Zweijähriger starb in „Glutofen“ – Vater verurteilt
„Kann man nichts machen. Ist hinüber, oder?“ Mit diesen Wor-ten hat ein Vater aus Essen im Hitzesommer 2019 den Not-arzt empfangen. Auf dem Boden lag sein zweijähriger Sohn. Der Körper war komplett ausgetrocknet. Tod durch Hitze-schock, hieß es später. Im Kinderzimmer herrschten 35 Grad. Am Freitag ist der 32-Jährige verurteilt worden. Die Strafe: zehn Jahre Haft.
18 Stunden war der kleine Luis in seinem Zimmer eingesperrt. Die Türklinke war abmontiert, das Fenster komplett geschlos-sen. Ein Sanitäter hatte im Prozess gesagt: „Das Öffnen der Tür zum Kinderzimmer fühlte sich an, wie das Öffnen der Tür zu einer Sauna.“
Der Vater hatte im Wohnzimmer unter dem Deckenventilator gesessen – mit Cola, Zigaretten und Handy, während sein Sohn jämmerlich verstarb.
Der kleine Körper hatte bereits alles Blut im Herzen zentra-lisiert – als Reflex auf den massiven Flüssigkeitsmangel. Gliedmaßen, Muskeln, innere Organe waren nach Angaben von Rechtsmediziner Andreas Freislederer praktisch blutleer. So etwas hatte er in über 35 Jahren noch nicht gesehen. Der Junge hatte seit Tagen nicht ausreichend getrunken und ge-gessen.
Die Mutter des Jungen und dessen beiden Schwestern war nicht zu Hause. Sei vergnügte sich mit ihrem neuen Freund am Kanal. Richter Jörg Schmitt: „Vor Eltern wie ihnen benötigen Kinder unbedingten Schutz.“
Auf Fotos von der Wohnung waren kotverschmierte Möbel, gebrauchte Windeln und überall Müll- und Wäscheberge zu sehen. Außerdem war der Zweijährige chronisch unterernährt. Zwischen den Untersuchungen U6 (Alter: ein Jahr) und U7 (Alter: zwei Jahre) hat Luis nur knapp 350 Gramm zugenommen. Für den Kinderarzt aber offenbar kein ernstes Problem.
Und das Jugendamt? „Weder das soziale Umfeld noch das zuständige Jugendamt haben auf die vorhandenen Alarmsignale reagiert“, hieß es im Urteil des Essener Schwurgerichts. Dabei habe eine Ergotherapeutin früh genug Hinweise gegeben.
Jetzt befinden sich die beiden noch lebend
Pflegevater soll Baby totgeprügelt haben
Unfassbare Tat in Plettenberg. Der kleine Ayden (1) starb im Januar an massiven Hirnverletzungen. Offenbar hat ihn sein Pflegevater totgeprügelt. Der Mann soll dem Baby unter anderem ein Staubsaugerrohr ins Gesicht geschlagen haben. Zu Prozessbeginn am Hagener Schwurgericht waren auch Aydens leibliche Eltern im Saal. Sie beschimpften den Angeklagten, der sich nicht zu den Vorwürfen äußern will, als „Kindermörder“.
Promi-Vermittler Sascha Hellen gesteht Millionenbetrug
Promi-Vermittler Sascha Hellen gesteht Millionenbetrug
Sein Telefonbuch ist wahrscheinlich Gold wert. Selbst eine Audienz beim Dalai Lama hat Promi-Vermittler Sascha Hellen einem Mann aus Luxemburg versprochen – für 25.000 Euro. Doch jetzt steht der 41-Jährige vor Gericht. Es geht um Betrug. Schaden laut Anklage: 1,1 Millionen Euro.
Hellen war 2012 nach der Honorar-Affäre um Ex-SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Aufträge wurden gekündigt, die Nachfrage nach Promi-Veranstaltungen ging zurück. „Aber wir mussten ja weiter präsent bleiben“, sagte er am Dienstag im Prozess am Bochumer Landgericht.
Und so flog er weiter durch die Weltgeschichte, traf Politiker, Künstler, Sportler und lockte sie ins Ruhrgebiet. Dort verleiht der 41-Jährige seit 2005 den Steiger-Award – an Persönlichkeiten, die sich für die Gesellschaft besonders hervorgetan haben. Zu den Preisträgern gehörten unter anderem Königin Silvia von Schweden, Noch-EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, Boris Becker, die Scorpions und viele mehr. In diesem Jahr wurde Heino ausgezeichnet – für sein Lebenswerk.
