07/05/2024
500 Frauen mussten ab Oktober 1944 in Mittweida Zwangsarbeit für die aus Berlin verlagerte Elektrofirma C. Lorenz AG leisten. Sie wurden dafür aus dem KZ Auschwitz in das Außenlager des KZ Flossenbürg überstellt und im Barackenlager an der Feldstraße untergebracht. Im Schichtbetrieb fertigten sie Eisenkerne für Spulen und pressten Teile aus Bakelit für Bordgeräte und Sender. Die Arbeiterinnen aus Russland, Belarus und der Ukraine, sowie aus Polen, Italien, Jugoslawien, vor allem aus Slowenien und Kroatien, und anderen Ländern, wurden eigens dafür in Auschwitz ausgesucht. Auch einzelne Jüdinnen mischten sich unter die Belegschaft. Während einige Frauen bereits 1942 in ein Konzentrationslager eingeliefert worden waren, wurden viele Frauen und Mädchen erst infolge des Warschauer Aufstandes im August 1944 verhaftet und als Strafaktion gegen die Zivilbevölkerung über Pruszków nach Auschwitz-Birkenau verschleppt. Einige Häftlinge wagen in Mittweida die Flucht. Schwangere werden ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück abgeschoben. Als SS-Unterscharführer Adolf Nies im April 1945 das Lager evakuiert, wird eine psychisch angeschlagene Polin erschossen. Nach Fußmarsch über Hainichen und Freiberg werden die KZ-Häftlinge Mitte des Monats einwaggoniert und über Lobositz im Sudetenland mit männlichen Häftlingen des KZ Leitmeritz ins Protektorat Böhmen und Mähren gefahren. Seltene Filmaufnahmen zeigen tschechische Zivilisten, wie sie den KZ-Häftlingen aus Mittweida in Roztoky, einer Bahnstation vor Prag, mit Lebensmitteln helfen. Zuvor waren etliche hungernde Frauen durch die Wachmannschaft exekutiert worden, die bei Luftangriffen Vorräte geplündert oder sich mit Kleidung eingedeckt hatten. Südlich von Budweis wurde Zug 94803 gestoppt und die Überlebenden am Kriegsende zwischen Velesin und Kaplice befreit. Pascal Cziborra rekonstruiert ihre Schicksale und hat die Lagergeschichte sowie die Strafverfolgung des SS-Personals dokumentiert. Hinweise zu den Evakuierungstoten nehmen Autor und Verlag zwecks Identifizierung entgegen.
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Links zu den historischen Filmaufnahmen:
https://www.sueddeutsche.de/politik/todestransport-im-zweiten-weltkrieg-wie-tschechische-zivilisten-zu-helden-wurden-1.3971267?reduced=true
https://www.youtube.com/watch?v=dOCr5gznDl4