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21/07/2024

Rubrik: Ausland

Biden tritt als Präsidentschaftskandidat zurück

dts Nachrichtenagentur

US-Präsident Joe Biden tritt als Präsidentschaftskandidat der Demokraten zurück. "Ich glaube, es ist im besten Interesse meiner Partei und des Landes zurückzutreten und mich allein auf die Erfüllung meiner Pflichten als Präsident für den Rest meiner Amtszeit zu fokussieren", teilte er am Sonntag auf X/Twitter mit. Weiter äußerte Biden seine "tiefste Dankbarkeit" für alle, die bislang an seiner Wiederwahlkampagne gearbeitet hätten. Außerdem würdigte er seine Vizepräsidentin Kamala Harris als "außergewöhnliche Partnerin".
Harris wurde in den vergangenen Wochen als mögliche Ersatzkandidatin bei der Wahl im November gehandelt. Wer nun für die Demokraten ins Rennen geht, war aber zunächst unklar. Spätestens bis zum Parteitag Mitte August dürfte es darüber eine Entscheidung geben. In den vergangenen Wochen war der Druck auf Biden aus den eigenen Reihen gewachsen. Besonders sein Auftritt beim TV-Duell gegen Donald Trump hatte die Zweifel an seinen Erfolgsaussichten angeheizt.

19/07/2024

Rubrik: weltweit

Ein einzelner Fehler legt Flughäfen, Banken und Fernsehsender weltweit lahm – wie kann das sein?

(dpa/ NZZ) Eigentlich soll die Software Falcon von Crowdstrike gegen Angriffe schützen. Nun hat sie selbst enorme Schäden verursacht. Die Behebung ist besonders schwierig.

Es begann in Australien: Fluggesellschaften, Banken und Fernsehsender schlugen Alarm, weil ihre Computer plötzlich ausfielen. Die Bildschirme wurden blau und zeigten nur noch die Meldung: «Es sieht so aus, als sei Windows nicht richtig geladen.» «Blue Screen of Death» nennt man das auch: blauen Bildschirm des Todes.

Mit Aufgehen der Sonne und Beginn des Arbeitstags breitete sich das Problem rund um den Globus aus, erreichte zuerst Indien und dann Europa und die USA.

In Grossbritannien konnte der Fernsehsender Sky News keine Morgennachrichten senden. Flughäfen rund um die Welt standen still. In Indonesien wurden Bordkarten von Hand ausgefüllt. In Alaska fielen die Notrufe aus.

Erst im Laufe des Vormittags wurde bekannt, was hinter den Ausfällen steckt. Es handelt sich offenbar weder um einen gewaltigen Hackerangriff noch um einen Fehler von Microsoft, sondern um einen Bug bei einem Produkt namens Falcon von der amerikanischen IT-Sicherheits-Firma Crowdstrike. Nur die Windows-Version ist betroffen, Computer, die Betriebssysteme von Macintosh oder Linux nutzen, blieben verschont.

Falcon ist eine beliebte Software zur Abwehr von Cyberangriffen. Tausende von Firmen auf der ganzen Welt nutzen sie, um ihre Daten zu schützen.

Damit Falcon seine Aufgabe ausführen kann, braucht das Programm weitgehende Befugnisse. Es überwacht alles, was auf dem jeweiligen System passiert. David Gugelmann, Gründer der Zürcher IT-Sicherheits-Firma Exeon, vermutet, dass ein Teil der Software fehlerhaft war. Wahrscheinlich sei, dass die Software Dinge fälschlicherweise blockiere oder sie einen Fehler enthalte, der das System zum Absturz bringe.

«Dass eine Software einen Blue Screen auslöst, kommt fast nie vor», sagt er. Doch wenn ein Virenschutzprogramm fehlerhaft sei, seien die Folgen so katastrophal, als wäre das Betriebssystem selbst fehlerhaft.

Schon am Freitagvormittag veröffentlichte ein Crowdstrike-Mitarbeiter auf X eine Anleitung, um das Problem zu umgehen. Laut den Angaben muss man den Computer im Sicherheitsmodus hochfahren und dann eine bestimmte Datei von Hand aus dem System löschen. Doch das klingt einfacher, als es ist. Denn normale Nutzer haben dafür nicht die nötigen Zugriffsrechte.

Das Problem ist besonders schwer zu beheben

Deshalb ist im Moment auch noch unklar, wie lange es dauern wird, bis das Problem auf allen betroffenen Systemen behoben ist. Normalerweise kann ein Fehler in einer Software durch ein automatisiertes Update behoben werden. Wird bei einem Windows-System jedoch ein Blue Screen of Death angezeigt, so ist dieses nicht mehr über das Netzwerk erreichbar – und automatisierte Updates sind nicht möglich.

«Wenn Sie den Softwarefehler nicht mit einem automatisierten Update beheben können, haben Sie ein riesiges Problem», sagt Gugelmann. Denn dann muss jedes System einzeln vom jeweiligen Administrator manuell geflickt werden, der Aufwand ist riesig.

Während schon an der Behebung des Problems gearbeitet wird, gehen immer neue Meldungen über die Konsequenzen ein. In Deutschland sagte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein alle für Freitag geplanten Operationen an seinen Standorten in Kiel und Lübeck ab. Die Notfallversorgung sei aber gesichert. Aus Büros, in denen die Arbeit weniger dringend ist, gehen Bilder von Angestellten um die Welt, die sich über ein verfrühtes Wochenende freuen.

Nach Einschätzung von Experten für IT-Sicherheit wie dem Microsoft-Mitarbeiter Troy Hunt könnte dieser der grösste bisher gesehene IT-Ausfall überhaupt sein.

Besonders stark sind die Auswirkungen in der Luftfahrt zu spüren. Das liegt daran, dass der Flugverkehr so komplex und engmaschig organisiert ist. Fluggesellschaften haben nur kurze Zeitfenster fürs Starten und Landen, und bereits wenige Minuten Verspätung können einen Flughafen für den Rest des Tages ins Chaos stürzen.

Dazu kommt, dass der Ausfall mit einem Freitag im Juli einen Tag mit, zumindest in Europa, besonders hohem Flugaufkommen trifft. Für den 19. Juli 2024 waren weltweit etwa 110 000 kommerzielle Flüge geplant. Um 12 Uhr Schweizer Zeit waren rund um die Welt 1390 davon bereits ausgefallen.

Schon am Donnerstagabend verzeichneten die Spielkonsole Xbox und andere Apps und Dienstleistungen von Microsoft Ausfälle. Inzwischen hat Microsoft bestätigt, dass auch diese Störungen mit dem Falcon-Update zusammenhängen.

Solche Ausfälle lassen sich nicht vermeiden

Es stellt sich natürlich die Frage, wie solche Ausfälle in Zukunft verhindert werden können. Laut Gugelmann lässt sich dieses Risiko nicht beheben. Denn damit Virenprogramme wie Falcon von Crowdstrike funktionieren, müssen sie tief mit dem System verwoben sein. Das führt dazu, dass ein Ausfall sie auf grundlegender Ebene lahmlegt.

Natürlich werden Änderungen und Updates bei Software wie der von Crowdstrike durchgetestet, bevor man sie an Computer auf der ganzen Welt schickt. Doch es besteht das Risiko, dass man etwas übersieht. Der Aktienkurs von Crowdstrike hat sich nach einem sehr tiefen Absturz bereits wieder etwas erholt.

Ob Autos, Handys oder Computer, viele moderne Produkte bestehen aus unzähligen Einzelteilen, die hochspezialisierte Lieferanten produzieren. So kommt es, dass Probleme einer einzigen Firma auf der ganzen Welt Auswirkungen haben. Bei Software kommt dazu, dass sich das Problem auf einen Schlag bei allen Kunden verbreitet. Das macht die moderne, auf Computer gebaute Infrastruktur so verwundbar. Für Cyberangriffe, aber auch für einfache menschliche Fehler.

19/07/2024

Rubrik: Weltweit

Flughäfen weltweit melden Störungen und Ausfälle

(AFP/dpa/lag) Die globale IT-Panne wirkt sich auf zahlreiche Flughäfen aus – weltweit kommt es zu Flugausfällen, Verspätungen und Problemen beim Check-in.

Ein Überblick über die derzeit betroffenen Flughäfen:

In Zürich sind aktuell keine Landungen mehr möglich, außerdem muss der Check-in teilweise von Hand gemacht werden.
Auch beim Flughafen in Köln treten Probleme auf. Momentan komme es "zu großen Beeinträchtigungen beim Check-In-Prozess der Airlines".
Von der weltweiten IT-Störung ist auch der Flughafen in Düsseldorf betroffen. Welche Auswirkungen die derzeitige Störung hat, sei hier derzeit noch nicht abzusehen.
Die niederländische Fluggesellschaft KLM stellt wegen der weltweit aufgetretenen Computerprobleme den Großteil des Betriebs ein. Das teilte KLM in Amsterdam mit.
Auch der Flughafen von Mallorca ist von der globalen IT-Panne betroffen. Hier kommt es zu Verzögerungen – unter anderem auch deshalb, weil auch hier Check-ins händisch durchgeführt werden müssen.
Flughäfen in Großbritannien haben angesichts der weltweiten Computerprobleme ebenfalls vor Verspätungen gewarnt. Der Ausfall bei Microsoft betreffe ausgewählte Systeme in Heathrow.
In den USA stoppte die Luftfahrtaufsicht FAA Flüge von Airlines wie United, American und Delta.
Weltweite Computerprobleme haben auch am Flughafen der indischen Hauptstadt Neu-Delhi zu Behinderungen geführt. Einige Dienstleistungen seien vorübergehend beeinträchtigt, teilte der Flughafen auf X mit.
Die weltweiten Probleme bei Computersystemen stören auch die An- und Abflüge bei Airlines am Flughafen in Hamburg.
Der Flughafen BER in Berlin stoppte vorübergehend alle Flugbewegungen. Mittlerweile läuft der Flugverkehr am Hauptstadtflughafen langsam wieder an. Bis alles wieder rund läuft, wird es aber noch dauern.

