Jens Scholz

Jens Scholz Digital Concepts, UX/UI und IA,
Social Media und Content Strategien. Individuelles Coaching und Soc

Der Grund, warum ich immer wieder erkläre, was der   ist, ist dass ich glaube, dass er ein Schlüsselinstrument von Popul...
04/08/2024

Der Grund, warum ich immer wieder erkläre, was der ist, ist dass ich glaube, dass er ein Schlüsselinstrument von Populisten ist und dass es nicht mehr funktioniert, sobald man ihn erkennt. Und es ist sehr einfach, ihn zu erkennen und seine Medienkompetenz darauf zu trainieren, ihn zu erkennen. Das ist so wie wenn man Menschen Kerning erklärt und ab diesem Moment sticht ihnen das fehlende Kerning bei jedem zweiten Werbeplakat ins Auge (was schrecklich annoying ist). Daher kommen gleich ein paar Beispiele dafür.

Ich erkläre aber erst noch mal, was der Induktionsfehler ist:

Induktion ist, wenn man von einem Detail auf das Gesamtbild schließt. Der Fehler ist, wenn man das - und das ist in Medien und Politik seit ca 15 Jahren die etablierte Norm - nur mit den Extremen macht. Dann sieht die Welt unrettbar gespalten aus. Man sieht aber nur 10% (5% von jeder Seite) der Gesamtheit. 90% ist ausgeblendet (siehe https://www.youtube.com/watch?v=xD4g4LWO52Q).

Populisten nutzen diesen Trick, um genau dieses Bild einer gespaltenen Gesellschaft zu erzeugen. Sie amplifizieren Extreme und mehr noch: Sie erfinden sie sogar, wenn es keine gibt. Sieht man immer dann, wenn ein Gesetzesvorhaben diskutiert wird und sofort nur noch ein einziges Szenario als Referenz für seinen Sinn oder Unsinn herangezogen wird, das aber eben nicht der 80% Normalfall ist sondern die eine enorm detailliert konstruierte Sondersituation, in der das Gesetz nicht funktioniert.

Beispiele gibt es genug: Ich hab das erste mal während der Corona-Lockdowns darüber geschrieben, wie Umfragen über die Maßnahmen genau das Gegenteil dessen aussagten, was über genau diese Umfragen geschrieben und gesagt wurde (http://jensscholz.com/index.php/2021/04/28/induktion-und-deduktion).

Aktuell würde ich die Cannabislegalisierung nennen. Ich sehe als Nichtkonsument keinerlei Unterschied zu vorher. Ich seh auch keine kiffenden Menschen an jeder Straßenecke oder die Schwemme an Drogentoten. Das waren aber die Horrorszenarien.

Oder wisst ihr noch, als die Ehe für Alle dafür sorgte, dass jetzt jede*r seinen Hund heiraten will? Das war das Szenario, das gegen die Ehe für Alle sprach.

Die Argumente gegen Erbschafts- und Reichensteuer funktionieren genauso: Es besteht eine mikroskopisch kleine Möglichkeit für jede*n Menschen, der gerade nicht reich ist, in seinem Leben doch noch reich zu werden. Diese Chance reicht aber, präventiv sein gar nicht vorhandenes Geld schützen zu wollen.

Ein Beispiel, wo der Induktionsfehler super funktioniert hat ist das Heizungsgesetz. Eine Wärmepumpe kostet gar nicht viel mehr als zB eine Gastherme und für die zusätzliche Umstellung bekommt man eine Förderung. Das Szenario war aber: Der Kauf einer Wärmepumpe macht dich Bankrott. Dafür hat man behauptet, man müsse ja auf jeden Fall das ganze Haus dämmen, die gesamte Elektrik erneuern und eine Fußbodenheizung einbauen und schon war die Rechnung so exorbitant, wie man sie darstellen wollte und wurde zur Referenz für die Kosten einer Wärmepumpe erklärt.

Wo wir den Induktionsfehler gerade auch sehen ist beim Thema Bürgergeld. Politiker und Medien diskutieren nur über Empfänger*innen, die "faul" sind und "nicht arbeiten wollen, obwohl sie könnten". Denen stehen die "braven Arbeitenden" gegenüber, die das sehen und denken "dann arbeite ich jetzt auch nicht mehr". Wo wir doch Fachkräftemangel haben.

Das ist ein geradezu absurdes Fantasieszenario, das aus mehreren Details zusammengestückelt ist, die eigentlich nicht mal zusammenpassen.

Was man aber nicht sieht, wenn man das Gesamtbild ausblendet:

1. Der Anteil der Bürgergeldempfänger*innen, die wirklich "nicht arbeiten wollen" ist lächerlich klein (https://www.fr.de/verbraucher/statistik-zeigt-zahl-totalverweigerer-empfaenger-buergergeld-aktuelle-zr-92901745.html).

2. Es gibt seit der Einführung des BG keine Abwanderung von Arbeitenden (https://www.rnd.de/politik/buergergeld-seit-start-wechseln-weniger-menschen-von-arbeit-in-die-grundsicherung-YJYGLWSCQJJKFFZFXAFGM2SVWQ.html).

3. Der Fachkräftemangel hat gar keinen Bezug zum Bürgergeld. Fachkräfte verdienen ja gut.

Das Szenario ist ein Extrem, das ein unwahrscheinliches Extrem erzeugt und ein unmögliches Extrem bewirkt.

Dieses völlig absurde Konstrukt ist aber das Szenario, mit dem derzeit die politischen Entscheidungen zum Bürgergeld getroffen werden.

Deshalb ist der Induktionsfehler nicht nur ein rhetorischer Trick (wenn man ihn absichtlich nutzt) oder Irrtum (wenn man drauf reinfällt), sondern gefährlich und wir alle sollten lernen, Induktion sofort zu erkennen und dann sofort darauf hinzuweisen, sobald er irgendwo auftaucht. Und er wird auftauchen: Sobald man ein Auge dafür hat, sieht man ihn überall.

Das wirklich geschickte an der Man vs Bear Story ist, dass sie die Reaktionen der damit kritisierten Männer als wichtige...
20/05/2024

Das wirklich geschickte an der Man vs Bear Story ist, dass sie die Reaktionen der damit kritisierten Männer als wichtigen Teil der Kommunikation nutzt. Dadurch dass die sich lautstark mit misogynen, toxischen, irrationalen Kommentaren und Hass- und Gewaltphantasien melden, erbringen sie den Beweis für die These, den die eigentlich angesprochenen - also Männer, die sich noch nie Gedanken darüber gemacht haben, mit was sich Frauen tagtäglich abgeben müssen - brauchen, um die Augen auf zu kriegen.

Der Zweck der These "die meisten Frauen sind lieber mit einem Bär allein im Wald als mit einem Mann" ist somit, dass Hater sie angreifen - deswegen ist übrigens auch keine Autorin oder Quelle genannt (sonst wäre sie persönlich angegriffen worden, nicht die These). Erst die Reaktionen ermöglichen den Perspektivwechsel derer, die man eigentlich erreichen will. Das sind nicht die Toxischen - die wechseln die Perspektive ja eh nicht.

Daher würde ich das Prinzip dieses Kommunikationstyps gerne mal generell erklären, weil ich glaube, dass sich das in anderen Kontexten auch anwenden lässt.

1. Der Ausgangpunkt ist eine These, formuliert als Erzählung. Niemand wird persönlich angesprochen. Es gibt auch keine Schlussfolgerung (was wichtig ist, denn die soll ja vom Publikum kommen)

2. Einkonstruiert sind aber verschiedene Zielgruppen und Aufgaben/Ziele. Es gibt

a. natürlich einen Adressaten, der die Schlussfolgerung machen soll.

b. Diejenigen, die in der These kritisiert werden. Die sollen reagieren.

c. Frauen (Betroffene). Die sollen die These bestätigen und verbreiten.

Nun kommt der Trick: Um Gruppe a. dazu zu bekommen, die Erkenntnis zu machen, die man sie machen lassen will, muss sie bewiesen werden.

Das kann man zwar auch, indem man mit Gruppe a. ins direkte Gespräch geht, aber die ignorieren ja das Problem schon länger, daher passiert das jetzt anders, und zwar von hinten nach vorne.

Schritt 1:

Gruppe c. - Frauen - bestätigen die These. Oft ohne eine Begründung (wichtig!), so erscheint die These aus deren Warte als Selbstverständlichkeit, die man ja gar nicht erklären muss.

Schritt 2:

Gruppe b. - die toxischen Männer, die in der Geschichte gemeint, aber nicht genannt und nicht angesprochen werden (wichtig!) - reagieren auf Frauen in der zu erwartenden Art, wie sie auf Frauen reagieren, die "Männer" kritisieren.

Schritt 3:

Diese Reaktionen werden gesammelt, aufbereitet, in Reels/Tiktoks und anderen Medien thematisiert und veröffentlicht und erst das ist die eigentliche Story für die Gruppe a. Nicht die These, sondern der durch Gruppe b. "live" erbrachte Beweis der These ist die Kommunikation, die für die eigentliche Zielgruppe a. gedacht ist.

Und das ist ein Kommunikationsmodell, mit dem m.E. in sozialen Medien gearbeitet werden kann, um zB Rassismus, Wissenschaftsfeindlichkeit usw zu kontern.

Wenn wir von "Trends" sprechen, gibt es inzwischen zwei völlig unterschiedliche Phänomene, die damit gemeint ist. Und es...
14/05/2024

Wenn wir von "Trends" sprechen, gibt es inzwischen zwei völlig unterschiedliche Phänomene, die damit gemeint ist. Und es ist wichtig, den Unterschied zu erkennen, denn nur eins davon sagt uns, was relevant ist. Das andere ist nur Unfall gaffen...

https://jensscholz.ghost.io/trends-heute-sind-anders-als-trends-fruher/

(mal schauen, ob der FB-Algo die Ghost-Seite wieder böse findet und den Post löscht...)

und das führt zu einem massiven Missverständnis, daher möchte ich ein bisschen Social Media Kunde geben: Immer wieder gibt es ja "Trends", wo wir uns wundern, wieso sich die verbreiten und auf die stoßen wir entweder selbst auf Social Media Plattformen oder Medien berichten darüber, dass das ge...

Ich interessiere mich zwar nicht für Fußball, aber für Kommunikation und Agendasetting schon. Daher habe ich die Diskuss...
21/03/2024

Ich interessiere mich zwar nicht für Fußball, aber für Kommunikation und Agendasetting schon. Daher habe ich die Diskussionen um das pinke Auswärtstrikot des DFB trotzdem verfolgt, denn die bietet ein paar interessante Einsichten in den "Kulturkampf", den wir angeblich in Deutschland führen und medial gerne mal als "Spaltung der Gesellschaft" eingeordnet wird.

Die Realität ist - wie so oft - wesentlich unspektakulärer: Spaltung suggeriert ja, dass es einen halbwegs gleich großen Anteil von Progressiven und Konservativen gibt, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Dass das so gar nicht stimmt, sondern vor allem ein Fehlschluss ist, der aus dem medialen false balancing von Meinungen (Wir bekommen ständig 50/50 eine pro und eine contra Stimme gegenüber gestellt ohne dass berücksichtigt wird, wie hoch der Anteil der beiden Gruppen eigentlich ist) entsteht, wird seit einiger Zeit immer wieder angemahnt, aber so richtig angekommen scheint mir das noch nicht zu sein.

Am Beispiel des pinken Trikots können wir aber erneut sehen, wie klein die Gruppe derer ist, die sich über das ach so woke rosa Shirt echauffieren und das sogar in einem Umfeld, das gerne als positiv ausgedrückt "bodenständig" angesehen wird: Es ist nämlich ein massiver Verkaufsschlager.

Was sagt uns das: Die Aufregung ist gar nicht so groß wie sie erscheint. Und die Spaltung der Gesellschaft ist in Wirklichkeit gar nicht vorhanden - die Kritiker des "Wokismus" einer T-Shirtfarbe ist eigentlich eine winzige Minderheit, die es ja zu jedem Thema gibt und die es auch immer gab. Der einzige Unterschied ist, dass man ihre Bedeutungslosigkeit früher medial korrekt eingeordnet hat und man sie folgerichtig ignoriert hat.

Was könnten wir daraus lernen?

Die Zielgruppe derer, die sich auf neues, auf Zukunft, auf Nachhaltigkeit, auf Integration, also auf progressive Themen, Produkte und Ideen einlassen - und sie im Falle von Produkten auch gerne kaufen würden - ist wesentlich größer als man denkt und ich wundere mich seit Jahren darüber, dass Kommunikation von Firmen, Politiker*innen und öffentlich sprechenden Menschen sich mehr mit dem Geschrei einer winzigen Minderheit beschäftigen als damit, die Mehrheit anzusprechen.

Meine Erfahrung mit Kund*innen, für die wir die Kommunikation ausschließlich auf diejenigen ausrichten, mit denen sie auch wirklich eine gute, konstruktive und lukrative Beziehung eingehen möchten, führt oft zu einer positiven Überraschung. Dabei ist es eigentlich ganz logisch: Die Mehrheit möchte, dass es vorwärts geht. Die Minderheit die glaubt, der Weg müsse zurück gehen, sind ohnehin schlechte Partner oder Kunden.

