15/10/2024
Als konzernunabhängiger Independent-Verlag fordern wir eine strukturelle Verlagsförderung, um die Bibliodiversität in Deutschland sicherzustellen und zu gewährleisten, dass das konzernunabhängige Verlegen der Independents eine Zukunft hat. Für mehr Vielfalt, für Themen abseits der Mainstreams, für Bücher abseits der Bestsellerliteratur der Konzernverlage!
Ausgangspunkt unserer Forderung, die in der Branche nicht neu ist, war der kürzlich bekanntgegebene Handelsstopp eines Barsortiments für alle Bücher, die nicht nach der EU-Anti-Entwaldungsverordnung zertifiziert sind. What? Genau, eine gut gemeinte Verordnung führte plötzlich dazu, dass ein führendes Barsortiment ab 1.1.25 keine Bücher mehr ohne bestimmte Zertifikate handeln würde. Weitere Details dazu sparen wir uns. Auch ist die Verordnung mittlerweile nach großem Aufschrei zurückgenommen worden bzw. verschoben.
Aber: Von einem Tag auf den anderen waren wir gezwungen, ein Worst-Case-Szenario aufzubauen: Was, wenn die Independents gar nicht mehr in den Handel kommen, weil Unklarheit über die Zertifizierung unserer Bücher herrscht?
Und im weiteren Schritt das seit Jahren immer lautere Grübeln: Was, wenn wir unabhängig von einer solchen EU-Verordnung nicht mehr vertrieben werden von Großhändlern, Ketten, Amazon, weil die Margen mit unserer sehr spezialisierten Literatur für die Großen zu unattraktiv geworden sind?
Für mich war die Erfahrung der letzten Wochen ein Impuls, uns stärker in die Debatten über die Zukunft der unabhängigen Verlage einzubringen. Das erste Ergebnis ist, dass wir über unser Schöne-Bücher-Netzwerk, ein informeller Zusammenschluss unabhängiger Verlage, uns zukünftig für eine strukturelle Verlagsförderung in Deutschland engagieren wollen. Die Stoßrichtung ist: Die Unabhängigen müssen insgesamt strukturell stabilisiert werden.
Die Frage ist ja nicht, ob eine einzelne verunglückte EU-Verordnung die KMU-Verlage aus der Bahn wirft. Die Marktbegebenheiten sind insgesamt so, dass die Independents von solchen und ähnlichen Umständen, von zunehmend unwirtschaftlichen Bedingungen für kleine Akteure, wachsenden Abhängigkeiten von Megakonzernen wie Amazon, aber auch den großen konzernartigen Handelsketten wie Thalia oder Hugendubel, Auslistungen beim Barsortiment, durch wegbrechende Lesermilieus (die auch nicht durch die TikTok-Jugendliche aufgefangen werden, die vermittelt über Social Media nun verstärkt Young Adult-Unterhaltungsromane lesen) und anderen Parametern in die Defensive gedrängt werden.
Die Bibliodiversität sinkt in Deutschland, wie eine Studie des Kulturstaatsministeriums bereits vor einigen Jahren feststellte: https://www.kulturstaatsministerin.de/SharedDocs/Downloads/DE/2021/2021-bkm-verlagsstudie.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Gemeint ist damit, dass die Anzahl der unabhängigen Verlage sinkt oder das unabhängige Verlegen zunehmend nur noch nebenbei, als Hobby oder mäzenatisch betrieben werden kann – in der Folge dominiert die Bestseller-Literatur der Verlagskonzerne. Die Vielfalt der Themen, Perspektiven, Fragen, mithin unserer Weltsicht, wird dadurch maßgeblich eingeschränkt.
Deshalb unterstützen wir den Aufruf des Schöne-Bücher-Netzwerks und des Vereins der Hotlist sowie die Forderung nach einer strukturellen Verlagsförderung, also die pauschale Förderung von unabhängigen Verlagen als Basisfinanzierung für die unabhängige, freie Literaturproduktion.
Praktisch umsetzbar m. E., und das möchte ich aus Verlegerperspektive an dieser Stelle einbringen, durch die Förderung von bis zu 3 Buchprojekten im Jahr mit Fördersummen von bis zu 10.000 Euro.
Sie können diese Forderung unterstützen, indem Sie diesen Aufruf mitverbreiten: https://www.hotlist-online.com – oder zumindest das Stichwort der strukturellen Verlagsförderung mithelfen, in Umlauf zu bringen, auf welche Weise auch immer: in Gesprächen, in Posts auf Social Media etc.
Dr. Alexander Schug (Verleger)Als konzernunabhängiger Independent-Verlag fordern wir eine strukturelle Verlagsförderung, um die Bibliodiversität in Deutschland sicherzustellen und zu gewährleisten, dass das konzernunabhängige Verlegen der Independents eine Zukunft hat. Für mehr Vielfalt, für Themen abseits der Mainstreams, für Bücher abseits der Bestsellerliteratur der Konzernverlage!
Ausgangspunkt unserer Forderung, die in der Branche nicht neu ist, war der kürzlich bekanntgegebene Handelsstopp eines Barsortiments für alle Bücher, die nicht nach der EU-Anti-Entwaldungsverordnung zertifiziert sind. What? Genau, eine gut gemeinte Verordnung führte plötzlich dazu, dass ein führendes Barsortiment ab 1.1.25 keine Bücher mehr ohne bestimmte Zertifikate handeln würde. Weitere Details dazu sparen wir uns. Auch ist die Verordnung mittlerweile nach großem Aufschrei zurückgenommen worden bzw. verschoben.
Aber: Von einem Tag auf den anderen waren wir gezwungen, ein Worst-Case-Szenario aufzubauen: Was, wenn die Independents gar nicht mehr in den Handel kommen, weil Unklarheit über die Zertifizierung unserer Bücher herrscht?
Und im weiteren Schritt das seit Jahren immer lautere Grübeln: Was, wenn wir unabhängig von einer solchen EU-Verordnung nicht mehr vertrieben werden von Großhändlern, Ketten, Amazon, weil die Margen mit unserer sehr spezialisierten Literatur für die Großen zu unattraktiv geworden sind?
Für mich war die Erfahrung der letzten Wochen ein Impuls, uns stärker in die Debatten über die Zukunft der unabhängigen Verlage einzubringen. Das erste Ergebnis ist, dass wir über unser Schöne-Bücher-Netzwerk, ein informeller Zusammenschluss unabhängiger Verlage, uns zukünftig für eine strukturelle Verlagsförderung in Deutschland engagieren wollen. Die Stoßrichtung ist: Die Unabhängigen müssen insgesamt strukturell stabilisiert werden.
Die Frage ist ja nicht, ob eine einzelne verunglückte EU-Verordnung die KMU-Verlage aus der Bahn wirft. Die Marktbegebenheiten sind insgesamt so, dass die Independents von solchen und ähnlichen Umständen, von zunehmend unwirtschaftlichen Bedingungen für kleine Akteure, wachsenden Abhängigkeiten von Megakonzernen wie Amazon, aber auch den großen konzernartigen Handelsketten wie Thalia oder Hugendubel, Auslistungen beim Barsortiment, durch wegbrechende Lesermilieus (die auch nicht durch die TikTok-Jugendliche aufgefangen werden, die vermittelt über Social Media nun verstärkt Young Adult-Unterhaltungsromane lesen) und anderen Parametern in die Defensive gedrängt werden.
Die Bibliodiversität sinkt in Deutschland, wie eine Studie des Kulturstaatsministeriums bereits vor einigen Jahren feststellte: https://www.kulturstaatsministerin.de/SharedDocs/Downloads/DE/2021/2021-bkm-verlagsstudie.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Gemeint ist damit, dass die Anzahl der unabhängigen Verlage sinkt oder das unabhängige Verlegen zunehmend nur noch nebenbei, als Hobby oder mäzenatisch betrieben werden kann – in der Folge dominiert die Bestseller-Literatur der Verlagskonzerne. Die Vielfalt der Themen, Perspektiven, Fragen, mithin unserer Weltsicht, wird dadurch maßgeblich eingeschränkt.
Deshalb unterstützen wir den Aufruf des Schöne-Bücher-Netzwerks und des Vereins der Hotlist sowie die Forderung nach einer strukturellen Verlagsförderung, also die pauschale Förderung von unabhängigen Verlagen als Basisfinanzierung für die unabhängige, freie Literaturproduktion.
Praktisch umsetzbar m. E., und das möchte ich aus Verlegerperspektive an dieser Stelle einbringen, durch die Förderung von bis zu 3 Buchprojekten im Jahr mit Fördersummen von bis zu 10.000 Euro.
Sie können diese Forderung unterstützen, indem Sie diesen Aufruf mitverbreiten: https://www.hotlist-online.com – oder zumindest das Stichwort der strukturellen Verlagsförderung mithelfen, in Umlauf zu bringen, auf welche Weise auch immer: in Gesprächen, in Posts auf Social Media etc.
Dr. Alexander Schug (Verleger)