22/10/2025
»Nein, nein, das ist ideal. Ich sitze im Lehnsessel, ich habe eine Katze auf dem Schoß, na ja, noch vor einem Augenblick hatte ich das, jetzt ist sie mir runtergesprungen, draußen schneit es, alles versucht, den Schnee aus dem Vorgarten und der Einfahrt zu schaufeln. Also der ideale Zeitpunkt.«
Damit begannen fast zwei Jahre wöchentlicher Gespräche mit der 89-jährigen Jo, einer entfernten Cousine.
Sie waren Teil der Recherchen zu »Melting Point«, die Rachel Cockerell zu ihrem Urgroßvater führte – und zu dessen seltsamen Projekt:
Besonders fasziniert war Cockerell eigentlich von ihrer Großmutter Fanny und ihrer Großtante Sonia, die in den 1940ern in London gelebt hatten. Über deren Vater David Jochelmann, der zu Beginn des ersten Weltkriegs mit seiner Familie aus Kyiv nach London gekommen war, wollte sie nur einige wenige Sätze verlieren. Doch obwohl die Familie ihn nur als „Geschäftsmann“ in Erinnerung hatte, enthüllte ihr Nachforschen Verbindungen zu einem vergessenen Kapitel der Geschichte – der Galveston-Bewegung.
Aus unzähligen Quellen – aus Briefen, Zeitungsartikeln und Tagebucheinträgen – setzt Rachel Cockerell in »Melting Point« nicht nur ein intimes Familienportrait zusammen, sondern erinnert daran, dass zwischen 1907 und 1914 etwa 10.000 russische Juden nach Texas auswanderten.
Fotos: