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Es gibt in Trier wie überall sonst auf der Welt eine Menge gute Gründe auf die Straße zu gehen und lautstark zu protestieren: Wir erleben Zeiten zunehmender sozialer Kälte. Mieten und Lebenserhaltungskosten steigen, genau wie die Preise für öffentliche Verkehrsmittel oder der Druck auf der Arbeit, in der Ausbildung wie in den Ämtern. Die meisten Löhne stagnieren oder wachsen zu langsam un
d die Schere zwischen Arm und Reich war wohl noch nie so weit offen. Während in Europa Millionen Menschen wohnungslos sind, steht die doppelte Anzahl an Häusern leer. Es gibt auch gute Gründe sich Sorgen zu machen: Unterdrückung und Diskriminierung greifen global um sich – Menschen werden aus vielfachen Gründen verfolgt, leiden unter Krieg, Terror, Ausbeutung, Armut, Hunger und einer gefährlich aus dem Gleichgewicht geratenen Umwelt. Gegen all das müssen wir, noch viel stärker als bisher, gemeinsam aufstehen und kämpfen. Unfassbar also, dass jetzt von Dresden ausgehend eine Bewegung namens "Pegida" (Kürzel für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes") entstanden ist, die ganz andere Probleme zu sehen scheint. Und auch in Trier scheint es Menschen zu geben die sich davon ansprechen lassen. Pegida protestiert befremdlicherweise nicht etwa für soziale Verbesserungen und Solidarität sondern gegen die Aufnahme derer, denen es mit am Schlechtesten geht – seit dem Jahr 2000 sind an den EU-Außengrenzen über 23000 verzweifelte Menschen gestorben, 2014 allein weit über 3000 – sie aber wollen die Mauern noch weiter hochziehen. Sie machen sich keine Sorgen über die Gefährdung einer demokratischen Gesellschaft durch Diskriminierung – menschenfeindliche Gewalt bis hin zum N**iterrorismus – sondern verteufeln lieber religiöse Minderheiten. Sie gehen auch nicht aus Solidarität mit den syrischen, irakischen und kurdischen Muslim*innen auf die Straße, die von einer fundamentalistischen Terrororganisation mit Krieg und Genozid überzogen werden. Aber sie wollen denen, die hier davor Schutz suchen, wegen ihrem Glauben die Türe vor der Nase zuschlagen. Sie kennen keine Lösung für auch nur ein einziges Problem, aber sie sind sich ganz sicher wer Schuld hat: Menschen die sie als "Fremde" oder "Andere" ansehen und die unsere Partner*innen, Freund*innen, Verwandten, Nachbar*innen oder Kolleg*innen sind. Sachsen hat einen "Ausländeranteil" von 2,5%. Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet da die "Angst vor Überfremdung" die Massen auf die Strasse treibt, wo es am wenigsten kulturelle Vielfalt gibt. Pegida hat einen gewissen Erfolg, aber das eben nur dort . Überall sonst sind deren Ableger grandios gescheitert, im Gegenprotest von abertausenden Menschen untergegangen. Und genau so wird das auch hier sein! Auch wenn es derzeit in Dresden so aussieht als wollten zu viele, dass es mal wieder Abend wird im Land: Wir hätten dann doch lieber ein bisschen mehr Sonne für alle! Wir halten zusammen, stehen füreinander ein und lassen uns nicht von rassistischer Hetze auseinandertreiben. Läuft nicht in Trier!
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There are many good reasons to take to the streets in vocal protest, in Trier and everywhere else in the world:
We are experiencing times of increasing social coldness.Rents and the cost of living are increasing, the prices of public transport are rising, as are the pressure at work, education or from welfare institutions. Most wages stagnate or go up too slowly and the gap between rich and poor has probably never been so wide. While millions of people are homeless in Europe, twice as many houses remain empty. And there are good reasons to worry: oppression and discrimination are on a global rise - people are persecuted for numerous reasons, they suffer from war, terror, exploitation, poverty, hunger and an environment which has dangerously gotten out of balance. We need to rise up now and fight against all this together, stronger than before. Compared to this, it's unbelievable that a movement calling itself "Pegida" (acronym for "patriotic euopeans agains the islamization of the occident") has sprung up in Dresden and spread. They seem to see completely different problems. In Trier too, there seem to be some people to whom their view appeals. Oddly, Pegida does not protest for social improvements and solidarity, but instead chooses to protest the inclusion of those who've suffered the most – since the year 2000, 23.000 desperate people have died at the EU's external borders,far more than 3000 in 2014 alone – rather they want to build even higher walls. They do not worry about the threat of rising discrimination to a democratic society - from hate-driven violence to N**i terrorism – they would rather demonize religious minorities. They do not take to the streets in solidarity with the Syrian, Iraqi and Kurdish Muslims, who are overrun with war and threatened with genocide by a fundamentalist terrorist organization. But they want to slam the door shut in the faces of those who come here seeking protection from this. They do not offer a solution to even a single problem, but are still certain about who to blame: people they see as "foreigners" or "others". People who are our partners, friends, relatives, neighbors and workmates! According to statistics, Saxony has but 2.5% of "foreigners". It's quite telling that the masses take to the streets in "fear of foreign infiltration" in states with little to no cultural diversity. Pegida has some success, but only there. Everywhere else their offshoots are a spectacular failure, drowning in the counter-protest of thousands and thousands of people. And that's exactly how it will be here! Even if way too many people in Dresden want it to darken again in the country*: We'd prefer a little bit more sunshine for all of us! We will stick together, stand up for each other and won't be driven apart by racist agitation. No way!
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*(in german referring to "Abendland"/"evening country" – which is a term for occident )