Berlin Review

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Wenn fassungslose Politiker:innen und aufgehetzte Medien so tun, als dürften beim Kampf gegen echten oder vermeintlichen...
14/05/2024

Wenn fassungslose Politiker:innen und aufgehetzte Medien so tun, als dürften beim Kampf gegen echten oder vermeintlichen Antisemitismus die Meinungs- und Versammlungsfreiheit von Demonstrierenden keine Rolle mehr spielen, dann stellen sie sich gegen die Prinzipien des demokratischen Rechtsstaats.

Lest in unserem Memo des Hamburger Rechtswissenschaftlers Ralf Michaels, wie der Berliner Bürgermeister und seine Behörden bei der Auflösung des Palästina-Kongresses im April gegen Rechtsgrundsätze verstießen, auf denen die Bundesrepublik als Gegenprojekt zum Nazi-Staat vor 75 Jahren aufgebaut wurde.

«Die Auflösung des Palästina-Kongresses war ein bewusster Rechtsbruch, aber nicht nur dies. Hinzu kommt etwas entscheidend Neues: der explizite Verzicht auf rechtliche Legitimation.»

Ralf Michaels

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OUT NOW – Alle Zeichen auf Rot ♦️Berlin Review No 3 ist seit letzter Woche (fast) vollständig online. 14 neue Memos, Ess...
07/05/2024

OUT NOW – Alle Zeichen auf Rot ♦️Berlin Review No 3 ist seit letzter Woche (fast) vollständig online. 14 neue Memos, Essays und Reviews. Ab 6 Euro im Monat lest ihr alles in voller Länge

- Ryan Ruby über Svetlana Boym, Edward Said und Berlin als Stadt des Exils
- Ralf Michaels über Repression und Grundrechtsverletzungen bei der Auflösung des Palästinakongresses
- Noémie Issan-Bechimol über die israelische Debatte um den Geiseldeal und warum die politische Rechte gegen die talmudische Tradition handelt
- Eva von Redecker ( ) über den Kapitalismus als Stoffwechselproblem
- Gerhard Poppenberg über Juana Inés de la Cruz aka Sor Juana, mexikanische Nationalheilige und eine der genialsten Denker:innen der frühen Neuzeit
- Cosima Mattner darüber, wie man AI-Chatbots am klügsten in den eigenen Arbeitsalltag einbaut und was das mit Adornos Sekretärinnen zu tun hat
- Lukas Haffert über die Rhetorik hinter der deutschen Schuldenbremse
- Leila Essa ( ) über aktive Literatur
- Verena Lueken über Almodóvar als Schriftsteller
- Kai Marchal über neuere Bücher zum geopolitischen Aufstieg Asiens im 20. Jahrhundert
- Moritz Baßler über Daniel Kehlmanns und David Schalkos Kafka-Serienadaptation
- Gabriela Polit Dueñas über García Márquez’ letzten, posthumen Roman
und upcoming
- Ralph Tharayil ( ) über die laufende Parlamentswahl in Indien, die nicht nur die größte demokratische Wahl der Welt ist (gemessen an den Wahlberechtigten), sondern auch die längste: der gesamte Prozess dauert 6 Wochen

Nehmt euch die Zeit und lest unsere Stücke eins nach dem anderen… druckt sie aus, legt sie in ein extra Browser-Fenster, macht den Flugmodus an, wenn ihr uns lest.

Für die nächsten Wochen arbeiten wir an Folgendem:
- unser erste READER geht in die Produktionsphase.. Wir suchen gerade das Papier aus
- Ryan Ruby «Exile Time» kommt als Audioversion heraus
- Wir entwickeln einen Subscriber-Newsletter (ein Grund mehr, ein Abo auszuprobieren)
- Weitere Events und Podcasts bis zum Sommer

Danke an alle, die uns lesen, mögen & liken, bestenfalls weiterempfehlen und sogar abonnieren ❤️

Kaum zu glauben, aber als die deutsche Schuldenbremse 2009 eingeführt wurde, sollte sie ein Investitionsturbo sein. Die ...
01/05/2024

Kaum zu glauben, aber als die deutsche Schuldenbremse 2009 eingeführt wurde, sollte sie ein Investitionsturbo sein. Die massiv eingesparten Zinsen würden in Zukunftsinvestitionen fließen, sagten die Befürworter, in die Bildung, die Forschung, neue Infrastruktur. Wer wollte da widersprechen?

Allein, so kam es nicht.