Die globale IT-Panne, die am Freitag weltweit vor allem im Flugverkehr für Chaos gesorgt hat, geht ersten Erkenntnissen zufolge nicht auf einen Cyber-Angriff zurück. Es gebe "nach bisherigem Stand keinerlei Hinweise" darauf, erklärte die französische Behörde für IT-Sicherheit.

Neben Flughäfen und Airlines sind auch Rundfunksender, Banken und andere Unternehmen von den Problemen betroffen, die auf eine Panne beim US-Softwarekonzern Microsoft zurückgeht.

13/07/2024

Rubrik: Wirtschaft

(dpa/ NZZ/ Reuter) Abpfiff beim Fussball, Anpfiff bei der Deutschen Bahn: Was mit der Generalsanierung auf Reisende zukommt

Nach jahrelanger Vernachlässigung der deutschen Schieneninfrastruktur beginnt am Montag eine beispiellose Generalsanierung. Es ist eine Operation am offenen Herzen mit ungewissem Ausgang.

Deutsche Bahnreisende wissen es seit langem, während der Fussball-EM haben es auch ungläubig staunende ausländische Besucher realisiert: Die Deutsche Bahn, die staatliche Bahn im Land der Ingenieure, ist chronisch unzuverlässig. Wer ein Fussballspiel in einer anderen Stadt sehen oder irgendeinen anderen Termin per Bahn verbindlich erreichen will, muss Reservezeit einplanen. Viel Zeit.

«Zu alt, zu voll, zu kaputt»

Nur 63,1 Prozent der Fernzüge haben im Mai ihr Ziel pünktlich erreicht, obwohl auch eine Verspätung von unter 6 Minuten noch als pünktlich gezählt wird. Im Juni, für den noch keine offiziellen Daten vorliegen, soll die Quote laut einem Bericht der «Bild»-Zeitung unwetterbedingt gar auf 52,5 Prozent abgesackt sein. 63 Prozent entsprechen ungefähr dem Durchschnittswert der beiden Vorjahre, während es zuvor wenigstens noch für Werte um die 75 Prozent gereicht hat. Im Pandemiejahr 2020 waren es dank dünnem Verkehr sogar über 80 Prozent. Nicht eingerechnet sind in diesen Zahlen jene nicht seltenen Züge, die ganz ausfallen. Entsprechend überfüllt sind dann die folgenden Verbindungen.

Jeder dritte Zug ist unpünktlich

All das weiss auch die Bahn. «Zu voll, zu alt, zu kaputt», so fasst Berthold Huber, im Vorstand der Deutschen Bahn (DB) für Infrastruktur zuständig, den Zustand der Bahninfrastruktur bei jeder Gelegenheit zusammen. Die Alterung des Netzes schreite schneller voran, als man durch Erneuerung ausgleichen könne, erklärte er letztes Jahr der «Süddeutschen Zeitung». Als nach Corona die Fahrgäste zurückgekommen seien und man noch einmal mehr Züge gefahren habe, sei «ein Kipppunkt erreicht» worden. Die Überlastung und die Störanfälligkeit des Schienennetzes gelten als eine Hauptursache für die Verspätungen.

Pilotprojekt Riedbahn

Nun soll genau hier angesetzt werden: Ist am Sonntagabend der Schlusspfiff im EM-Finale gefallen, beginnt am Montagabend die sogenannte Generalsanierung der Riedbahn, einer rund 70 Kilometer langen Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim. Es ist der Auftakt und das Pilotprojekt für die Sanierung von insgesamt 40 Strecken, die bis 2030 dauern soll und die der Bahnchef Richard Lutz und der liberale Verkehrsminister Volker Wissing im Juni 2022 gemeinsam angekündigt haben.

Mit der Riedbahn begonnen wird dieses Mammutprojekt, weil sie infolge ihrer zentralen Lage eines der wichtigsten Nadelöhre im ganzen Streckennetz ist. Pro Tag verkehren hier laut DB-Angaben mehr als 300 Züge im Regional-, Fern- und Güterverkehr. Jeder siebte Zug im DB-Fernverkehr fährt über diese Geleise, bis zu 16 000 Passagiere pro Tag nutzen die Strecke im Regionalverkehr. Hier entstandene Verspätungen haben Auswirkungen auf den gesamten Bahnverkehr in Deutschland.

Nadelöhr Riedbahn

Die Strecke Frankfurt–Mannheim (rot) wird für die Generalsanierung während 5 Monaten gesperrt.

Zur Sanierung wird ein völlig neuer Ansatz verfolgt: Statt «unter dem rollenden Rad» immer wieder einzelne Bauarbeiten durchzuführen, wird die Riedbahn vom 15. Juli, 23 Uhr, bis 15. Dezember, 24 Uhr, also während fünf Monaten, ganz für den Verkehr gesperrt. Während dieser Zeit sollen laut Angaben der DB gebündelt 117 Kilometer Geleise, rund 150 Weichen und 140 Kilometer Oberleitungen erneuert, 20 Bahnhöfe modernisiert, mehr als 15 Kilometer Lärmschutzwände erneuert oder neu errichtet sowie eine neue Sicherungs- und Leittechnik mit elektronischen Stellwerken installiert werden.

