10/01/2025
»Eine sehr überraschende Lektüre, da sie die Erwartungen des Lesers unterläuft. Statt einer schwergewichtigen Aufarbeitung des 7. Oktober bekommt man eine – jedenfalls an der Oberfläche – leichtfüßig-tänzerische Novelle präsentiert. Dies ist jedoch ein überaus glücklicher Einfall. Vermutlich ist der 7. Oktober selbst nicht unmittelbar literarisch darstellbar, das Grauen dem humanisierenden Medium der Literatur nicht recht kommensurabel. Daher ist es sehr treffend, die Darstellung zeitlich zu verschieben. Der Kontrast ist bei der Lektüre präsent und das zukünftige Geschehen wirft auf alles einen verhängnisvollen Schatten, wie bei einem aufziehenden Gewitter. ›Die Stille am Morgen nach dem Krieg‹ ist dann zugleich als trügerische Stille vor dem Sturm zu entziffern. Beim Lesen entsteht der Eindruck, dass die Zeiten verschwimmen, und die Gegenwart im Jahr 2009 schon präsent ist, was der Wiederholung des verhängnisvollen Kreislaufs entspricht: dass Israel die notwendigen definitiven Siege verweigert wurden und die Hamas stets aufs neue ihre Mordmaschinen in Gang setzt.«
– Arne Taube
Zum Buch:
xs-verlag.de/buch/chaim-noll-die-stille-am-morgen-nach-dem-krieg