24/02/2025
Zukunftsgarten ohne Zukunft!?
Gundermann & Kinder e.V. beklagt das Entfernen des im Zuge von Grünarbeiten im Park Alter Friedhof dort angelegten Gemeinschaftsgartens zum urbanen Gärtnern. Fotos dazu gibt es in der Kommenarleiste.
In einem Brief hat der Verein um Unterstützung gebeten:
"Wir wenden uns an Sie mit der Bitte um Unterstützung und zur Klärung von Fragen rund um den „Zukunftsgarten“ im städtischen Park Alter Friedhof, welcher ein grundsätzlich für alle Kinder offenes Gemeinschaftsprojekt unseres Vereins - insbesondere mit den SchülerInnen der OGS der Grundschule Bergschule - war.
Mit Bestürzung, Befremden und großer Enttäuschung haben wir am Samstag, dem 22.02.25 feststellen müssen, dass im Zuge von Grünarbeiten im Park Alter Friedhof der dort angelegte Gemeinschaftsgarten zum urbanen Gärtnern - der „Zukunftsgarten“ - in seiner Gesamtheit entfernt wurde.Zur Historie/Entstehung des „Zukunftsgartens“ sei kurz erläutert, dass die Fläche von zuletzt ca. 100qm im Jahr 2020 ehrenamtlich Aktiven der Stadt Wetter (Ruhr) zur Verfügung gestellt wurde, um unter naturpädagogischen Aspekten in Gemeinschaft mit Kindern zu gärtnern und so einen Raum für urbanes Gemeinschaftsgärtnern zu schaffen. Dieses sehr erfreuliche städtische Engagement geschah zunächst zur Unterstützung der Klimabotschafter der Stadt Wetter, ab 2021 dann unter Trägerschaft des neu gegründeten Vereins Gundermann & Kinder e.V.
Die Ziele des Zukunftsgartens waren von Beginn an vielfältig, aber vorrangig die Einbindung von Kindern zum Zwecke der frühen Umweltbildung und aktiven, wohnortnahen Förderung von gesunder Ernährung und Aktivität im Grünen sowie der Erhalt und die Entwicklung der Artenvielfalt im städtischen Raum durch den Anbau insektenfreundlicher Bepflanzung.Der Zukunftsgarten wurde von der Zielgruppe, also den vielen kleinen fleißigen GärtnerInnen mit großer Begeisterung angenommen und so wuchs der Garten über die vergangenen fünf Jahre insbesondere dank der vielen kleinen engagierten Menschen, die tatkräftig halfen beim Aussäen, Umpflanzen, Beete anlegen, Pflanzen beschriften, beim Setzen von Blumenzwiebeln und natürlich besonders gerne beim Ernten und Naschen der zahlreichen Beeren- und Obstpflanzen - daher trug der Zukunftsgarten neben seinem offiziellen Namen auch den deutlich passenderen Spitznamen - „der Naschgarten“.
Neben dem großen ehrenamtlichen Engagement aus unserem Verein sowie vieler helfender Menschen, sind in den vergangenen fünf Jahren aber auch nicht unerhebliche finanzielle Mittel in den Garten investiert worden. Neben notwendigen Werkzeugen und Zubehör, wie z.B. kindertauglichen Arbeitsmaterial, sind hier vorrangig die kostbaren Pflanzen zu nennen. Viele waren Spenden von zahlreichen BürgerInnen und UnterstützerInnen des Projektes und diese umfassten, um nur einige zu nennen, Maulbeer- und Apfelbaum (welche bereits reichlich Ernte erbrachten), zahlreiche Johannis-, Josta und Stachelbeersträucher, dornenlose Brombeeren, hochwertige Rosen sowie zahllose weitere Kräuter- und Gemüsepflanzen - geschätzt insgesamt ein Wert im hohen dreistelligen Bereich.Das weitgehend unabgestimmte Entfernen des Zukunftsgartens ist ein Schlag ins Gesicht, insbesondere der dort aktiven Betreiber des Projektes.
Im letzten Sommer wurde den Aktiven zwar mitgeteilt, dass unsere Arbeit im Zukunftsgarten zunächst pausieren muss, da der Park Alter Friedhof und somit auch die zugewiesene Fläche umgestaltet werden soll. Im Rahmen einer Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung (zu welcher wir nicht eingeladen wurden, sondern von uns nur teilgenommen werden konnte, weil wir rein zufällig davon aus der Presse erfuhren) wurde zugesagt, dass der Gemeinschaftsgarten auch weiterhin Platz im umgebauten Park finden wird. Außerdem wurde zugesagt, dass den Aktiven ein Umzug der Pflanzen auf die neu zugewiesene Fläche möglich sein wird; bei der Versammlung wurden für einen abgestimmten Fortgang die entsprechenden Kontaktdaten unseres Vereins hinterlegt. Leider ebenfalls nur aus der Presse konnten wir des Weiteren entnehmen, welches wohl die finale zukünftige Fläche sein wird und dass hier ausdrücklich ein ehrenamtliches Engagement mit Gartenarbeit in Hochbeeten erwünscht ist. Nähere Einzelheiten zu diesem künftigen ehrenamtlichen Engagement wurden bisher - jedenfalls mit uns - nicht kommuniziert. Wenn es konkreter werde, wolle man nochmal auf uns zukommen, hieß es zuletzt.