Link
REKORD ZUM START: Pinkfarbenes DFB-Trikot ist Verkaufsschlager
https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball-em/deutsches-team/dfb-nationalmannschafts-trikot-in-pink-und-lila-wird-zum-verkaufsschlager-19597219.html

Ja, das ist witzig. Aber es demonstriert auch eine der beliebtesten Techniken, die Populisten gerne verwenden: Den Konte...
20/02/2024

Ja, das ist witzig. Aber es demonstriert auch eine der beliebtesten Techniken, die Populisten gerne verwenden: Den Kontext "missverstehen", um ihn so zu ändern, dass eine gewünschte Argumentation plausibel ist. Das ist in diesem Fall super offensichtlich, aber oft eben auch nicht. Die Technik läuft ja so, dass die Grundannahme - hier die, dass ein Märchen nicht etwa ein Märchen sondern eine Darstellung von historischen Fakten sei - als gegeben gesetzt wird und so nicht auffällt, dass das eine Annahme ist, die man eigentlich erst mal beweisen muss. Was die Voraussetzung dafür wäre, dass die gesamte Argumentation, die darauf fußt, überhaupt funktionieren kann. Wenn Populisten sich über irgendwas beschweren, muss man daher immer erst mal schauen, was die Behauptung ist, die sie uns als vermeintlichen Fakt voraussetzen und schon bricht das ganze Gedankengebäude ein. Das Problem ist allerdings, das in Medien sehr oft genau das fehlt: Stattdessen werden die Argumente lang und breit "faktengecheckt" - und die Behauptung bleibt bestehen. Und genau das ist das Ziel der Populisten. Dass die Argumente auch noch hinken, ist nämlich egal.

Der beliebten ARD-Sendung wird vorgeworfen, „massive Geschichtsklitterung" zu betreiben.

30/12/2023

Kala chillt.
28/11/2023

Kala chillt.

Es ist zwar durchaus erstaunlich, wie gut AI Software anscheinend menschliche Eigenschaften aufweist - zum Beispiel gehe...
05/12/2022

Es ist zwar durchaus erstaunlich, wie gut AI Software anscheinend menschliche Eigenschaften aufweist - zum Beispiel gehen ja grade auch zig Beispiele von wirklich beeindruckenden Grafikgeneratoren herum, die offensichtlich hervorragende Designskills zeigen - aber die Wirklichkeit ist ja, dass AIs nur "simulieren", dh sie erlernen Texte und Bilder und Designs, die Menschen erzeugt haben, erzeugen davon Mashups und testen die Plausibilität an den Reaktionen darauf.
Bei genauerer Betrachtung merkt man das auch, denn keins der Ergebnisse zeigt wirklich eine "bewusste" Intention der AI selbst. Die einzige "Qualtität", die AIs ausmacht ist die Fähigkeit, zu verschleiern, dass sie eigentlich keine eigene Intention hat und somit auch gar keine eigene Kreativität. Die Ergebnisse sehen kreativ aus, aber das liegt eben am Material, das sie benutzt und kombiniert. Sie lernt auch nicht, eine Aussage für ihre Erzeugnisse zu erdenken, sondern nur, wann die User "zufrieden" damit sind.
So entsteht gerade eine Fehlwahrnehmung darüber, was AIs tatsächlich tun und was dafür notwendig ist, damit sie es "richtig" machen. Die Faszination ist dieselbe, die wir haben, wenn wir David Copperfield bei einem sehr guten Zaubertrick zuschauen. Aber genauso wenig, wie David Copperfield mit seiner Illusion, innerhalb von Sekunden von New York an die Chinesische Mauer und zurück zu teleportieren, Flugreisen ersetzen wird, werden AIs selbständig und bewusst Kunst erschaffen.
Wir mögen halt aber auch Zaubertricks, daher mag ich AIs trotzdem. Ich finde es auch echt cool, dass die Google AI so gut gelernt hat, welche Antworten uns davon überzeugen, sie habe ein Bewusstsein. Aber sie hat keins, sondern führt die Anweisung aus, eines zu simulieren - was sie mit Texten, die sie aus Konversationen zwischen Menschen herauszieht, so lange testet, bis die Reaktion darauf den größtmögliche Match zu den Reaktionen in echten Konversationen ergibt. Und das ist eben etwas, was AIs wirklich sehr gut können.