Das Vorhaben ist mit einer Vielzahl beteiligter Firmen minuziös vorbereitet worden. Schon vom 1. bis 22. Januar war die Strecke im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten und als eine Art Generalprobe ein erstes Mal gesperrt. Fern- und Güterzüge werden während der Sperrung ab Mitte Juli über Ausweichstrecken umgeleitet, ein Drittel des Fernverkehrsangebots der Riedbahn entfällt, für den Regionalverkehr gibt es einen Schienenersatzverkehr. Für Letztgenannten hat die DB 150 Überland- und Gelenkbusse angeschafft und rund 400 Fahrer angestellt. Angesichts des Fachkräftemangels rekrutierte sie diese nicht nur im Inland, sondern auch in 14 weiteren europäischen Ländern, von Polen über Kroatien bis Spanien. Zu ihrer Ausbildung gehören deshalb auch Deutschkurse.

Kur mit Nebenwirkungen

Infrastrukturbedingte Störungen könnten durch die Erneuerung aller überalterten Anlagen um mehr als 80 Prozent reduziert werden, verspricht die Bahn. Reisende und Güterverkehrsunternehmen würden deshalb von mehr Pünktlichkeit, aber auch von attraktiveren Bahnhöfen und einer leistungsfähigeren Infrastruktur profitieren. Zudem werde es auf einer generalsanierten Strecke «für Jahre» keine Baustellen mehr geben.

Aus betrieblicher Sicht der DB sei dieses Vorgehen die beste Lösung, sagt Alexander Eisenkopf, Professor für Wirtschafts- und Verkehrspolitik an der Zeppelin-Universität Friedrichshafen, im Gespräch. Aber es würden Kosten bei anderen anfallen, bei den Fahrgästen und bei den anderen Bahnunternehmen, die auf Ersatzverkehre angewiesen seien oder teilweise gewaltige Umwege fahren müssten.

Wieweit Pendler im Regionalverkehr auf den Schienenersatzverkehr ausweichen, bleibt abzuwarten. Bei der ersten Sperrung im Januar seien die Busse nicht besonders stark frequentiert worden, viele Menschen seien offenbar auf mehr Home-Office, Fahrgemeinschaften oder das eigene Auto umgestiegen, erinnert sich Matthias Stoffregen. Er ist Geschäftsführer von Mofair, der Lobby der privaten Konkurrenten der Bahn, die auf deren Geleise angewiesen sind. Wenn man nun während fünf Monaten sperre, bestehe die Gefahr, dass manche Nutzer nicht sofort oder gar nicht zur Bahn zurückkehren würden.

Im Fern- und Güterverkehr wiederum werden die Umleitungen zu längeren Fahrzeiten führen, die in den Fahrplänen bereits eingerechnet sind. Reisende sollten im Durchschnitt rund 30 Minuten mehr Fahrzeit einplanen, empfiehlt die Bahn.

Und die Schweiz?

Laut den DB-Unterlagen werden auch Verbindungen, die für Reisende aus der oder in die Schweiz wichtig sind, in Mitleidenschaft gezogen. Auf der ICE-Linie Basel–Mannheim–Frankfurt–Kassel–Hamburg beispielsweise verlängert sich die Fahrzeit während der Sperre um 40 Minuten. Auf der ICE-Strecke Zürich/Basel–Mannheim–Frankfurt–Erfurt–Berlin werden die Züge über Darmstadt umgeleitet und brauchen 20 Minuten länger. Auf der ICE-Linie Basel–Mannheim–Frankfurt Flughafen–Köln entfällt wegen der Umleitung der Halt am Frankfurter Flughafen, und die Reise dauert 30 Minuten länger.

Die EC von Zürich / Interlaken Ost nach Hamburg würden zwischen Basel SBB und Hamburg ausfallen, ergänzen auf Anfrage die SBB. Innerhalb der Schweiz bleibe das Angebot unverändert. Unabhängig von der Sperre wollen die SBB weiterhin grenzüberschreitende Züge, die mit zu grosser Verspätung aus Deutschland in Basel eintreffen, durch einen Ersatzzug ersetzen.

«In gewissem Sinn alternativlos»

Für Passagiere und Güterbahnen dürften solche Sperren die Lage somit zunächst sogar noch weiter verschlimmern, bevor sie auf pünktlichere Züge setzen können. Zudem ist mangels Erfahrungswerten und angesichts klammer Finanzen schwierig abzuschätzen, ob tatsächlich alle 40 Strecken bis 2030 saniert werden können und ob die Qualitätsziele damit zu erreichen sind. So etwas habe es noch nie in Europa gegeben, gibt Eisenkopf zu bedenken.