15 Jahre später, stellt unser Autor Lukas Haffert fest, ist die Schuldenbremse an ihren eigenen Ansprüchen gescheitert. In Deutschland wird so wenig investiert wie eh und je, Brücken sind marode, die Bahn «kommt» oder auch nicht, in Schulen und Kitas läuft oft Notbetreuung oder weniger. Die Schuldenbremse hat gerade (mit) dafür gesorgt, dass der Ampelhaushalt inklusive Klima- und Transformationsfonds per Verfassungsklage zerschossen wurde.

Lukas Haffert analysiert, wie Ökonomen und die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung es geschafft haben, die Ziele der Schuldenbremse einfach umzudefinieren und fundierte Kritik an ihr abzublocken.

«Wenn man die Torpfosten dort stehen lässt, wo die Befürworter der Schuldenbremse sie einst hingesetzt haben, dann weist die Freiburger Studie, die angetreten ist, den Erfolg der Schuldenbremse zu belegen, auf deren fundamentalen Konstruktionsfehler hin: Zwar unterscheidet sie implizit zwischen «guten» und «schlechten» Staatsausgaben (zwischen «Investitionen» und «Konsum»), als fiskalpolitische Regel zielt sie aber nur auf die Ausgaben insgesamt. Genau an dieser Stelle setzt eine Kritik derjenigen an, die die Schuldenbremse reformieren oder abschaffen wollen. Sie konstatieren, dass das aktuelle deutsche Haushaltssystem offenbar nicht in der Lage ist, genügend öffentliche Investitionen zu generieren, weil es institutionell gar nicht zwischen Investitionen und anderen Ausgaben unterscheidet.»

Lest Lukas Hafferts Memo in der No 3 der Berlin Review. Out now!

Literatur, zumal die allerbeste, liebt die Gesetzesübertretung. Besonders ums siebte Gebot – «du sollst nicht stehlen» –...
16/04/2024

Literatur, zumal die allerbeste, liebt die Gesetzesübertretung. Besonders ums siebte Gebot – «du sollst nicht stehlen» – haben sich Künstler*innen, zumal die innovativsten, in den letzten 4800 Jahren wenig bis gar nicht geschert. Der Weg zur Unsterblichkeit ist gepflastert mit Maskerade, Adaption und Imitat.

Pastiche, Parodie, Persiflage bis hin zu den unverfrorensten Plagiaten – die Liste der literarischen Handlungen aus zweiter Hand ist lang. So lang, dass der wohl einflussreichste Literaturwissenschaftler der Nachkriegszeit, Gérard Genette, eine ganze Literaturtheorie aus ihr zusammenklauben konnte: die Theorie des Textes als Palimpsest, als Produkt ständiger Überschreibungen.

In drei viel beachteten Romanen von Hernan Diaz, Benjamín Labatuat und Catherine Lacey hat unsere Autorin Claudia Durastanti eine besonders zeitgemäße Variante dieses zeitlos innerliterarischen Entwendungsgeschehens aufgespürt. Es vollzieht sich, so Claudias These, im umkämpften Gebiet zwischen Autofiktion und Roman. Hat die Autofiktion jahrelang den Roman für ihre egozentrisch-exhibitionistischen Zwecke ausgeweidet, schlägt heute die rächende Stunde des Romans, der sich von ihr zurückholt, was er nicht von sich lassen kann. 

Warum Stehlen nicht automatisch gewaltsam, Ausborgen nicht immer gutmütig und bedingungsloses Schenken kein Verlustgeschäft sein muss, lest ihr in Claudia Durastantis hinreißendem Rezensionsessay. Jetzt auf blnreview.de, ganz ohne Paywall.

Um aber unseren gesamten Content, bald auch in Print, zu genießen, schaut euch auf unserer Abo-Seite um, gebt euch einen Ruck und schließt eines ab. Mehr dazu auf blnreview.de/abo.
durastanti

Rave ist rauschhaft, redundant, vergänglich, verschwenderisch, darüber zu schreiben fast ein Widerspruch in sich. Kein W...
12/04/2024

Rave ist rauschhaft, redundant, vergänglich, verschwenderisch, darüber zu schreiben fast ein Widerspruch in sich. Kein Wunder, dass daraus nie ein großes Genre erwuchs, Irvine Welshs rave novel «Trainspotting» in Danny Boyles Filmversion viel bekannter ist und Rainald Goetz’ «Rave» nicht zu seinen bedeutendsten Werken zählt (und auch nicht zu seinen besten). 
 
Inzwischen ist überall vom Raven die Rede, ob in mehrteiligen Dokus, latent widersinnigen Fotoausstellungen («No photos on the dancefloor») oder im Frankfurter Museum für elektronische Musik. Ein untrügliches Zeichen der Musealisierung?
 