Elon Musk ist quasi jede*r Couchexpert*in - egal ob es um Twitter geht oder um Fußball oder Pandemie oder was auch immer...
14/11/2022

Elon Musk ist quasi jede*r Couchexpert*in - egal ob es um Twitter geht oder um Fußball oder Pandemie oder was auch immer diese Leute natürlich viel besser könnten als die, die es tatsächlich machen und davon ausgehen, dass es eine versteckte Agenda dafür gibt, dass die Dinge nicht so laufen, wie es ihnen in ihrer Weltlogik richtiger erscheint.
Sie können es ja nur nicht beweisen, weil ihnen "der Laden" nicht gehört, aber wären sie CEO der Firma die es nicht gebacken bekommt (oder Bundestrainer*in oder Gesundheitsminister*in), würden sie alles regeln.
Nun hat Musk dummerweise Geld wie Heu, versehentlich den Laden gekauft und jetzt passiert ihm genau das, was den Couchexpert*innen auch passieren würde, wenn jemand bei ihnen anriefe und sagte "Hey, du meintest, du kannst die Mannschaft besser trainieren, als der Trainer? Bitteschön, ist jetzt dein Job. Viel Spaß."
Er vermasselt es, weil erstens eine Socialmediaplattform zu managen was anderes ist als eine Autofabrik und zweitens etwas von außen zu betrachten und klug daherzureden und zu spekulieren warum dort Dinge passieren, wie sie passieren, was anderes ist, als das, worüber man klug daherredet auch tatsächlich zu wissen und zu können.

Ich mag ja Popkultur besonders dann, wenn sie den Zeitgeist intelligent kommentiert. Die Serie "She-Hulk" tut das derzei...
24/10/2022

Ich mag ja Popkultur besonders dann, wenn sie den Zeitgeist intelligent kommentiert. Die Serie "She-Hulk" tut das derzeit ganz besonders pointiert, weil sie in einer Folge einen Punkt macht und in der nächsten die tatsächlich erfolgten Reaktionen auf eben diese Folge so treffend thematisiert, dass der Eindruck entsteht, sie wäre erst einen Tag vor ihrer Ausstrahlung gedreht worden. Das fällt unter anderem auch dem Darsteller des Serienbösewichtes auf:

(...) Marvel’s She-Hulk planned out their plot and storylines prior to the outrageous – and often misogynist – responses from “fanboys” who deemed the series as “man-hating.” Actor Jon Bass — who plays Todd, aka HulkKing, a character not far off from those commenters — was surprised at how much the series paralleled what was online in real life.

“I think it’s pretty phenomenal to see how great [showrunner] Jessica Gao was able to spotlight exactly how they were going to react – sort of the way that in the second episode when they’re sort of going through all the internet comments of “Why do we have a She-Hulk now? – and all that stuff,” Bass tells The Nerds of Color. (...)

Die Antwort auf die Frage, wie Autor*innen es gelingt, eine Serie Monate zuvor so zu schreiben und zu produzieren ist aber tatsächlich direkt verbunden mit einer Aufforderung, die immer wieder an Medien gerichtet wird, die über Diskriminierung und den Umgang mit marginalisierten Gruppen berichten: Sprecht direkt mit den Personen, um die es geht. Sie wissen sehr genau, wie die Mechanismen funktionieren, was sie auslöst, wie die Reaktionen auf jeder ihrer Handlungen (und oft genug ihrer reinen Existenz) ausfallen, da das buchstäblich ihr Alltag ist.

Das heißt: Die Autorinnen der Serie haben selbstverständlich schon über ein Jahr zuvor die Reaktionen auf eine Folge so exakt abgeschätzt, dass sie sie in der nächsten Folge abbilden und darauf reagieren konnten. Denn für sie ist das keine neue Erfahrung. Für den (männlichen) Zuschauer, der eine Geschichte aus weiblicher Perspektive erzählt bekommt, schon. Und dass sie es geschafft haben, diese Erfahrung so transparent und nachvollziehbar zu machen und so konsequent eine ganze Unterhaltungsserie über eine Comic-Superheldin damit zu erzählen, ist eine kommunikatorische Meisterleitung.

Television shows and movies are planned and written months in advance. So when a series is so reflective and representative of current events, audiences assume that it was written and filmed immedi…

Video: https://www.youtube.com/watch?v=Qu3e4nL6_y0Das Nostalgieproblem - also die Annahme, dass früher alles besser war ...
26/09/2022

Video: https://www.youtube.com/watch?v=Qu3e4nL6_y0

Das Nostalgieproblem - also die Annahme, dass früher alles besser war - wird in diesem Video recht gut erklärt. Ich möchte aber eine Ergänzung hinzufügen, da es 2x wirklich ganz kurz davor ist, eine wesentliche Erkenntnis zu formulieren, aber dann nicht dort hingelangt - vor allem, weil am Schluss die Frage gestellt und offen gelassen wird, ob es nicht vielleicht doch so ist, dass die derzeitigen Kritikpunkte über neue Medien doch valide sind.