Die Kosten für die Riedbahn-Sanierung jedenfalls werden jetzt schon überschritten: Hatte sie die DB zunächst mit rund 500 Millionen Euro veranschlagt, spricht sie seit letztem November von 1,3 Milliarden Euro. In einer Pressemitteilung begründete sie den verschämt kommunizierten Sprung mit Preisentwicklungen und einem «deutlich vergrösserten Projektumfang». Nun sei auch die bereits begonnene Umstellung der Strecke auf elektronische Stellwerkstechnik in der Gesamtkalkulation enthalten, hielt der Konzern unter anderem fest.

Als nächste sollen 2025 die Strecken Hamburg–Berlin und Emmerich–Oberhausen generalsaniert werden. Laut Stoffregen werden manche künftigen Sanierungen noch schwieriger werden als jene der Riedbahn. Denn letztere sei ein vergleichsweise einfacher Fall: Sie sei relativ kurz, es gebe gleich zwei Ausweichstrecken, und relativ wenige Unternehmen hätten an dieser Strecke einen Direktanschluss. Der Mofair-Vertreter vermutet, dass das ganze Vorhaben spätestens nach der Bundestagswahl vom Herbst 2025 überprüft und an vielen Stellen nachjustiert werden dürfte. Eisenkopf rät sogar zu einer solchen Überprüfung, um aus den Erfahrungen der ersten Sanierungen zu lernen.

Beide Experten sehen indessen auch kein taugliches Gegenkonzept zur Generalsanierung: Sie sei «in gewissem Sinne alternativlos», sagt der Ökonom Eisenkopf. «Eine richtig gute Alternative hat, glaube ich, keiner», meint Stoffregen im Gespräch.

Mehr Geld für die Bahn

Das heisst nicht, dass Mofair keine Kritikpunkte hätte. Stoffregen verweist unter anderem darauf, dass es für die privaten Bahnunternehmen keine Kompensationszahlungen für die entstehenden Umleitungs- und Ersatzverkehrskosten geben werde. Solche Zahlungen sind nur für den Schienenpersonennahverkehr, nicht aber für den Fern- und vor allem den Güterverkehr vorgesehen. Dass nur noch eine Generalsanierung helfe, habe der Bund (mit einer jahrelangen Unterfinanzierung) verschuldet. Deshalb wäre es nur recht und billig, wenn er sich jetzt auch an den Folgekosten beteiligen würde, sagt der Mofair-Geschäftsführer.

Tatsächlich war die Bahn lange Zeit unterfinanziert, zudem führten falsche Anreize zu einem «Fahren auf Verschleiss». Obwohl die Mittel in den letzten Jahren erhöht worden sind, lag Deutschland bei den Pro-Kopf-Investitionen in die Schieneninfrastruktur laut einer Zusammenstellung der Allianz pro Schiene 2022 im internationalen Vergleich noch immer im hinteren Feld. Die Kennzahl erreichte nur rund einen Viertel des Wertes der Schweiz, was sich kaum allein mit der anspruchsvolleren Topografie der Eidgenossen erklären lässt.

Inzwischen ist mehr Bundesgeld für die Bahn vorgesehen. Statt der rund 45 Milliarden Euro, auf die die DB den zusätzlichen Investitionsbedarf (nicht nur für die Generalsanierung) bis 2027 beziffert hat, stehen jedoch – auch infolge des Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts vom letzten November – derzeit nur noch Beträge von knapp 30 Milliarden Euro im Raum.

Zudem will die Bundesregierung vermehrt auf Eigenkapitalerhöhungen der Bahn statt auf Subventionen setzen. Auf diese Weise müssen die Gelder nicht auf die Schuldenbremse angerechnet werden, da ihnen ein Gegenwert in Form der Beteiligung am DB-Konzern gegenübersteht (er steht zu 100 Prozent in Staatsbesitz). Aber die Bahn muss bei diesem Vorgehen die Investitionen abschreiben und das Eigenkapital verzinsen – wofür dann, vereinfacht ausgedrückt, die Nutzer der Schienen statt wie bei Subventionen die Steuerzahler aufkommen müssen.

Rubrik: SportWenn ein Hilferuf in Selbstbewusstsein umschlägt: Schiesst Jude Bellingham England zum EM-Titel?(dpa/ nzz/ ...
13/07/2024

Rubrik: Sport

Wenn ein Hilferuf in Selbstbewusstsein umschlägt: Schiesst Jude Bellingham England zum EM-Titel?

(dpa/ nzz/ SID) Vor der EM fühlte sich Jude Bellingham nach einer intensiven Saison «komplett tot». Doch dann hielt der 21-Jährige England mit einem Traumtor im Turnier. Nun glaubt die Nation wieder an seinen jüngsten Superstar.

Selbstbewusst und manchmal frech: Jude Bellingham als 19-Jähriger im Nationaltrikot Englands an der WM in Katar – an der laufenden EM darf er nun die Nummer 10 tragen.