Der lange Sommer der Anarchie um 1989, den manch einer schon mit der Loveparade auf dem Irrweg der Institutionalisierung sah, ist long gone. Und dennoch haben Freiräume überlebt, mit denen sich gerade noch so authentisch raven lässt. Und wo so offen und reflektiert darüber geschrieben werden kann, wie es McKenzie Wark in «Raving» und Hannah Baer in «Dance Until the World Ends» tun.
 
Wanda Vrasti, Politikwissenschaftlerin und erfahrene Kuratorin expansiver Rave Events, nimmt die beiden herausragenden Bausteine einer kritischen Theorie des Ravens zum Anlass einer so stilistisch wie politisch versierten Analyse der ehemaligen Subkultur und seiner Einbettung in die düstere politische Ökonomie unserer Zeit: 
 
«The cultural form that the reviewed authors try to theorize is not the DIY rave of the disaffected factory, which still exists, though much reduced, at the margins of nightlife visibility, but the club experience with rave characteristics. To use raving and clubbing interchangeably – how blasphemous of me! But in a rentier economy where real Freiraum is hard to come by, even raving gets reduced to a portable aesthetics that can be applied anywhere—the club, the museum, the abandoned work site.»
 
Lest Wandas Review für kurze Zeit unpaywalled auf blnreview.de, und unterstützt uns weiterhin, indem ihr unsere Texte lest, teilt, darüber diskutiert und – nicht vergessen! – ein Abo abschließt.

.frankfurt

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2005 traf Katharina Borchardt Han Kang auf der Frankfurter Buchmesse. Die junge Autorin war damals in Deutschland kaum b...
30/03/2024

2005 traf Katharina Borchardt Han Kang auf der Frankfurter Buchmesse. Die junge Autorin war damals in Deutschland kaum bekannt, heute ist die Koreanerin ein Star. Katharina erzählt von wiederholten Begegnungen mit der Urheberin der mutmaßlich bedeutendsten Erzählung über den Vegetarismus und rekonstruiert ihr Gesamtwerk auch chronologisch. Kein Leichtes, angesichts einer durcheinandergewirbelten Übersetzungsgeschichte (alle bei ).
 
Han Kangs neuester Roman heißt «Griechischstunden» und ist wie «Die Vegetarierin» eine Erkundung ätherischer, vegetalischer Innerlichkeit, die inmitten einer Steinlandschaft subtiler Brutalität gedeiht.

Der Roman handelt von einer Frau, die ihre äußere Sprache verliert und etwas davon wiedergewinnen will, indem sie in einem Seitenwinkel von Seoul Altgriechisch lernt – bei einem erblindenden Lehrer.
 
Wie die Pflanzen hat das Atmen in Han Kangs Werk einen besonderen Status; literarisch bedeutsam wird es, weil ihre Sprachbilder immer ganz nah dran sind an den Organen des Sprechend und Schweigens anstatt sich hinter Diskursreflexen über Umweltkrise und politischen Protest zu verschanzen:

«Physiologisch funktioniert bei Han Kangs Protagonistin alles – Lunge, Stimmbänder, Zunge –, und doch ist ihr schon zum zweiten Mal in ihrem Leben die Sprache völlig abhandengekommen. Als Schülerin passierte ihr das zum ersten Mal, und es war eine französische Vokabel, zu der sich ihre Lippen plötzlich wieder bewegten: ‹Bibliothèque›.»

«Dass es ausgerechnet ein Ort gesammelten Schreibens ist, der die Worte zurückbringt, wirkt erzähltechnisch ein bisschen gewollt, passt aber in diesen sprachphilosophischen Roman, der nach einem freien, und gerne auch leisen Sprechen sucht. Ein atmendes Sprechen, das reiner Ausdruck ist und darüber hinaus nichts intendiert.»
 
Lest Katharinas Review jetzt auf blnreview.de und denkt wie immer ans Weitersagen, Weiterlesen, Subscriben und Abonnieren.

Und lest auch Katharinas Review aus unserer No 1 über den chinesischen Meistererzähler Yan Lianke.

