28/09/2025
Gesetz oder Moral? Zwei Stimmen, die gegensätzlicher nicht sein könnten.“
Robert:
„Du ziehst alle Register, um mir und allen, die sich dem Recht verpflichtet fühlen, den Boden unter den Füßen zu entziehen und bereitest dafür rigorosen Verhaltensweisen den Boden, die rechtswidrig sind und vorgeben, moralisch legitimiert zu sein. Was für ein Trugschluss! Das hat mit Moral nichts zu tun, bestenfalls mit Moralismus. Und der leitet sich nicht von Moral ab, sondern von ätzender Moralsäure.
Dass du die Moral über das Gesetz stellst, ist aus dem Munde eines Pfarrers nicht weiter verwunderlich. Deswegen aber noch lange nicht richtig.
Du wirfst mir vor, den Menschen auf gesetzliche Normen zu reduzieren und alles andere auszuklammern. Mein Menschenbild sei normativ. Nichts sonst. Fertig. Abgesehen davon, dass das nicht stimmt, muss ich den Vorwurf an dich zurückweisen. Du stellst Ideale in das Zentrum deiner Ausführungen. Dein Menschenbild ist idealtypisch. Es geht um den Menschen, wie er sein soll, nicht wie er ist. Die Gesinnung ist das Entscheidende. In diesem Idealbild liegt aber eine große Gefahr. Die Gefahr der ideologischen Vereinnahmung. Überleg doch einmal, wer im Nazi-Faschismus diesem Menschenbild entsprochen hat! Alles klar?“
Matthias:
„Ob Paulus oder Bonhoeffer, Kant oder Jägerstätter, sie alle bezeugen, dass die Orientierung am Gewissen und an der Gesinnung Vorrang hat vor der Orientierung an Gesetzen.
Dass der Buchstabe des Gesetzes tötet und der Geist lebendig macht, spricht doch für sich! Auch dass ich mit Kant den Mut habe, mich meines eigenen Verstandes zu bedienen, kannst du mir nicht zum Vorwurf machen. Und die Gefahr, dass nach dem Motto Gesetz ist Gesetz oder Befehl ist Befehl gehandelt wird, ist nicht von der Hand zu weisen.
Die Aktivisten meiner Pfarrei wissen, dass sie nicht legal handeln, nehmen für sich aber in Anspruch, legitim zu handeln. Zwar gegen gesetzliche Normen, aber entsprechend den sittlichen Gesetzen und moralischen Verpflichtungen. Den Rechtsstaat empfinden sie als ignorant und autoritär, abgehoben von der Welt der Menschen und ihren Bedürfnissen. Ist es ein Wunder, wenn das, was sie aus Juristenmund hören, kaum etwas mit ihnen und ihren Anliegen zu tun hat?“
Verleumdet und verbannt. Wenn Gesinnung aus Freunden Feinde macht
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