Die Antwort ist: Ja, sie sind valide, aber das waren die Punkte von früheren Medienkritiken, die er im Video auflistet, zu ihrer Zeit auch und hier ist die Erkenntnis, die im Video zwar offen vor uns liegt, aber nicht benannt wird: Es sind nicht die Medien selbst - also ihre Technik und Mechanismen -, die problematisch sind, denn die sind ja offensichtlich austauschbar. Es ist der Lern- und Adaptionsprozess, um mit Medien umzugehen, wenn sie sich verändern oder neu entstehen. Ob es Bücher waren, dann Filme, Radio, Fernsehen, Computerspiele und die gesamte Bandbreite an medial gestützen Interaktions/Konversationsmitteln: Es musste und es muss auch weiterhin immer die Kompetenz entwickelt werden, diese zu nutzen und das Ungleichgewicht zwischen Sendern und ihren Möglichkeiten und Empfängern und ihren Fertigkeiten auszugleichen.

Der Autor des Videos fällt am Ende ein bisschen auf genau die Effekte herein, die es vorher beschreibt (und er vermutet das ja sogar, weiß aber nicht genau, warum), denn er ist heute im Umgang mit den aktuellen Medien in einer anderen Situation als im Umgang mit den Medien, mit denen er aufgewachsen ist. Für die hat er nämlich ein Verständnis in einer Zeit entwickelt, in der er nicht bewusst darüber nachgedacht hat, dass er das überhaupt tut.

Das ist aber dieselbe Situation die Kinder, Jugendlichen und junge Menschen heute durchleben und da er ja zuvor schon herausgearbeitet hat, dass es vor allem ein Problem der älteren Generationen ist, deren Erfahrungen auf Veränderungen nicht mehr anwendbar sind, könnte er dennoch sehen, dass so, wie er damals ein "natürliches" Verständnis für die Medien seiner Jugend entwickelt hat, dasselbe für die jüngeren Generationen heute gilt.

Und wenn er diese vor manipulativen Algorithmen, Fakenews und Suchtspiralen warnt, ist das zwar valide - denn wie gesagt: die gibt es - aber die Gefahr ist am Ende dieselbe wie die Suizidgefahr durch "Die Leiden des jungen Werther", das sich verlieren in Traumwelten durch Dungeons&Dragons, das Abgleiten in geschlossene Subkulturen durch Heavy Metal Musik oder die Reizüberflutung durch 50 Fernsehkanäle statt nur dreien.

Und so ist es genau, wie er sagt: Am Ende warnt er die falschen vor viereckigen Augen, denn wirklich lernen, mitzukommen müssen die älteren Generationen. Und das ist die Erkenntnis, die fehlt: Wir könnten das gut, wenn wir uns die Kompetenzen der jungen Menschen abschauen würden. Aber das ist nicht so leicht, wenn wir glauben, dass wir diejenigen sind, die schon alles wissen und ihnen beibringen müssen, mit Medien umzugehen.

(Und als empirischen Beweis dafür möchte ich gerne mal darum bitten, nachzusehen, aus welchen Alterskohorten diejenigen wohl kommen, die wütend und unreflektiert auf all die Klickbait-Artikel kommentieren und jede noch so offensichtlich falsche Fake-News teilen).

- Video via Tommy Krappweis

Ein bisschen Hypekunde: Die meisten angeblichen Sh*tstorms sind in Wirklichkeit keine, sondern zunächst mal Diskussionen...
27/08/2022

Ein bisschen Hypekunde: Die meisten angeblichen Sh*tstorms sind in Wirklichkeit keine, sondern zunächst mal Diskussionen in sehr kleinen Nischen. Was Medien inzwischen aber gerne tun ist, immer wieder solche Diskussionen zu suchen und zu behaupten, es gäbe da gerade einen massiven Streit, der die Gesellschaft "spaltet".

