15/02/2024
Fisch und Oldrik „Rohbau“ 10 – die etwas andere Besprechung
Da mir Oldrik noch ein paar Infos zur Platte steckte, wird dies mal eine etwas andere Besprechung als das rein subjektive Hörergebnis eines schwerhörigen Musiknerds. Um alles abzurunden, holte ich dann noch ein paar weiterte Infos aus dem Netz ein. Ob und wie es nun paßt und ob es wirklich so weit von einer normalen Besprechung abweicht, überlasse ich Euch...
„Rohbau“ ist ja nun schon das zweite Werk der Virtuosen Fisch und Oldrik und diese musizieren bereits 10 Jahre miteinander, Hut ab! Während das erste Werk noch mit „Neubau“ betitelt war, weil alles noch neu und anders war und man mit Gastmusikern etwas neues ausprobierte, heißt das neue Werk „Rohbau“.
Das neue Werk soll etwas ungeschliffener sein und dieses in den Mittelpunkt gestellt werden. Auch fanden die Aufnahmen nicht im Studio statt, sondern in einer Gartenhütte eines befreundeten Ska-Musikers (Rogin Rogislav). Die beiden vergriffen sich immer wieder an Instrumenten, die sie nur wenig bis laienhaft beherrschten. Und man wollte dieses Mal alles alleine machen und Spontanität wurde goßgeschrieben. Diese Fakten begründen den Namen „Rohbau“ und so verkehrt ist es dann eben doch nicht, nach „Neubau“ mit „Rohbau“ um die Ecke zu kommen, man muß nur wissen, warum...;-)
Schiefe Töne wurden nicht korrigiert und so kam es schon vor, daß der eine oder andere Song in der Kaffeepause auf der Terrase sein finales Finish bekam.
Da paßt es nur gut ins Konzept, daß das Cover mal eben mit dem Filzstift gekritzelt wurde und das Foto auf der Rückseite von einem Clubmitarbeiter stammt, dem man kurzerhand eine Kamera in die Hand drückte.
Dies nun dilettantisch, schlicht, oder billich zu betiteln, wäre aber nicht gerecht und paßt auch ganz und gar nicht! Hier fügt sich das eine ins andere und alles paßt zum Ganzen.
Sicher ist es anders als noch bei „Neubau“, aber das Fundament ist da und man hört bei „Rohbau“ keinen Rückschritt. Auch finde ich, daß es in „Rohbau“ noch etwas ernster zur Sache geht, als noch auf/im „Neubau“. Ist sicher auch wie im echten Leben, der Rohbau ist rau und es ist nichts kaschiert, während im Neubau Ecken und Kanten bereits geschliffen sind und Heiterkeit auch mal die Übel überdeckt. Aber auch bei „Rohbau“ fehlt der Humor nicht.
„Wir kommen wieder“ ist da als Opener ein toller Einstand und spiegelt das gerade Gesagte gut wider. Auch könnte man das Stück als Blaupause für leisen Optimismus im Musikbiz nach der (Corona-)Krise sehen, wobei aber auch mit Kritik nicht gespart wird. Und gerade diese Mischung aus Ärger und „jetzt erst recht“ machen das Lied aus! „Kleine Kinder“ ist dann ein Rundumschlag gegen gesellschaftliche Mißstände und wohl der wichtigste Song der Platte. Mehr Songs greife ich mal nicht raus.
Textlich geht es auf der Platte etwas ernster zur Sache und es wird auch Gesellschaftskritik geübt, aber auch um Licht und Schatten in der Musik(er)welt geht es auf der Scheibe. Musik ist das Thema in einigen Liedern und das gefällt mir gut! Warum viele Musiker nun das Thema Nachbarn für sich entdeckt haben, kann ich nicht nachvollziehen, aber es fiel mir auf, daß ich in letzter Zeit immer wieder auf Platten Lieder zum Thema Nachbarn entdecke...
Musikalisch würde ich das Ganze mal als akustischen Punk bezeichnen, unplugged ist ja inzwischen geschützt und wenn ich es Fisch und Oldrik auch gönne, bin ich froh zu wissen, daß man sie nicht bei MTV sehen wird...;-) Alles ist wenig instrumentiert, aber es ist auch noch weit genug vom Liedermacherstil entfernt, sodaß man die Scheibe auch bedenkenlos beim Bierchen mit Freunden hören kann.
Die Aufmachung ist schlicht und, wie oben bereits erwähnt, eine einfache Filzstiftzeichnung. Alles in schwarz-weiß gehalten. Die Gestaltung des Covers und der Rückseite fügt sich dem Ganzen und macht die Sache rund.
Wieder eine tolle Platte der beiden und ich bin gespannt, was da noch kommt... Nach „Neubau“ und „Rohbau“ kommt dann vielleicht „Plattenbau“ oder „Hochhaus“...;-)
Glückauf!
Meik
https://www.youtube.com/watch?v=xh2ZsvcNu4U