Das Geld für seine Aktivitäten hatte sich Hellen unter anderem von einem TV-Urgestein (knapp 580.000 Euro) und von einem Bochumer Mediziner (rund 100.000 Euro) geliehen. Zurückzahlen konnte er die Darlehen aber nicht. „Ich räume die Vorwürfe vollumfänglich ein“, ließ er die Richter zum Prozessauftakt wissen. Um später aber oft ein „aber“ einzuschieben. Das hörte sich dann zum Beispiel so an: „Aber ich habe immer die Hoffnung gehabt, dass ich das Geld zurückzahlen kann. Daran habe ich ja auch geglaubt.“
Wie das funktionieren sollte, weiß er heute aber offenbar auch nicht mehr. „Mir ist alles irgendwie über den Kopf gewachsen.“
Vor Gericht könnte Hellen allerdings Glück haben. Die Richter haben ihm bereits zugesichert, dass er mit einer Bewährungsstrafe davonkommen könnte, wenn er ein umfassendes Geständnis ablegt. Diese Chance will er nun nutzen.
Video: Sascha
Amokfahrer: "Ich habe aufgeräumt"
Amokfahrer: „Ich habe aufgeräumt"
Fremdenfeindlich oder nicht? In Essen steht seit Freitag ein psychisch kranker Amokfahrer vor Gericht, der mit seinem Auto in der Silvesternacht gezielt auf Menschen mit Migrationshintergrund zugefahren ist - in Bottrop und Essen. 14 Personen wurden verletzt, eine Frau schwebte in Lebensgefahr.
Nach seiner Festnahme hatte der 50-Jährige gesagt: „Ich habe aufgeräumt und elektronisch gefegt.“ Diese und weitere Hass-Parolen gegen Ausländer hatte die Polizei damals aufgeschrieben.
Im Prozess vor dem Essener Schwurgericht wiegelte der 50-Jährige am Freitag jedoch ab. „Ich bin eigentlich nicht so“, sagte er den Richtern. Das seien nur „Hirngespinste“ gewesen – ausgelöst durch einen heftigen Schub paranoider Schizophrenie. Auch sein Verteidiger, Andreas Renschel, findet, dass es sich nur um „markige Sprüche“ gehandelt habe, auf die sich die „Polizisten gestürzt“ hätten.
Für den Prozess ist das am Ende aber wahrscheinlich egal. Der Amokfahrer gilt schon jetzt als schuldunfähig. Bestrafen (Mordversuch) kann man ihn nicht. Ihm droht jedoch die unbefristete Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie.
Notarzt verweigert: Stadt zahlt Schmerzensgeld
Notarzt verweigert: Stadt zahlt Schmerzensgeld
Dieser Fall ist unfassbar. Ein Mann wählt die 112, spricht von panischer Angst und Schlaganfall-Symptomen. Doch der Mitarbeiter in der Leitstelle der Herner Feuerwehr wiegelt ab, tippt auf Rückenschmerzen, verweist an den ärztlichen Notdienst. Einen Notarzt schickt er nicht los. Eine Fehleinschätzung.
Vor dem Bochumer Landgericht hat sich die Stadt Herne am Mittwoch bereiterklärt, 50.000 Euro Schmerzensgeld zu zahlen. Zuvor waren für den Prozess gleich zwei Gutachter hinzugezogen worden. Einer stufte das Verhalten des Feuerwehr-Mitarbeiters als „grob fehlerhaft“ ein. Der andere – ein Neurologe – sagte den Richtern dies: „Bei einem zeitgerechten Vorgehen hätte eine reelle Chance bestanden, dass eine Besserung eintritt.“
Der Krankenwagen war schließlich mit rund einstündiger Verspätung eingetroffen, nachdem Schwester und Vater des Patienten einen weiteren Notruf abgesetzt hatten.
Die Stadt Herne hatte vor Gericht behauptet, dass die Zeitverzögerung eigentlich gar keine Rolle gespielt hätte. Die Folgen (Gehbehinderung, Taubheitsgefühle, Arbeitsunfähigkeit) hätten sich wahrscheinlich auch so eingestellt.
Auf dringenden Rat der Richter wurde dann aber doch noch in die Zahlung eingewilligt. Nur die Versicherung muss nun noch zustimmen.