«Hey Jude», der Welthit der Beatles, erklingt melancholisch im Hintergrund und transportiert die riesige Enttäuschung der Engländer. Zu sehen sind weinende Fans in Pubs, die fassungslos auf die Bildschirme starren. Ihre Träume sind zerbrochen wie das Geschirr auf dem Kneipenboden. Draussen stapfen Menschen in der Nacht nach Hause, ein Fan mittendrin auf der Strasse.

Soeben hat England im Penaltyschiessen gegen Deutschland verloren, den EM-Halbfinal 1996 im eigenen Land. Es sei der schlimmste Albtraum, hört man den Kommentator sagen, und der Experte pflichtet ihm bei, jeder fühle den extremen Schmerz. Aber, hey Jude, England werde doch sicher stärker zurückkommen.

In diesem Moment schneidet das Kurzvideo um, das Bild wird körnig, und ein Bursche dribbelt mit dem Ball am Fuss über einen Bolzplatz, es ist Jude Bellingham. Dann schreit eine Stimme aus dem Off, der Ball falle vor die Füsse von Bellingham – und der schiesst ihn selbstverständlich ins Tor. Jubel bricht aus, die Leute liegen sich in den Armen, und Bier spritzt durch die Luft. «Na na na nananana, hey Jude», singt England Bellingham in einem vollen Stadion zu. Am Ende steht in Grossbuchstaben über dem Bild seines Gesichts: «You got this!», du schaffst das.

Der Adidas-Werbespot inszenierte Bellingham vor der Europameisterschaft als englische Überfigur und suggerierte, dass es wenn schon ihm zuzutrauen sei, das Nationalteam zum ersten Triumph seit dem WM-Heimsieg 1966 zu führen.

Neben Mbappé und Haaland einer der Thronfolger von Messi und Ronaldo

Tatsächlich gelang dem Mittelfeldspieler im Achtelfinal gegen die Slowakei ein Tor, das seinem fiktiven im Video ziemlich nahekam: Er rettete England per Fallrückzieher unmittelbar vor Abpfiff in die letztlich gewonnene Verlängerung und bewahrte sein Land damit vor einer Schmach, die weiteres Porzellan zerschlagen hätte.

Dem Tor haftete ein Zauber inne, der es zu einem ikonischen Treffer in Englands Fussballhistorie macht. Es würde sogar für immer mit dem ersten englischen EM-Titel in Verbindung bleiben, sollte der Mann aus Birmingham mit den Kollegen am Sonntag gegen Spanien den ersten Final ausserhalb des eigenen Landes gewinnen.

An keinem Spieler lässt sich der Turnierverlauf der Engländer besser nachzeichnen als an Jude Bellingham. Spätestens seit seinem spektakulären Scherenschlag gehört er zu den prägenden EM-Gesichtern – mit 21 Jahren. Er ist Englands Fussballer mit der grössten Reichweite, noch vor dem Captain Harry Kane und dem Offensiv-Virtuosen Phil Foden. Die Fachleute halten ihn wegen seiner Spielkunst neben Kylian Mbappé (Frankreich) und Erling Haaland (Norwegen) für den Thronfolger der demnächst abtretenden Fussballkönige Lionel Messi und Cristiano Ronaldo.

Der Aufstieg zum Fussballstar nahm durch Bellinghams Klubwechsel von Borussia Dortmund zu Real Madrid für 105 Millionen Euro im Sommer 2023 Fahrt auf. Bei Real scheint er dafür auserkoren zu sein, in die Fussstapfen des legendären Zehners Zinedine Zidane zu treten. Dass Bellingham so schnell das internationale Interesse auf sich zieht, liegt neben seiner exponierten Rolle auf dem Platz auch an seiner englischen Herkunft.

Aus der seltenen Zusammenkunft des bekanntesten Fussballklubs, Real Madrid, und der bekanntesten Fussballnation, England, war schon zuvor mit David Beckham einer der wenigen Global Player hervorgegangen. Keiner der fünf Engländer, die vor Bellingham für Real spielten, war jünger.

Nach seiner ersten Saison bei den Königlichen, in der er auf Anhieb die Champions League gewann, wirkte Bellingham körperlich beinahe ausgelaugt und nicht reif genug, um gleich die Verantwortung bei der Nationalelf zu tragen. Er gestand, sich «komplett tot» zu fühlen. Es hörte sich an wie ein Hilferuf, den Anspruch an ihn für die EM zu reduzieren.

Frust und eine obszöne Jubelgeste

In der Heimat geriet er in die Kritik, und sein Stammplatz wurde trotz seiner individuellen Klasse infrage gestellt. Die Situation setzte ihm zu. Seinen Frust liess er nach dem Fallrückzieher-Tor los. Er brüllte «Who else?» in die Kameras, zu Deutsch: Wer ausser mir hätte diesen Treffer erzielen sollen?

Dazu leistete er sich eine obszöne Jubelgeste, für die er mit einer 30 000 Euro teuren Geldstrafe und einer auf Bewährung ausgesetzten Spielsperre bestraft wurde. Die Aktion werteten Kritiker als Indiz, Bellinghams Selbstbewusstsein sei genauso schnell gewachsen wie seine Bekanntheit.