Kann die Poesie im Spätliberalismus ein Vehikel sein für kollektive Weisheit? Frank Keizer warnt davor, der Literatur zu...
27/03/2024

Kann die Poesie im Spätliberalismus ein Vehikel sein für kollektive Weisheit? Frank Keizer warnt davor, der Literatur zu viel Rettungsarbeit aufzubürden. Dennoch wagt sein Memo eine zugespitzte Darstellung der Situation, in der sich Literaturszenen überall auf der Welt – ganz besonders in den Niederlanden – befinden: Der Roman aus der Semiperipherie wird zunehmend vom angloamerikanisch geprägten Kulturimperialismus entseelt, während es der Lyrik im niederländischen (und flämischen) Fall besser gelingt, Positionen zu entwickeln, die eine originelle Mischung aus Constraints und Autonomie, Digitalität und Regionalität, Tiefensinn und Oberflächenfaszination in Szene setzen – jedenfalls wenn man über den Tellerrand Amsterdams hinausschaut. Besonders überzeugt ist Frank von den Gedichten aus Maxime Garcia Diaz’ Band mit dem hinreißenden Titel HET IS WARM IN DE HIVE MIND: 
 
«We are reading a digitally native auto-ethnography wrapped in verse. Diaz’ poems both dramatize and cohere into a narrative of becoming a commodified girl. At the same time, they dissolve said subject by pushing against the materiality (in)to which it turns, only to match the disembodied flows of the internet. The result is a display of ravishing fantasy worlds that feel oddly immobile, as if seen from the outside by a new master signifier: the countercultural, young and critical poet, a figure devoid of actual subjectivity.»

Was bleibt an Bewahrenswertem übrig von den alten ideologischen Grabenkämpfen zwischen Kommunismus und Metaphysik? Wie lässt sich an einem Begriff für Gemeinschaft festhalten, wenn sogar der Begriff der Kultur in einem fort verwässert wird? Wie lassen sich «untranslatables» hervorbringen und mit autonomen Lebensformen verbinden?
 
Berlin Review No. 2 ist seit einigen Tagen online! – Mit neuen Beiträgen auf Deutsch, Englisch und Italienisch, und viel Text vor der Paywall. Für den vollen Zugriff solltet ihr besser heute als morgen ein Abo abschließen – der Vorzugspreis gilt nur noch für kurze Zeit und wir sind auf eure Unterstützung angewiesen: blnreview.de/abo


vanbins

JETZT LESEN, vorab aus unserer No. 2 — Schmerzhafte Sezession. Das sudanesische Kino war unter der Diktatur al-Bashirs l...
19/03/2024

JETZT LESEN, vorab aus unserer No. 2 — Schmerzhafte Sezession. Das sudanesische Kino war unter der Diktatur al-Bashirs lange verboten, zuletzt erlebte es einen Aufschwung. Die 1982 in Khartum geborene, in Berlin lebende Autorin Fatin Abbas ( – new book «Zeit der Geister» out at ) hat sich für uns den Film «Goodbye Julia» von Mohamed Kordofani ( )
angeschaut.

Kordofanis behutsam und unerbittlich erzähltes Beziehungsdrama gibt Fatin die Gelegenheit, die jüngere Geschichte ihres Landes zu erzählen, die nach der dekolonialen Unabhängigkeit von 1956, der Machtergreifung al-Bashirs 1989 und dem seit Jahren lodernen Sezessions- und Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südsudan von Gewalt durchzogen ist.

Auf Beziehungsebene ist es, wie immer, kompliziert: Persönliche Verflechtungen übertreten und widerlegen die politischen Konfliktlinien, die von rassistischer und patriarchaler Gewalt, von den oft durchlässigen Gegensätzen zwischen Nord und Süd, muslimisch und christlich, schwarz und weiß geprägt sind.

Lest Fatin Abbas auf Deutsch und Englisch schon jetzt auf blnreview.de — und freut euch auf morgen, denn da kommt unsere komplette No. 2.

An die Berliner:innen: «Goodbye Julia» läuft am 31.3. um 19:00 im Sinema Transtopia (
), Wedding.

And please remember / that we never lied / please remember / how we feel inside — Wir brauchen eure Unterstützung: Abonniert uns für noch immer nur 4 € / Monat auf blnreview.de/abo






Farin Abbas auf DE und EN →

https://blnreview.de/en/ausgaben/04-2024/fatin-abbas-mohamed-kordofani-goodbye-julia-film/

PREVIEW Berlin Review No 2: Gewissen ≠ Moral. In seiner Besprechung von Frank Trentmanns großem Geschichtsentwurf «Aufbr...
18/03/2024

PREVIEW Berlin Review No 2: Gewissen ≠ Moral. In seiner Besprechung von Frank Trentmanns großem Geschichtsentwurf «Aufbruch des Gewissens» (erschienen bei .fischer) zeigt der Ethnologe Ulrich van Loyen () die enorme Empathielosigkeit auf, die deutsche Debatten heute prägt.

