04/11/2010
Coming Homing ~ Kokon oder Karaoke - das ist hier die (Wohn-)Frage
Erinnert sich noch jemand an den Cocooning-Trend in den 80er Jahren? Nein? Nicht schlimm, denn mittlerweile hat die Möbelbranche ein neues schönes Wort gefunden für derzeit offenbar angesagtes Wohnen: Homing. Englische Muttersprachler heben bei diesem Begriff fragend die Augenbrauen, ist er doch eine Stilblüte des weitver-breiteten Denglish, also einer oft unverständlichen Mischung aus Deutsch und Englisch. Was aber verbirgt sich hinter dieser künstlichen Wortschöpfung tatsächlich?
Der heute doch etwas schwammige Begriff Homing ist ein Nachfahre des Cocooning, das wörtlich übersetzt Einkapselung bedeutet. Das passt, denkt man und stellt sich bildlich die Raupe im Kokon vor. So ähnlich wurde das eigene Zuhause auch Anfang der 80er Jahre gesehen - als ein ganz persönlicher Rückzugsort, in den man sich prima einigeln konnte. Diese Flucht ins Private steht in krassem Gegensatz zu dem Wohngefühl im Jahr 2010. Innenarchitektin Beate Descher erklärt, was Homing kennzeichnet: "Die eigenen vier Wände sind zwar immer noch wichtigstes Naherholungszentrum, allerdings nicht mehr im Sinne eines Abschottungsortes, sonder viel offener. Das Zuhause wird zum sozialen Lebensmittelpunkt mit individueller Note." Statt die Welt auszusperren, wird heute also eingeladen - Besuch ist herzlich willkommen. Man verbringt gerne viel Zeit daheim und das am liebsten gemeinsam mit Freunden und Bekannten. Geselliges Kochen, Treffen zu DVD- Spiele- oder Karaokeabenden sind wesentlicher Bestandteil der Freizeitplanung. Entsprechend weniger geht man aus: Ob ins Restaurant, die angesagte Bar oder die Kneipe nebenan - zuhause ist es doch am schönsten, denken sich viele und investieren lieber in das Wohnambiente statt ihr Geld in der Gastronomie zu lassen. (Text/Foto: Isabel Lezmi • Rauch Möbelwerke)