Doch Gareth Southgate hielt zu ihm. Bellingham sei ein junger Kerl und reagiere auch wie einer, rechtfertigte der Nationaltrainer das Verhalten des Spielers. Vor dem Viertelfinal gegen die Schweiz stellte Southgate das System um, Bellingham agiert nun zusammen mit Foden als Spielmacher hinter Kane. Die Idee glich einer Initialzündung, auch weil sich der Druck durch das Weiterkommen im Turnier zunehmend von dem jungen Spieler löste. Die Nation schloss Jude Bellingham wieder ins Herz, glaubt an ihn – und singt bei jeder Gelegenheit «Hey Jude».

Rubrik: SportEr wurde als Baby von Lionel Messi gebadet: Lamine Yamal und seine Karriere zwischen Strasse und Akademie(d...
13/07/2024

Rubrik: Sport

Er wurde als Baby von Lionel Messi gebadet: Lamine Yamal und seine Karriere zwischen Strasse und Akademie

(dpa/ nzz/ SID) Die Welt feiert Lamine Yamal für sein Traumtor im EM-Halbfinal. Doch noch verblüffender ist seine fussballerische Vielseitigkeit. Am Tag vor dem Final wird der Spanier 17 Jahre alt – das Geschenk will er sich gegen England selbst machen.

Am Mittwochabend gab die in Spanien populäre Band Estopa ein Konzert in ihrer Heimatstadt Barcelona. Rund 60 000 Besucher kamen dafür ins Olympiastadion. Das ist der Ort, wo Lamine Yamal, Profifussballer des FC Barcelona, während des Umbaus des Camp Nou für gewöhnlich seinem Beruf nachgeht – wenn er nicht wie dieser Tage an der EM das Publikum verblüfft.

Estopa intonierten einen Hit der berühmtesten Vertreter ihrer Musikrichtung, des katalanischen Rumba: «Djobi, Djoba . . .» heisst das Lied von den Gypsy Kings, «cada día te quiero más» fährt es fort, jeden Tag liebe ich dich mehr. Estopa und das ganze Stadion sangen es zu: «Lamine, Yamal . . .»

Einen Abend zuvor hatte der Rechtsaussen im EM-Halbfinal gegen Frankreich das Universum in seinen Bann gezogen. Sein fulminanter Fernschuss zum Ausgleich drehte den Match, bereitete Spaniens Finaleinzug vor und kulminierte vorläufig das aufregendste Comingout der jüngeren Fussballgeschichte.

Er hat gerade die Sekundarstufe abgeschlossen

Lamine hier, Yamal da: Sein Trainer Luis de la Fuente feierte die «Genialität eines Genies», für die englische BBC moderierte Gary Lineker die Spielübertragung zu seinen Ehren auf Spanisch ab, aus den USA grüsste der dortige Football-Superstar Patrick Mahomes. Lamine Yamal: In München wurde am Dienstag ein Weltstar geboren.

Lamine Yamal Nasraoui Ebana – so sein vollständiger Name – trägt Zahnspange und hat soeben die Sekundarstufe abgeschlossen. Am Samstag hat er Geburtstag. Er wird 17 Jahre alt. «Wenn wir die EM gewinnen, werde ich meiner Mutter sagen, dass sie mir nichts schenken muss», sagt er im Hinblick auf den Final am Sonntag gegen England.

Sheila Ebana wird wahrscheinlich trotzdem schon etwas besorgt haben. Auch Yamals aus Äquatorial-Guinea eingewanderte Mutter ist bekannt, seit dieser Tage die Fotos von einem Shooting des fünfmonatigen Buben auftauchten, auf denen teilweise auch sie zu sehen ist. Lionel Messi hält ihr Baby in den Armen und badet es.

Die Aufnahmen entstanden für einen Benefizkalender mit verschiedenen Barça-Profis. Dass ausgerechnet Messi für den Slot mit dem kleinen Yamal eingetragen war, steigert nun den Hype noch weiter. Der Vater Mounir Nasraoui, der aus Marokko stammt, bediente ihn am Donnerstag mit einem lustigen Scherz. Wer wisse schon, wer da wen gesegnet habe, ob Messi Yamal oder umgekehrt, erklärte er gegenüber spanischen Medien, die ihn in seinem Viertel Rocafonda im katalanischen Mataró umlagerten. Als Siebenjähriger habe sein Sohn dort schon mit Fünfzehn- oder Sechzehnjährigen gekickt, berichtete er auch.

Rocafonda bezeichnet auch Yamal weiterhin als seine Heimat, auch wenn er seit vier Jahren in Barças Nachwuchsinternat La Masia wohnt. Bei Toren formt er seine Hände zu den Nummern 3, 0, 4, den letzten Ziffern der Postleitzahl des Quartiers, und das ist ein Statement, denn Rocafonda hat den Ruf eines Problemviertels. Doch Yamals beste Kumpels sind immer noch die von dort, und bis seine Knochen wegen seiner angehenden Profikarriere zu kostbar wurden, kickte er auch noch mit ihnen auf Sand und Beton. Von Barcelona sind es nur 30 Kilometer.

