04/11/2024
Vor genau 30 Jahren haben Markus Hoffmann und ich „view - die agentur“ gegründet. Seit 24 Jahren leite ich die Fotoagentur alleine. Markus ist ist leider nicht mehr unter uns. Das Leben hat manchmal eigene Wege.
30 Jahre view - ein Leben voller Bilder, Ereignisse. Viele Fotografen, die mit dabei waren, die für view unterwegs waren. Mitarbeiterinnen die uns/mir die Termine vorbereitet haben, sich um die Logistik, die Buchhaltung gekümmert haben. Ohne diese Teams wäre view ein Nichts, bis heute.
view - das sind um 0,6 Millionen digitalisierte Fotos, 10.000de Negative und Dias. Die Geschichte einer Region in Bildern. Tausende Termine, Veranstaltungen, Menschen, Landschaften, Kilometer, Tage und Nächte, sehr viel Schönes aber auch traurige Ereignisse, die sich bis heute in die Seele eingefressen haben. Glück und Unglück liegen in unserem Berufsleben manchmal nur Minuten auseinander. Traurige Augen zu fotografieren fällt mir noch immer schwer.
Wir haben Könige, Bundespräsidenten, Kanzler/innen, Ministerpräsidenten/innen, Minister/innen, Bürgermeister/innen begleitet. Im Anzug, manchmal im strömenden Regen. Mein Motto war immer: Jeder Mensch hat ein Recht auf ein gleich gutes Bild, egal wer er ist, wo er herkommt. Oft waren es die kleinen Termine, die „einfachen“ Menschen, die mein Leben bereichert und so schön gemacht haben, die mich beeindruckt haben.
Mein großer Dank geht an meine Kunden und Auftraggeber, ohne die ein Leben voller Bilder unmöglich gewesen wäre. Ein Dank für das Vertrauen über all die Jahre. Mein Dank geht natürlich auch an die Foto- und Textkollegen, mit denen ich soviel Zeit verbracht habe. Über ein halbes Leben fotografiere ich nun schon für die Tageszeitung DIE RHEINPFALZ. Wie schön ist es, wenn Menschen mich ansprechen und sich für ein Bild bedanken.
Die Leidenschaft hört nie auf, auch wenn sie sich verändert. Wenn ein Beruf eine Berufung ist. Eigentlich sind wir Journalisten und Fotojournalisten nur Beobachter dessen was passiert. Wir sollten neutral sein, aber wir sind auch Bürger. Wenn die Politik immer mehr aus dem Ruder läuft, wenn die Welt immer mehr Probleme hat, Zukunft anstrengender und irritierender wird, wird man immer mehr zum Akteur und versucht Dinge nicht nur zu begleiten, sondern man macht auf sie aufmerksam, mischt sich manchmal auch ein. Sei es beim Klimawandel, bei der immer kippeliger werdenden Demokratie oder im Sinne einer sozialen Gerechtigkeit, die in einer finanzruinierten Region, wie der Westpfalz, dramatische Folgen hat. Wir Fotografen sind es, die Auswirkungen über Jahre beobachten, in die Augen der Betroffenen schauen.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, aber manchmal bekommt man Geschichte nicht nur in ein einziges Bild, wird den Geschichten nicht immer gerecht. Im Zeitalter schnellster Kommunikation ist manchmal die Wahrheit an Stelle zwei. Es dauert keine Nacht mehr, bis die Zeitung erscheint. Bilder sind in Sekunden raus, von jedem der es möchte. Oft nur zum Vorteil des Postenden. Wenn Klickzahlen wichtiger sind. Mein Beruf und die Technik hat sich über die 30 Jahre so verändert, nicht aber meine Einstellung.
Mein Satz war und ist immer, dass ich oft in einem Jahr mehr sehe, wie andere in 10 Jahren nicht. Die 30 Jahre view erfüllen mich ein wenig mit Stolz, aber auch Demut.