Den gab es aber bis dahin gar nicht und "gespaltet" hat der auch nichts neues (darüber schrieb ich schon mal: http://jensscholz.com/index.php/2021/04/28/induktion-und-deduktion), sondern der berichtete "Streit" entsteht gemeinhin erst durch die Aufmerksamkeit, die die Medien durch den Bericht darüber dafür erzeugen. Denn Medien haben immer noch eine relevante Reichweite, um ein Thema zu pushen, aber nur wenn man es so emotional, provokant und provokativ wie mur möglich präsentiert und leider hat sich in den letzten Jahren dort herumgesprochen, dass Kontroversen am meisten Klicks und "Engagement" (in Form von zig Menschen, die sich tagelang ununterbrochen gegenseitig beschimpfen) bringt - die Währung, von der sie glauben, die wichtigste im Internet zu sein.

Derzeit lässt sich das wieder schön beobachten and Hand des "Winnetouverbotes", das angeblich irgendwelche woken Linken fordern würden und den Ravensburger Verlag dazu gebracht hätten, ein Kinderbuch nicht zu veröffentlichen (edit: bzw. nicht mehr weiter zu veröffentlichen).

Nichts davon ist wirklich passiert, aber alle Medien und Verlage sind inzwischen auf den Zug aufgesprungen und heizen den "Sh*tstorm" an mit immer abstruseren, absichtlich missverständlich formulierten Headlines und freuen sich einen Ast darüber, endlich wieder mal eine öffentliche "Debatte" zu steuern. Denn darum geht es eigentlich - man möchte Relevanz demonstrieren. Auf der einen Seite ist das natürlich eine sehr zynische Sicht auf die eigene Arbeit und den Umgang mit seinem Publikum, auf der anderen Seite ist es auch sehr traurig und zeigt eine gewisse Verzweiflung, wenn man dort keine anderen Möglichkeiten mehr sieht, relevant zu sein, als im künstlichen Anheizen von Pseudoaufregungen, die keinerlei Mehrwert für irgendwen haben. Am Ende nicht mal für sie.

Weiterer Input:
"Datenanalyse der Winnetou-Debatte": https://scompler.com/winnetou/
Bildquelle, der Twitterthread von Magnus Nufer: https://twitter.com/MagnusNufer/status/1562121469571653632

Gestern war ich in Berlin auf dem "Meta Press Day" und habe mir angehört, wie sich Meta für die nächsten Jahre in Sachen...
07/07/2022

Gestern war ich in Berlin auf dem "Meta Press Day" und habe mir angehört, wie sich Meta für die nächsten Jahre in Sachen aufstellen will. Das war tatsächlich interessant (und kann man alles nachsehen unter https://lnkd.in/eVrWgYpa, wo ich auch das Foto gefunden habe, auf dem man sehen kann, dass ich tatsächlich in Innenräumen konsequent Maske trage).

Was mir als alten Internetsack aufgefallen ist war, dass ich die - und ich glaube sogar, das ist völlig Ernst gemeint - Versprechen von mehr Inklusion, mehr Freiheit und mehr konstruktiver Interaktion, die die neue (bzw. eigentlich auch nur weiterentwickelte) Internettechnik bringen soll, schon öfter gehört habe in den letzten 25 Jahren.

"Alles wird dezentral und vernetzt, alle bekommen Zugang zu Informationen und Unterhaltung bei gleichzeitiger Ermächtigung der Einzelnen, mehr Souveränität, mehr Authentizität, besserer Schutz der Privatsphäre" und so weiter sind schon die Schlagworte des allerersten Internets gewesen - bis die Telkos es zentralisiert und diese bunte, vielmaschige Infrastruktur zu "Datenautobahnen" gemacht haben. Und dann waren es dieselben Schlagworte für die sozialen Medien. - bis die Major Player, und allen voran Facebook, es zentralisiert und alle Vernetzungsoptionen gekappt haben.

Ich bin nicht gegen das Metaverse, ich glaube aber nicht, dass es sich anders entwickeln wird: Es wird gute technische Ideen geben, coolen Scheiß und super kreative Menschen hervorbringen. Es wird Kulturen und Subkulturen zusammenbringen und all das tun, was auch schon die vorigen Iterationen des Internets und seiner Technik hervorgebracht haben.

Aber die Vorstellung, dass ein neuer/weiterentwickelter Satz technischer Standards irgendwie Menschen besser machen würde ist magisches Denken und davon sollten wir uns beim dritten mal vielleicht auch einfach mal verabschieden.