Ulrich führt diese Mitleidlosigkeit auf eine Spielart des deutschen Protestantismus zurück. In Frank Trentmanns Buch kann man lesen, wie sie als vermeintlich erhabene, soldatische «Härte-gegen-sich-selbst» und gegen andere eingeübt wurde — und sich nach 1945 in zahllosen Einstellungen zur deutschen Selbstethik, zum «besser» sein oder «gut» werden fortsetzte.

Trentmanns dicht dokumentierte Moralgeschichte der Deutschen nach 1942 zeigt: Es ist möglich, gleichzeitig enorm gewissenhaft und empathielos, ja vollkommen unmoralisch zu sein.

Mit Blick auf die Verbitterung im deutschen Israel/Gaza-Diskurs schreibt Ulrich van Loyen:

«Bei der Lektüre deutscher Zeitungen wunderte ich mich, wie jegliche Solidaritätsbekundung, vom unbeholfenen Tragen der kufiya durch westliche Kulturschaffende bis zur verzweifelt gemurmelten Hoffnung auf einen Waffenstillstand, skandalisiert wurde. Ich konnte mir diesen wütenden Einspruch gegen Mitleidsregungen, gegen Affekte, die das mimetische Tier Mensch überall auf der Welt anspringen, nicht anders erklären als durch protestantische Ethik – in eben jener Spielart, die den Wehrmachtsoffizier Reinhold Reichardt ergriffen haben muss, so wie ihn Trentmann schildert.»

Abonniert euch schon ab 4 € / Monat und lest Ulrichs Text, zusammen mit drei weiteren Vorschautexten und bald unserer gesamten No 2, auf blnreview.de.




fischer

OUT NOW: PREVIEW auf unsere No. 2 – LINK IN BIO Sandra Hüller ist der neue deutsche Superstar des Kinos, und interessant...
16/03/2024

OUT NOW: PREVIEW auf unsere No. 2 – LINK IN BIO

Sandra Hüller ist der neue deutsche Superstar des Kinos, und interessanterweise spielt sie in ihren Rollen tatsächlich immer eine *Deutsche*.

Egal, ob ihre Figuren auf Englisch oder Französisch sprechen, irgendwann bricht eine gewisse «Germanness» aus ihr heraus, und gerade diese Gefühlsausbrüche haben sie zu einem Meme werden lassen. Auf TikTok und X ist Hüller «sometimes your German mom», ein GIF empfiehlt sie anzuheuern, «to insult somebody you hate».

Was ist da los? Warum lieben alle Sandra Hüller? Und was hat das mit ihrer (gespielten) Germanness zu tun—gerade jetzt, da das Ansehen von allem Deutschen im Ausland nicht gerade steigt?

Clara Miranda Scherffig () analysiert in ihrem Memo für Berlin Review No. 2, warum Hüller die perfekte Schauspielerin für das Zeitalter der vorgefertigten Emotionen ist. Gerade weil sie so zögerlich und kühl, dann aber eruptiv und unberechenbar auf die emotionalen Ansprüche ihrer Mitspieler reagiert, zeigt uns Sandra Hüller, wie es sich wirklich anfühlt an: being emotional in 2024.

Abonniert euch schon ab 4 € / Monat und lest Claras Text (auf Italienisch und in dt. Übersetzung von Anna Vollmer) ab sofort auf blnreview.de. Die vollständige Ausgabe erscheint Mitte nächster Woche.

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Die Jahre vergehen, doch die Frage bleibt. Was tun, wenn man die Kunstwerke eines vermutlichen oder nachweislichen Wider...
08/03/2024

Die Jahre vergehen, doch die Frage bleibt. Was tun, wenn man die Kunstwerke eines vermutlichen oder nachweislichen Widerlings oder gar überführten Täters einmal mochte—ja vielleicht heute noch mag?

Claire Dederers () Buch «Genie oder Monster» (übers. Violeta Topalova ) studiert diese Frage anhand einer Liste von Autor:innen, von denen manche erwartbar, andere vielleicht überraschend sind: Roman Polański (Vergewaltigung) Woody Allen (vorgeworfener Missbrauch) Ernest Hemingway und Pablo Picasso (erwiesenes Arschlochtum), Virginia Woolf (Antisemitismus), Joni Mitchell (extreme Egozentrik) Raymond Carver (alkoholismusbedingtes Arschlochtum) … die Liste ließe sich fortführen.

Hanna Engelmeier hat Dederer für Berlin Review besprochen und wenn man sie liest, kommt man zu dem Schluss, dass die Trennung von Kunstwerk und Künstler, nun ja, die vielleicht schwierigste Frage der Kunstkritik überhaupt ist.

