23/10/2020
Ich liege im Bett, das Schlafzimmerfenster ist weit auf und die Stimmen der Nachbarn drängen herein. Mist, das Baby soll nicht aufwachen. Aufstehen und zumachen? Lächerliche Idee. Mir tut alles weh. Meine Brüste sind Betonblöcke, mein Beckenboden ist auf Langzeitreise, das Baby liegt auf meinem Arm und aufstehen sollte ich sowieso nicht zu oft. Der kleine Riss soll schließlich ohne Nahnt heilen.
Konsti anrufen. Ja, das kriege ich hin. Er kann von Außen das Fenster zu schieben. Es klingelt. Einmal, zweimal.... Warum geht er nicht dran? Nochmal. Er geht ernsthaft nicht dran! Die Stimmen der Nachbarn werden leiser, meine Verzweiflung lauter. Wie kann er es wagen nicht ans Handy zu gehen, während ich hier liege und nichts machen kann. Arschl###!
Eine Ewigkeit später (oder waren es nur 2 Minuten?) geht die Tür auf. "Was ist los?", fragt Konsti. Was ist los? Gute Frage! Alles und nichts! Mein Gesicht ist rot vor Wut, meine Augen nass vor Trauer, mein Unterkiefer zittert. "Oh oh..." Konsti weiß genau, was los ist..., was passiert ist, was gerade erreicht wurde.... mein Breakingpoint.
Irgendwann im Wochenbett kommt er. Früher oder später. Meistens wenn der erste Zauber nach der Geburt verflogen ist und die Müdigkeit und wunde Brustwarzen an die Tür klopfen. Diese Verzweiflung. Es fühlt sich so an, als ob es nie besser werden würde. NIE!
Liebe Mamas und Papas, auch wenn ihr es jetzt nicht fühlen könnt.
ES GEHT VORBEI. VERSPROCHEN.
Bald werdet auch ihr wieder durch die Stadt springen und ein hübsches Foto für Insta knipsen. Vielleicht, aber auch nur vielleicht pinkelt ihr euch minimal dabei an. Aber wisst ihr was, es ist euch egal. Auch das geht nämlich vorbei.
Was war dein Breakingpoint im Wochenbett und wann wurde es besser?
