Meyer? Es kam nichts zurück, auch das erneute Rufen nach meiner TFA blieb unbeantwortet. Ich schritt also ganz langsam vorwärts, hinter der Kellertür stand eine Taschenlampe, die werde ich holen. Begleitet mit dem lauten Hecheln von Michael, begab ich mich langsam Richtung Keller. Endlich, ich drückte die Klinke herunter. Zu! Zu? Es steckte kein Schlüssel im Schloss.
Plötzlich klingelte wieder das Telefon, verdammt, ich hab vergessen den AB anzustellen. Ich ging auf das Geräusch zu, es klingelte in der Behandlung, ich hatte doch von der Anmeldung zuletzt telefoniert. Das Mobiltelefon lag direkt auf dem Behandlungstisch, ich griff danach und hob ab. Stille. Als ich gucken wollte, wer angerufen hat, ließ sich das Telefon nicht mehr aktivieren, es war tot.
Komm Michael, wir gehen raus hier. Durch den dunklen Flur schlurfte Michael und sein Hecheln wurde lauter, seine Krallen schabten auf dem Linoleumboden, das schwache Licht der Straßenlaterne schien durch das Glas unserer Eingangstür. Ich wollte sie aufstoßen, doch es ging nicht, sie war verriegelt. Michael bellte heiser und mein Blick fiel auf seine Augen, die mich funkelnd ansahen, es tropfte Schaum aus seinem Maul. Jedes Mal wenn er bellte, bekam ich Speicheltropfen ins Gesicht. Es roch...wie Kürbis, dachte ich.
Dann fiel mir der Kalender wieder ein, 31.10. -HALLOWEEN- und ich bin hier gefangen mit Michael Meyer, mein Herz fing zum ersten mal an zu rasen, sollte diese Horrorgeschichte etwa wahr werden?
Ich schlug die Hände vor das Gesicht, Michael sprang mich nun an und ich fiel zu Boden. Ich merkte wie er mit seinen Krallen an meinem Arm zerrte, er rüttelte und schüttelte mich.
Feierabend, es ist Feierabend. Hören Sie mich?
Ich riss die Augen auf, meine TFA stand neben mir. Völlig orientierungslos sah ich mich um. Ich saß am Schreibtisch, unsere Praxiskatze auf dem Schoß.
Komm, raus mit uns, es ist Halloween. Wir müssen nur noch den AB einschalten, bevor....Ring, Ring... ☎️
🖍𝕀𝕝𝕠𝕟𝕒 𝕂𝕠𝕙𝕟𝕖𝕟