Lest Hannas Text auf blnreview.de. Und abonniert uns, denn schon am 14.3. kommen die ersten Texte von Ausgabe 2 …

Im vergangenen Dezember war Ivan Krastev auf der gecancelten (und geschrumpften) Arendt-Preis-Verleihung an Masha Gessen...
27/02/2024

Im vergangenen Dezember war Ivan Krastev auf der gecancelten (und geschrumpften) Arendt-Preis-Verleihung an Masha Gessen in Bremen. Gemeinsam mit Stephen Holmes schreibt er: «Die Feier fand dann nicht im Rathaus statt, sondern in einer kleinen Räumlichkeit fernab vom Stadtzentrum im Beisein von drei Dutzend Menschen und in einer Atmosphäre, die an die Untergrundversammlungen sowjetischer Dissidenten in den 1970ern erinnerte. Für Masha Gessen mochte es sich wie eine Zeitreise angefühlt haben, wie die Rückkehr in eine sowjetische Kindheit. Anderen erlebten es vielleicht wie eine ungewollte Reise in die Zukunft.»

Krastev und Holmes haben gemeinsam Bücher und Aufsätze über den Niedergang der liberalen westlichen Ordnung geschrieben (dt. «Das Licht, das erlosch», ). Was den Gessen-Skandal (und jetzt, könnte man sagen, die Diskussion um die Berlinale) zu einer internationalen Cause célèbre mache, ist, «dass der sich abzeichnende Kollaps der liberalen internationalen Ordnung, der uns alle betrifft, als eine Krise deutscher Identität zutage tritt.»

Lest Ivan Krastev & Stephen Holmes Memo über die Beziehung zwischen Deutschland und Israel nach dem 7.10. (unpaywalled!) auf blnreview.de . Wenn ihr mögt, was wir machen: helft uns und subskribiert auf blnreview.de/abo. 295 Abos haben wir verkauft, aber um durchzuhalten, sollten es möglichst bald 500 sein. Weiterhin offerieren wir einen 50 % Discount für die ersten 6 Monate!

https://blnreview.de/ausgaben/02-2024/ivan-krastev-stephen-holmes-broken-contract-deutschland-israel







Am 24.2.24 jährt sich der Großangriff Russlands auf die Ukraine zum zweiten Mal. Belorusets Yevgenia hat den Krieg von B...
23/02/2024

Am 24.2.24 jährt sich der Großangriff Russlands auf die Ukraine zum zweiten Mal. Belorusets Yevgenia hat den Krieg von Beginn an (und zwar schon seit 2014) durchdacht und aufgezeichnet, so auch im Frühjahr 2022, das resultierende Buch "Beginn des Krieges" erschien etwas später bei Matthes & Seitz Berlin.

Für Berlin Review ist Yevgenia im vergangenen Herbst zurück nach Kyjiw gefahren; eigentlich wollte sie weiter nach Mykolajiw, um dort über Infrastruktur und Wasser zu recherchieren (es fließt oder floss dort, sagte sie mir, Meerwasser durch die Leitungen, mit allen verheerenden Folgen), aber für Mykolajiw war es zu gefährlich. So berichtete Yevgenia aus Kyjiw, aus ihrem angestammten Wohnumfeld dort, aus der scheinbaren Normalität ihrer Heimatstadt, aus Gesprächen mit Freunden oder Zufallsbekanntschaften, die den Krieg in Kharkiv, an der Front oder auf Rekonvaleszenz im Militärkrankenhaus erleb(t)en.

Das Schöne an Yevgenias nachdenklicher, immer wachen Sprache ist, dass für sie nichts selbstverständlich ist. Es gibt bei ihr keine Sprachhülsen, keine Wiederholungen, keine eh-schon-geklärten Ansichten. Dazu mag auch beitragen, dass Sie sowohl auf Deutsch als auch auf Russisch schreibt, in ihrer Zweit- und Muttersprache zugleich. Es war ein Genuss, mit ihr zu arbeiten. Ihr fragender Blick noch auf die banalsten Dinge macht klar, dass eigentlich gar nichts banal ist, nirgendwo, und schon gar nicht im Krieg.

Mich hat vor allem ein Gedanke beschäftigt, den sie recht früh in ihrem Text äußert: "Ich spüre die Gefahr, dass der Krieg zu einem rechtmäßigen Zustand wird, mit dem man rechnen musste wie mit einem ordinären Geschehen". Um diese Gefahr geht es, im Kleinen wie im ganz Großen.

Yevgenia ist auch Fotografin und wir sind besonders stolz, dass Sie uns einige ihrer Fotografien hat veröffentlichen lassen! Und noch etwas haben wir mit ihr gemacht: eine Podcast-Diskussion und eine Audio-Version ihres Textes, von ihr selbst eingelesen.