Der FC Barcelona verpflichtete ihn als Siebenjährigen

Das Nebeneinander von Akademie und Strasse hat sich als sehr produktiv erwiesen für einen Spieler, den die Ausbilder früh als speziell wahrnahmen. Talent haben auch andere Kinder, doch verblüffte die Beiläufigkeit, mit der Yamal es anzuwenden verstand. Schon als Siebenjährigen verpflichtete ihn Barça von einem kleinen Klub in der Stadt Granollers, wohin die Mutter gezogen war, weil sie dort einen Job bei McDonald’s gefunden hatte, während der Vater sich in Rocafonda mit Gelegenheitsjobs durchschlug.

Bereits mit fünfzehn debütierte er dann in der ersten Mannschaft, an der EM avancierte er zum jüngsten Spieler und jüngsten Torschützen der Geschichte. Diesen zweiten Rekord hatte davor der Schweizer Johan Vonlanthen seit 2004 inne. «Junge, Junge, sogar Messi war später dran als er», staunt Lineker. «Was er in seinem Alter macht, hat nicht einmal Pelé fertiggebracht. Er war ein Jahr älter, als er im WM-Final zweimal traf.»

Doch Yamals Spiel fasziniert nicht nur durch Tore. Da sind etwa auch seine drei Torvorlagen – zwei durch perfekte Flanken, die Dani Carvajal gegen Kroatien und Fabián Ruiz gegen Georgien wie ferngesteuert zur Vollendung hinfielen, eine durch das Solo eines Flaneurs vor dem Treffer von Dani Olmo gegen Deutschland.

Da sind seine Dribblings und Tricks, da ist das ganze Paket Fussball, das er als Linksfuss von seiner rechten Seite aus über das Spielfeld sendet. Da ist seine völlig altersuntypische Entscheidungssicherheit, sein Blick für die Nebenleute. Die Beobachter bei Barça sind sich sicher, dass er wie einst Messi nicht immer auf Rechtsaussen bleiben, sondern über kurz oder lang von den Trainern in die Mitte des Spiels gerückt werden wird.

Der siebenfache Weltfussballer Messi, 37, spielt am selben Sonntag in Miami um 20 Uhr amerikanische Ortszeit (2 Uhr MEZ) im Final der Copa América gegen Kolumbien um den x-ten Titel seiner Karriere. Yamal spielt um 21 Uhr in Berlin um seinen ersten. Den Vergleichen begegnet er so weit mit kluger Demut: «Messi ist der beste Spieler der Geschichte. Niemand kann sich mit ihm vergleichen, schon gar nicht ich, der gerade erst angefangen hat. Hoffentlich kann ich die Hälfte seiner Karriere haben.»

Vater Mounir Nasraoui legt sich mit Rechtspopulisten an

Wie lang er diese Bodenständigkeit beibehalten wird, wo er nach dem Halbfinal schon gefragt wurde, wie er sich als Ikone fühle? Sogar zum politischen Thema ist er bereits geworden, seit die Rechtspopulisten von der Partei Vox sein Viertel Rocafonda als «multikulturellen Misthaufen» bezeichneten und über sein Tor gegen Frankreich sagten, ohne ihn «hätte es eben ein anderer geschossen».

Von links bis konservativ wurden Yamal und die Einwanderungsgesellschaft daraufhin verteidigt. Sein Vater Mounir Nasraoui, der sich in Rocafonda schon einmal handgreiflich mit einem Wahlkämpfer von Vox anlegte, erklärte: «Ich bin Marokkaner und stolz darauf, dass mein Sohn Spanien vertritt.» Der Final sei eine Gelegenheit, «diesem Land etwas zurückzugeben».

Yamal, jetzt 17, wird die Schule wohl erst mal nicht weitermachen. Muss er auch nicht. Die Schlagfertigkeit für ein Starleben ist ihm gegeben, die Ausstrahlung auch. So grossflächig, wie sein Ausrüster Adidas ihn vor der EM schon in Barcelona plakatierte, wird er es bald auf der ganzen Welt tun. Für Adidas entschied sich Yamal auch, weil die Deutschen ihn mit einem persönlichen Anwerbungsvideo von Messi bezirzten. Der Rivale Nike hatte dasselbe mit einem Clip von Kylian Mbappé versucht, ohne Erfolg. Messi ist für Yamal ein Vorbild, Mbappé trotz neun Jahren Altersunterschied bereits ein Rivale.

Am Dienstag wird Mbappé vor vollem Haus in Madrid als Reals neuer Galáctico präsentiert. Das Duell zwischen ihm und Barças Yamal könnte den Klubfussball für Jahre so überstrahlen wie zu dessen Madrider Zeiten das von Cristiano Ronaldo und Messi. Doch vorher gibt es für Yamal noch eine EM zu gewinnen und dabei mit Jude Bellingham einen anderen Real-Star zu besiegen. Der Engländer ist erst 21 und wirkt im Vergleich doch schon nachgerade alt.

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