Stattdessen mussten wir einer Bekanntmachung auf der Homepage der Stadt Wetter entnehmen, dass die Grünarbeiten im Park Alter Friedhof bereits erfolgt sind - ohne mit uns, entgegen der Absprachen, die Organisation zum Umzug der Pflanzen abzustimmen.
Die jetzt festgestellte und nicht abgestimmte, vollständige Zerstörung des Zukunftsgartens hat „Fakten geschaffen“. Sämtliche Pflanzen, also Obstbäume, Gehölze, Stauden, Kräuter und Gemüse wurden abgesägt, vernichtet und entfernt. Die gesamte Fläche ist nun eine kahle Brachfläche, keine Pflanze wurde erhalten, von den mehrjährigen Obstbäumen sind nur die abgesägten Stümpfe übrig. Ein von uns geplanter Umzug der Pflanzen hat sich damit natürlich erledigt.
Wir empfinden dieses Vorgehen im hohen Maße als ungehörig und respektlos gegenüber dem Engagement unserer Aktiven. Und sind zudem entsetzt über den hier gezeigten Umgang mit Natur und Pflanzenwelt, zumal es sich bei der Fläche noch dazu um ein Hirschkäferhabitat handelt, das bei der unteren Naturschutzbehörde und der Biologischen Station des Ennepe Ruhr-Kreis bekannt ist.
In vielen anderen Städten werden urbane Gemeinschaftsgärten geschätzt und gefördert.Die offensichtlichen Vorteile sind der Erhalt von Grünräumen und öffentlichen Freiflächen, Begrünung, Entsiegelung sowie der Erhalt der Artenvielfalt und der Umweltbildung.Man hätte vermuten können, dass auch der Stadt Wetter (Ruhr) die Vorteile eines solchen Projektes offensichtlich sind und das sie das ehrenamtliche Engagement aus den Reihen der BürgerInnen dankbar entgegen nimmt und unterstützt. Mit ihrer Beteiligung an der IGA 2027 formuliert die Stadt sogar ausdrücklich eine Vision, wonach sie „ein Netzwerk schaffen will, dass die Menschen im Quartier mit einbezieht und neue Formen des Zusammenwirkens möglich macht“.Der zuletzt erfahrene Umgang mit unserem bereits bestehenden zivilgesellschaftlichen Engagement und insbesondere die Zerstörung/Entfernung des „Zukunftsgartens“ drängt allerdings den Eindruck auf, dass die Beteiligung der ehrenamtlichen HelferInnen, der BürgerInnen, die sich mit Sach- und Geldspenden einbrachten und natürlich der zahllosen begeisterten Kinder für die Stadt Wetter (Ruhr) keine Rolle spielen. Das Engagement wurde entweder nicht gesehen oder wissentlich nicht unterstützt und gerade nicht gefördert.
Im Lichte dieser traurigen Erkenntnis stellen sich für uns jetzt konkret folgende Fragen:
1. Soll das Gartenprojekt am neuen Standort im Park Alter Friedhof überhaupt für die bisherige Zielgruppe (Kinder) weitergeführt werden?
2.Soll das Projekt nach den Vorstellungen der Stadt Wetter (Ruhr) weiterhin durch den Verein Gundermann & Kinder e.V. betrieben werden? Wird für den Fall künftig eine Kommunikation und Abstimmung zwischen Stadt und Gundermann & Kinder e.V. auf Augenhöhe sichergestellt?
3.Sofern weiterhin der Betrieb durch den Verein Gundermann & Kinder e.V. erfolgen soll, stellt sich ergänzend die Frage nach einem Ersatz der zerstörten Pflanzen durch die Stadt Wetter.
4. Sollte hierbei an einen anderen ehrenamtlichen Träger gedacht sein, würde sich zusätzlich zu einem Ersatz für die zerstörten Pflanzen die Frage nach einem Ersatz der aufgewandten Finanzmittel für Gartengeräte pp. stellen.
5.Wie gedenkt die Stadt nach diesen Ereignissen konkret, Bürgerbeteiligungen in Zukunft wieder glaubhafter zu machen und auf Augenhöhe mit BürgerInnen durchzuführen? Der Verein Gundermann & Kinder e.V. wäre grundsätzlich bereit, unter den genannten Randbedingungen das Projekt auch künftig am neuen Standort zu tragen.
Wir erwarten hierzu eine entsprechende Erklärung der Stadt."
Gundermann & Kinder e.V.
Daniel Leithold, Maximillian Vossel
(Geschäftsführender Vorstand)