Lest, schaut und hört … und wenn ihr mehr davon wollt, abonniert Berlin Review, schreibt euch bei unserem Newsletter ein, folgt uns auf allen Plattformen (Samir Sellami, Caroline Adler).

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Schon Karl Marx interessierte sich brennend für Kalifornien, obwohl da der Aufstieg des Silicon Valley zum Zentrallabora...
22/02/2024

Schon Karl Marx interessierte sich brennend für Kalifornien, obwohl da der Aufstieg des Silicon Valley zum Zentrallaboratorium des globalen Kapitalismus noch 2 Weltkriege und 16 US-Präsidenten entfernt lag. 1880, drei Jahre vor seinem Tod, schrieb er in einem Brief: «Kalifornien ist mir sehr wichtig, weil nirgendwo sonst die Umwälzung durch kapitalistische Zentralisation in der schamlosesten Weise sich vollzogen hat – mit solcher Hast.»

Malcolm Harris, Ex-Occupy-Aktivist und hochproduktiver Autor, hat das Zitat seiner umfangreichen «History of Palo Alto» vorangestellt. Es soll uns sagen: Hier geht es um Strukturen, nicht um Individuen, um die Geschichte der materiellen Umwälzungen, nicht um Start-Up-Mythen und die Legendenbildung von Dotcom-Genies. Und Marx unterstreicht auch den maximalistischen Anspruch des Buches: Nicht nur die Erfolgsgeschichte eines Kaffs soll erzählt werden, sondern auch, nun ja, so ziemlich alles andere: «A History of California, Capitalism, and the World», wie Harris im Untertitel trompetet. 

Unser Autor Felix Lüttge hat das Buch vor Ort gelesen und erzählt in seiner Review, was alles geschehen musste, damit das «Palo-Alto-System, das aus Daten Profite macht», zum Kernreaktor der globalen Ökonomie wurde. Entscheidend waren Investitionen in Forschungsinstitute wie die Palo Alto Stock Farm, der Stanford Research Park oder die Hoover Institution. Doch auch vermeintliche Nebendarsteller und -schauplätze haben ihren Auftritt: rassistische Immobilienmakler, rechtsextreme Nobelpreisträger, messwütige Psychologen.

Dass Harris seine Historiographie nicht auf die egomanen CEOs konzentriert, begrüßt unser Autor und ist doch nicht restlos überzeugt: Denn nicht nur kommt die Kultur- und Mentalitätsgeschichte des Valley viel zu kurz, auch die materiellen Strukturen bekommt Harris nicht wirklich zu greifen. Und so begegnet man auf gut 900 Seiten zwar dem ein oder anderen Gewerkschaftsführer, aber kaum jemals einer Arbeiterin.

Lest Felix’ Review zusammen mit 18 weiteren klugen Texten unserer ersten Ausgabe auf blnreview.de. Anmeldungsoptionen für Newsletter und Abo findet ihr dort und über die Links in der Bio.

Berlin Review ist seit gut zwei Wochen draußen, unsere No. 1 dreht ihre Runden, wir kommen mit dem posten auf verschiede...
20/02/2024

Berlin Review ist seit gut zwei Wochen draußen, unsere No. 1 dreht ihre Runden, wir kommen mit dem posten auf verschiedenen Kanälen gar nicht hinterher und ich weiß auch nicht mehr, was ich noch (oder schon wieder😇) dazu sagen kann!

Es ist ein großes Experiment und ein Versuch, das Gespräch über Literatur, Kultur und Politik noch einmal anders aufzunehmen hier in Deutschland und darüber hinaus. Vielleicht etwas ernsthafter und zugleich mit mehr Leichtigkeit als in den üblichen Foren, in den Feuilletons und Zeitschriften … das wäre doch eine schöne Kombination. Wir bemühen uns, sie mit Leben zu füllen.

Die erste Ausgabe ist fantastisch geworden ich danke allen, die für uns geschrieben, entworfen, programmiert, redigiert, getestet und geworben haben. First and foremost: Samir Sellami, Eliana Kirkcaldy, Caroline Adler, then Jean-Marie Courant, Laurent Mészáros, Insa Langhorst, Hanns Zischler, Johanna Nuber, Ulrich Van Loyen, Belorusets Yevgenia, Alan Pauls, Ryan Ruby, Lauren Oyler, Cristina Rivera Garza, Birthe Mühlhoff, Miriam Stoney, Maxi Wallenhorst, Joseph Ben Prestel, Anja Kümmel, Ivan Krastev & Stephen Holmes, Adania Shibli, Elad Lapidot, Yelizaveta Landenberger, Wolfgang Hottner, Felix Lüttge, Carolin Amlinger, Didier Fassin, Hanna Engelmeier, Katharina Borchardt, Monika Rinck, Emily Nill and many many more.

