05/12/2022
Klein-Jerusalem: das Hamburger Grindelviertel
Die meisten Hamburger Juden wohnten am Grindel, diesem Stadtviertel zwischen Harvestehude, Rotherbaum und Eimsbüttel, das eigentlich gar keines ist.
Am Bornplatz stand die große orthodoxe Synagoge, wo Joseph Carlebach als Rabbiner wirkte. Nicht weit davon entfernt: die Talmud-Thora-Schule, an die zum Beispiel Wolf Biermanns Vater Dagobert ging. Jüdischen Zeitungen der Jahre 1913/14 können wir entnehmen, was es am Grindel noch so alles gab: Eine "Conditorei J. Seligmann" bot "al Purim" (also zum Purimfest, dem jüdischen Fasching) "Hamburger Butterkuchen, hochfeine Torten sowie die beliebten Blätterteigkränze" an.
Im "größten Spezialhaus für ,koscher' Lebensmittel David Bauer", das in der Grindelallee 138 lag, konnte man "Kolonialwaren und Delikatessen" erwerben. Und in der "hebräischen Buchhandlung" von "A. Goldschmidt" wurde fündig, wer "Machsorim, Chumoschim und Talessim" suchte: Gebetbücher für die hohen Feiertage, Bibeln und Gebetsschals. "Ich wage die Behauptung, dass die Gegend um den Grindel zu den lebendigsten Stadtteilen Hamburgs gehörte", sagte Arie Goral-Sternheim, der 1933 aus Hamburg auswanderte, nach dem Krieg aus Israel in seine Vaterstadt zurückkehrte (und gegen Ende seines Lebens dem linken Antisemitismus immer fassungsloser gegenüberstand).
War das Grindelviertel ein Ghetto?
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Foto: ©️ Armin Levy