Wir sind am Donnerstag um 11:15h mit dem Titel "Vom Tod in der Netzfamilie: Ein neuer Umgang mit dem Sterben" (https://r...
18/05/2022

Wir sind am Donnerstag um 11:15h mit dem Titel "Vom Tod in der Netzfamilie: Ein neuer Umgang mit dem Sterben" (https://re-publica.com/de/session/vom-tod-der-netzfamilie-ein-neuer-umgang-mit-dem-sterben) dran. Zum dritten Mal sprechen wir über Trauer- und Erinnerungskultur in einem Umfeld, das von lauten Diskursen über die Zukunft, Streit über die Gegenwart und dem ständigen Kampf darüber bestimmt wird, welche Neuigkeiten für kurze Zeit Aufmerksamkeit bekommen und welche nicht.
Wir haben auch in der neuen Location vor, uns für eine Stunde aus dem lauten Medienbetrieb bewusst auszuklinken und dafür einen nicht zu großen Raum bekommen, in dem nicht aufgezeichnet wird, so dass wir hoffentlich wieder so, wie in den letzten Jahren in der STATION, eine ruhige, intime Atmosphäre für uns und die anwesenden Teilnehmer*innen schaffen können.

Stellt euch euer ganz persönliches -Programm zusammen!

Auf diesem Bild sind nicht mehr als 10 Personen.Ein herrlich anschauliches Beispiel dafür, wie Populisten ihre Eigenwahr...
29/01/2022

Auf diesem Bild sind nicht mehr als 10 Personen.
Ein herrlich anschauliches Beispiel dafür, wie Populisten ihre Eigenwahrnehmung erzeugen, sie seien eine "Mehrheit".

Mal wieder ein wichtiger Begriff, den zu wenige kennen:Prävalenzfehler (oder auch: Basisratenfehler)Wenn man ein Verhält...
16/11/2021

Mal wieder ein wichtiger Begriff, den zu wenige kennen:

Prävalenzfehler (oder auch: Basisratenfehler)

Wenn man ein Verhältnis zwischen A und B berechnet, dabei aber nicht bedenkt, dass A und B unterschiedliche Voraussetzungen (zB Größen) haben und daher in einem gemeinsamen Ergebnis zusammenzählt.

Beispiel:

100 Menschen, 99 Geimpfte, 1 Ungeimpfter.

Zwei Menschen kommen auf die Intensivstation, einer ist geimpft, der zweite nicht.

Falsch, aber verbreitet: "50% der Intensivpatient*innen sind geimpft."

Richtig wäre: "100% aller Intensivpatient*innen sind ungeimpft und 1,01% sind geimpft."

(Comic: https://xkcd.com/2476/)

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.. seit 11.2015: Consultant Digital und Social Media Selbstständiger Berater Digital Concepts UX und IA, Social Media und Content Strategy. Individuelles Coaching (Manager, Künstler, Freelancer) und Social Media Consulting für Unternehmen (Marketing/PR, Customer Support, Digital Teams). Transmedia Storyboarding/Storytelling, Alternate Reality Games, Chatbot-Storyfication, Digital Mindsetting, Cross Channel Konzeption, Spezialist für Corporate Intranets und Enterprise 2.0, Customer Centered UI und Informationsarchitektur, Usability, Barrierefreiheit, Gamification und vieles mehr. Kunden: Justizministerium NRW, archipinion, Vorwerk, Gallehr&Partner, HDI, Bosch, BOSS, Waldritter e.V., Provinzial, BIG direkt, Saint Gobain, ...

.. 06.2017 - 09.2017: Fork Unstable Media GmbH Director UX Leitung der UX Abteilung am Standort Köln, Lead Concept, Pitches. Kunden: Hilti, Jüdisches Museum Frankfurt

.. 02.2014 - 10.2015: United Digital Group Senior Business Consultant Director Social Media Beratung, Mindsetting, Prozessanalysen und -optimierung, Coaching, Strategieentwicklung, Konzeption, Spezialist für Social Media, UI und IA, Usability, Content Marketing... ach komm, das muss ich jetzt nicht noch mal alles wiederholen, oder? Kunden: Telekom, ZEISS, Whitewall, Vodafone, Kabel Deutschland

.. 07.2010 bis 02.2014: Bassier, Bergmann & Kindler, München Business Consultant + Unit Lead Kreation (Konzept und Design) Beratung und Konzeption für besonders komplexe Aufgaben im Bereich UX/IA, Social Media und Cross Media Experience sowie der Aufbau und die Leitung der Konzeption und Design-Unit des Standorts München. Schwerpunkte: Konzeption und Aufbau der Social Media Redaktion von Unitymedia kabelbw, Consulting und concept lead für das myPortal(Mitarbeiterportal) der Deutschen Telekom. Kunden: Telekom, Unitymedia, Bastei-Lübbe, Audi (game based learning), Grohe, Vodafone