Es sollte kein Themenheft Nahost werden, aber die Zeiten sind, wie sie sind, deshalb lege ich euch besonders die Texte von Adania Shibli, Elad Lapidot, Joseph Ben Prestel, Didier Fassin, Ivan Krastev&Stephen Holmes ans Herz. Was vielleicht auch oder noch geschrieben werden musste, zu diesem Thema.

Dazu gibt’s in Berlin Review natürlich noch viel mehr: Carolin Amlinger über Romance und BokTok, Yelizaveta Landenberger über post-sowjetische Morbidität, Miriam Stoney über Napoleon und Jeanne Du Barry; the one and only Birthe Mühlhoff über Peter Brown und die schillernde Zeit zwischen AD 400 und 1.000, Maxi Wallenhorst darüber, wie man Transfeindlichkeit mit Marxismus begegnet, Katharina Borchardt über einen großen chinesischen und Wolfgang Hottner über den vermutlich größten norwegischen Schriftsteller, Felix Lüttge über kalifornische Overlords, Hanna Engelmeier über Monster, Anja Kümmel über Delfine in Venedig, Monika Rinck über Elke Erb, und und und … auch ein Editorial von uns.

Zwei besondere Autoren fallen fast hinten runter, weil sie schon seit Oktober mit uns zusammenarbeiten, aber sie haben die beiden Headliner für unsere 1 geschrieben, und was für welche: Belorusets Yevgenia, die in ihrer unnachahmlichen Detailtreue und Nachdenklichkeit über den Kriegsalltag in der Ukraine schreibt, und Alan Pauls, der uns im November umgehauen hat, weil er uns einfach pünktlich auf Termin einen 8.000-Wörter New Yorker-style Longread über Inflation als Lebensform hingelegt hat, an dem kein Komma zu redigieren war, dermaßen gut ist sein Text «Las cifras de la locura». Wir haben ihn übersetzt und von Hanns Zischler eine Hörfassung einlesen lassen: eins der Perks für alle, die jetzt ohne Umschweife ein Abo abschließen wollen.

Um im Realismus zu enden: Abonniert uns! Nur so haben wir eine Chance zu überleben. Zur Zeit bieten wir einen Startrabatt von 50 % auf die ersten 6 Monate, also go for it: blnreview.de/abo

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«Keine Zeit ist eine gute Zeit, um eine Zeitschrift zu gründen.» Was wir mit dieser hier erreichen wollen, erklären wir ...
09/02/2024

«Keine Zeit ist eine gute Zeit, um eine Zeitschrift zu gründen.» Was wir mit dieser hier erreichen wollen, erklären wir in unserem Editorial und führen gleichzeitig ein in die erste Ausgabe. Check us out, we’ve come to stay.

Abos jetzt schon ab 4 € / Monat.

Despite a perfectly pitched setting, the most sophisticated audience, and two of the finest intellectuals to speak about...
06/12/2023

Despite a perfectly pitched setting, the most sophisticated audience, and two of the finest intellectuals to speak about expatism in our city, still a lot that could have gone wrong at our second pre-launch on Thursday, Nov 30, «Why do we live here?», we asked, with a risky focus on the perspectives of the allegedly most privileged group of non-native Berliners: expats. Considering the hostile conditions for migrants with the wrong passports, or none at all, does it not seem tactless and frivolous to center the sentiments of those who are free to choose to come and go as they please? Who cares about the minor struggles of North Americans, EU-citizens, or Germans born in the provinces who over the last 25 years have all come to the same conclusion: that despite everything Berlin is still the most liveable city in the West (especially if you prefer not to work to much and enjoy having ideas instead).

As editors of the Berlin Review, we are grateful that two of the most exciting Berlin-based American critics and writers of our generation prompted us with the idea to host an evening about that elephant in the city. Inspired by Svetlana Boym’s powerful theory of nostalgia (go read her fabulous book «The Future of Nostalgia» and a subsequent essay called «The Off-Modern»), Lauren Oyler and Ryan Ruby read and discussed sections of their work on modes of living in Berlin shaped by idleness, gentrification, plurality, parties, and protest. We are grateful for an evening full of fresh insights, bad jokes, and historical depth, and the poignant modesty with which Lauren and Ryan navigated the cliffs of socioeconomic privilege and Berlin clichés.
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