Video: Anwältin Sabrina Diehl. Fachanwalt Medizinrecht - Rechtsanwaltskanzlei Sabrina DIEHL mit Schlaganfall-Patienten.
„Hartz-und-herzlich-Star“ Frank M. erwürgt: Angeklagter schweigt
In der Duisburger Eisenbahnersiedlung war Frank M. ein kleiner Star. Spätestens seitdem er von einem RTL2-Team entdeckt worden ist und eine Rolle in der Doku-Soap „Hartz und herzlich“ bekommen hat. Doch dann wurde plötzlich seine Leiche gefunden. Frank M. ist im August 2018 erwürgt worden. Seit Montag steht der mutmaßliche Täter in Duisburg vor Gericht – und schweigt.
Der Angeklagte ist Schlosser und Krankenpfleger, war die letzten sechs Jahre allerdings arbeitslos. Mit seiner aktuellen Partnerin hat er drei Töchter. Denkt er zumindest. Denn genau das könnte Auslöser für die tödliche Gewalttat gewesen sein.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden Männer über die Vaterschaft der zweiten Tochter des Angeklagten gestritten haben. Dabei soll der 38-Jährige ausgerastet sein. Laut Anklage warf er Frank M. auf dessen Bett, stürzte sich auf ihn, brach ihm dabei mehrere Rippen. Dann soll er den 47-Jährigen erwürgt haben.
Eine Nachbarin, die ein Stockwerk tiefer wohnt, will den Streit gehört haben. Das hatte sie später bei der Polizei erzählt. Das Problem ist jedoch: Die 52-Jährige ist seit rund zehn Jahren in psychiatrischer Behandlung, hat Probleme mit ihrem Kurz- und Langzeitgedächtnis.
Auch sie hatte nach eigenen Angaben mal eine kurze Affäre mit Frank M. Daher, so glaubt sie, sei es nicht ausgeschlossen, dass der 47-Jährige auch noch etwas mit anderen Frauen gehabt haben könnte. In der Siedlung habe es darüber schon Gerede gegeben. Genaues wisse sie aber nicht.
Die Anklage lautet auf Totschlag. Im Falle einer Verurteilung drohen dem 38-Jährigen 5 bis 15 Jahre Haft.
Auf dem Foto: Der Angeklagte neben seinem Verteidiger Christian Grotenhöfer.
Geschafft: Social-Media-Manager
Geschafft: Social-Media-Manager (IHK)
Unser Büro hat jetzt auch einen Social-Media-Manager.
Jörn Hartwich hat mit sehr gutem Erfolg an einer Fortbildung teilgenommen, die vom BildungsCentrum der IHK Mittleres Ruhrgebiet in Kooperation mit der Business Academy Ruhr durchgeführt wurde – inklusive Facharbeit und Präsentation.
Und es geht gleich weiter. Martin von Braunschweig hat eine Fortbildung zum Online-Redakteur begonnen. Auch dieser Kurs wird in Kooperation von IHK und Business Academy Ruhr durchgeführt.
Streit um Hundekot: Mann nach Schuss freigesprochen
Streit um Hundekot: Mann nach Schuss freigesprochen
Opfer auf einem Auge blind
Ein kleiner Fiffi und eine riesen Prügelei: Im Streit zwischen dem Hausmeister einer Essener Schule und einer Hundebesitzerin hat ein 24-jähriger Mann aus Essener im Frühjahr 2017 die Sehkraft auf einem Auge verloren. Er war von einer Ladung Tierabwehrspray getroffen worden. Strafrechtliche Folgen hat das jedoch nicht. Der Schütze ist am Donnerstag freigesprochen worden. Urteil des Amtsgerichts Essen: Notwehr nicht ausgeschlossen.
Der Hausmeister hatte sich über eine 78-jährige Frau geärgert, die mit ihrem Yorkshire-Terrier vor „seiner“ Schule Gassi ging. Erst wurde nur geschimpft, dann mischten sich immer mehr Personen ein. Es entstand eine wilde Prügelei, am Ende wurde sogar geschossen.
Der Schütze war ein Enkel der Hundebesitzerin, das Opfer der Sohn des Hausmeisters. Mehrere Zeugen wollen gesehen haben, dass er als erster zu einer Schreckschusspistole gegriffen hat. Auch die Staatsanwaltschaft wollte eine Notwehrsituation nicht ausschließen und hatte Freispruch gefordert.